Geschichte des Kreisgebietes Düren
Der Kreis Düren ist ein Kreis im Westen von Nordrhein-Westfalen
im Regierungsbezirk Köln.
Der Kreis Düren erstreckt sich auf Teile der Nord-Eifel im
Süden des Kreisgebietes und der Jülicher Börde im
Norden. Durch den Kreis fließt von Süd nach Nord die
Rur. Der südwestliche Zipfel des Kreisgebiets gehört
zum Nationalpark Eifel.
Der Kreis Düren grenzt im Norden an den Kreis Heinsberg,
im Nord-Osten an den Rhein-Kreis Neuss, im Osten an den Rhein-Erft-Kreis,
im Süden an den Kreis Euskirchen und im Westen an den Kreis
Aachen.
Im Frühjahr 1816 wurden die Kreise gebildet. Der Kreis Düren
entstand aus den Kantonen Düren und Froitzheim sowie Teilen
der Kantone Eschweiler, Kerpen, Linnich und Monschau. Zu ihm gehörten
außer der Stadt Düren die Gemeinden Langerwehe und Weisweiler
sowie die 22 Bürgermeistereien Arnoldsweiler, Binsfeld, Birgel,
Birkesdorf, Bürvenich, Drove, Echtz, Froitzheim, Füssenich,
Kelz, Lamersdorf, Merken, Merzenich, Nideggen, Niederzier, Nörvenich,
Nothberg, Pier, Sievernich, Straß-Bergstein, Stockheim und
Wollersheim.
1932 kamen aus dem Kreis Düren Nothberg zusammen mit Bohl,
Hastenrath, Scherpenseel und Volkenrath zum Kreis Aachen.
1972 verlor der Kreis Düren Weisweiler zusammen mit Hücheln
und Wilhelmshöhe an den Kreis Aachen.
1972, 1. Januar: Heimbach aus dem damaligen Kreis Schleiden, Nideggen
aus dem Kreis Düren und Schmidt aus dem damaligen Kreis Monschau
wurden zu einer Kommune zusammengefasst und ebenso wie die Gemeinde
Vossenack aus dem damaligen Kreis Monschau zum Kreis Düren
geschlagen. Vossenack wurde Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde
Hürtgenwald.
1972, 1. Januar: Der Kreis Jülich wurde mit dem Altkreis
Düren zum neuen Kreis Düren zusammengelegt. Da der Regierungsbezirk
Aachen aufglöst wurde, kam der Kreis Düren jetzt zum
Regierungsbezirk Köln.
1972, 4. August: Der Verwaltungsgerichtshof entschied, dass Heimbach
wieder eine eigenständige Kommune wird. Schmidt bleibt bei
Nideggen.
1975 kamen Wissersheim, Pingsheim und Dorweiler aus dem damaligen
Erftkreis dazu.
Der Kreis Düren setzt sich aus fünfzehn Gemeinden zusammen.
Fünf von ihnen führen den Titel „Stadt“.
Von diesen fünf ist die Stadt Jülich Mittlere kreisangehörige
Stadt, da ihre Einwohnerzahl zwischen 25.000 und 60.000 liegt.
Die Stadt Düren ist Große kreisangehörige Stadt,
da ihre Einwohnerzahl über 60.000 liegt.
Die folgende Liste zählt die fünfzehn Gemeinden des
Kreises Düren alphabetisch mit amtlichen Namen auf.
Die Einwohnerzahlen – in Klammern – sind vom 30. Juni
2005
(Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen).
Aldenhoven,
Gemeinde -
Düren, Stadt
Heimbach, Stadt -
Hürtgenwald, Gemeinde
Inden, Gemeinde -
Jülich, Stadt
Kreuzau, Gemeinde -
Langerwehe, Gemeinde
Linnich, Stadt -
Merzenich, Gemeinde
Nideggen, Stadt -
Niederzier, Gemeinde
Nörvenich, Gemeinde -
Titz, Gemeinde
Vettweiß, Gemeinde
Das Wappen des Kreises Düren zeigt in der oberen Hälfte
einen wachsenden Löwen, der aus dem Wappen der Herzöge
von Jülich übernommen wurde, die früher die Stadt
Düren mitregierten. Die untere Hälfte des Wappens ist
blau. Darauf ist ein weißes Blatt Papier zu sehen, was auf
die lange Tradition der Papierherstellung in Düren schließen
lässt, die bereits aus dem 16. Jahrhundert überliefert
wird. Auf dem weißen Blatt ist der Buchstabe "D" abgebildet,
der für Düren steht.
Größtes Unternehmen im Kreis Düren ist die Firma
SIG Combibloc in Linnich. Sie ist mit Ihrer Getränkekarton
Herstellung nur ein Beispiel für die Papierindustrie im Kreisgebiet.
In Düren finden sich klassische Papierfabriken und papierverarbeitende
Betriebe, sowie in und um Jülich Wellkarton-Produzenten.
Im Kreis Düren liegen auch Tagebaue der Firma Rheinbraun,
in denen Braunkohle gefördert wird, hauptsächlich zur
Stromerzeugung in drei vier nahegelgenen Kraftwerken. Der größte
Braunkohletagebau der Welt ist der Tagebau Hambach, erheblich kleiner
ist der Tagebau Inden.
In der Voreifel ist sehr viel Tourismus zu finden.
In Jülich wurde 1956 die Kernforschungsanlage gegründet.
Nachdem der Reaktor außer Betrieb genommen wurde, etablierte
sich dort das Forschungszentrum Jülich, die größte
Einrichtung dieser Art in Deutschland.
Der seit 1956 -damals von den Engländern gebaute- Fliegerhorst
Nörvenich ist die größte militärische Einrichtung
im Kreisgebiet.
Auf dem Kreisgebiet befinden sich immer noch zahlreiche Ruinen
des ehemaligen Westwalles.
Der Westwall (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie
bekannt) war ein über ca. 630 km verteiltes Verteidigungssystem,
das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben
und Panzersperren bestand.
Er verlief von Kleve (an der niederländischen
Grenze) in Richtung Süden, entlang der Westgrenze des ehemaligen
Deutschen Reiches, bis nach Weil am Rhein (an der Schweizer Grenze).
Adolf Hitler ließ die Anlage, die eher von propagandistischem
als strategischem Wert war, ab 1936 planen und zwischen 1938 und
1940 errichten. Zuvor hatte das Deutsche Reich unter den Nationalsozialisten
im Jahr 1936 entgegen den Auflagen aus dem Vertrag von Versailles
die durch die Folgen des ersten Weltkriegs von Deutschland demilitarisierten
Gebiete beiderseits des Rheins wieder besetzt.
Vermutlich kam der Begriff Westwall ab Ende des Jahres 1938 mehr
und mehr in Gebrauch, ohne dass zunächst die nationalsozialistische
Propaganda den Begriff in besonderem Maße benutzte. Er stammt
wahrscheinlich aus dem Kreis der am Bau beteiligten Arbeiter. Im
zweiten Halbjahr 1938 wurden noch Begriffe wie "Schutzwall" oder "Todt-Linie" verwendet,
Militärkreise wollten Namen wie "Führer-Linie" oder "Hitler-Linie" populär
machen. Der Name Westwall tauchte wahrscheinlich zum ersten Mal
am 19. November 1938 in einem Artikel der "NSZ-Rheinfront" auf,
der den "Männern vom Westwall" gewidmet war. Hitler
gebrauchte den Namen erstmals öffentlich während seiner
Besichtigungsreise zu den Westbefestigungen vom 14. bis zum 19.
Mai 1939. Ab Mitte 1939 war der Name allgemein bekannt, denn Hitler
erließ am 20. Mai 1939 einen Tagesbefehl an die Soldaten
und Arbeiter des Westwalls. Der offizielle Sprachgebrauch orientierte
sich zuvor mehr an den nachfolgend beschriebenen Programmen, wobei
mit dem Limes-Programm ein Deckname gewählt wurde, der an
den ehemaligen römischen Grenzwall in Germanien erinnern sollte.
Zu unterscheiden waren die folgenden Ausbauprogramme des Westwalls:
Grenzwacht-Programm (Pionier-Programm) für die vordersten
Stellungen aus dem Jahre 1938,
Limes-Programm ebenfalls aus dem Jahre 1938,
Aachen-Saar-Programm aus dem darauf folgendem Jahr 1939,
Die Geldern-Stellung Brüggen-Kleve von 1939 und 1940,
Luftverteidigungszone West 1938
Alle diese Programme wurden unter höchster Priorität
und der Nutzung aller verfügbaren Ressourcen vorangetrieben.
Zu Beginn der jeweiligen Programme wurden Regelbauten am Reißbrett
konstruiert, von denen dann zum Teil viele Tausend gebaut wurden.
Für das Pionierprogramm wurden in erster Linie kleine Bunker
mit drei frontal ausgerichteten Scharten errichtet. Die Anlagen
hatten nur eine Wandstärke von 0,3 m und waren nicht gegen
Giftgas gesichert. Die dort stationierten Soldaten hatten keine
eigenen Betten, sondern mussten sich mit Hängematten behelfen.
An exponierten Stellen wurden ähnlich kleine Anlagen mit kleinen
Panzerkuppeln aufgestellt. Alle diese Bauwerke galten schon während
ihres Baus als veraltet und boten bestenfalls Schutz gegen Splitter
aus Bomben und Granaten. Durchgeführt wurde das Programm von
der Grenzwacht, einer kleinen militärischen Truppe, die unmittelbar
nach der Besetzung des Rheinlandes dort ihre Tätigkeit aufnahm.
Errichtet wurden die Anlagen in der Nähe der Grenze zum Ausland.
Massiver
waren dagegen die Anlagen des Limesprogramms von 1938. Die Anlage
besaß eine Decke und Wände von 1,5 m Dicke,
was sich allerdings schon während des Baus als völlig
unzureichend herausstellte. Vom Regelbau 10 wurden beispielsweise
insgesamt 3.471 Anlagen am gesamten Westwall gebaut. Die Anlage
besaß einen Aufenthalts- und Schutzraum für 10 bis 12
Mann mit einem Eingang und nach rückwärts ausgerichteter
Treppenscharte und einen 0,5 m höher angelegten Kampfraum
mit jeweils einer flankierenden und frontalen Scharte für
ein Maschinengewehr mit einem separaten Eingang. Weitere Scharten
waren für Karabiner vorgesehen; die ganze Anlage war aus den
Erfahrungen des ersten Weltkrieges heraus sicher gegen Giftgas
ausgelegt.
Der Bunker war mit einem gassicheren Ofen beheizbar,
der nach außen führende Kamin mit einem massiven Gitter
verschlossen. Jedem Soldat standen eine Schlafstelle und ein Hocker
zu, der kommandierende Offizier erhielt einen Stuhl. Das Platzangebot
war äußerst gering: Etwa 1 m² Fläche konnten
einem Soldaten innerhalb der Bunker zur Verfügung gestellt
werden, damit war eine drangvolle Enge in den Aufenthaltsräumen
vorgezeichnet. Im Inneren der heute noch erhaltenen Bunker dieses
Typs befinden sich noch die Aufschriften, mit denen die einrückenden
Mannschaften auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden: „Achtung,
Feind hört mit!“ oder auch: „Licht machen nur
bei geschlossener Scharte!“. Das Limesprogramm hatte seine
Ursache in einem Befehl von Adolf Hitler über die verstärkte
Befestigung der deutschen Westgrenze.
Ähnlich typische Bauwerke waren die Doppel-MG-Kasematte vom
Typ 107 und der Regelbau Typ 106a (MG-Kasematten mit Gruppenunterstand)
des Aachen-Saar-Programms mit Betonstärken zwischen 2 m und
3,5 m. Allerdings verzichtete man in diesen Bunkern meist auf frontal
wirkende Scharten und ordnete sie in der Flanke der Bunker an.
Frontalscharten wurden nur in Ausnahmefällen eingebaut und
dann mit einem massiven Panzerschutz versehen. Das veränderte
Konzept der Bunker trug den Erfahrungen aus den vorher errichteten
Regelbauten Rechnung. Das Platzangebot pro Soldat wurde so von
1 m² auf 1,3 m² bis 1,4 m² erhöht. Der Platzmangel
für Verpflegung und Munition in den Bunkern des Pionier- und
des Limesprogrammes wurde behoben, indem spezielle Räume für
Lebensmittel und Munition angelegt wurden. Das am 9. Oktober 1938
beschlossene und Anfang 1939 begonnene Programm schloss die beiden
Städte Aachen und Saarbrücken wegen ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung mit ein. Diese lagen zunächst westlich der Verteidigungslinie
des Limesprogramms.
Im Jahr 1938 befasste man sich erstmals mit der Planung einer
Zone, die den Namen "Luftschutzzone West" erhalten sollte.
Diese sollte aus 60 leichten und schweren Flakbatterien bestehen
und von Jülich bis Speyer verlaufen. Ein Schwerpunkt sollte
auf dem Bereich Mosel-Rhein liegen. Mit den ersten Bauarbeiten
wurde im Bereich des erwähnten Schwerpunktes begonnen. Am
12. November 1938 wurde per Verfügung die Erweiterung der
nun Luftverteidigungszone West genannten Flakzone beschlossen.
Als Termin für den Baubeginn dieser erweiterten Zone wurde
in der Verfügung der 1. März 1939 festgehalten. Die Luftverteidigungszone
West (LVZ-West) schloss sich parallel zu den bereits beschriebenen
Linien in Richtung Osten an.
Die Entfernung zwischen der LVZ-West
und der Hauptkampflinie betrug rund 40 km. Die LVZ-West bestand
im Wesentlichen aus betonierten Stellungen der Flak. Die dort eingesetzten
Waffen sollten einen anfliegenden Gegner in eine größere
Höhe zwingen, wodurch sie seinen Treibstoffverbrauch vergrößern
und seinen Aktionsradius gleichzeitig verringern sollten. Zur Nahverteidigung
besaßen diese Stellungen im Vollausbau Bunker aus dem Limes-
und Aachen-Saar-Programm. Im beschränkten Ausbau wurden nur
die Teile der Stellung aus Beton gefertigt. Die LVZ-West konnte
zu keinem Zeitpunkt vollständig realisiert werden. Es war
nicht möglich, eine Zone von mehr als 600 km Länge durchgehend
mit Flak-Geschützen auszustatten. Bis zum 1. März 1940
wurden im Ausbaubereich der LVZ-West von Düren bis Basel 1544
Anlagen erbaut. Nach dem erfolgreichen Frankreichfeldzug wurde
auch die LVZ-West in die Desarmierung der Westwallanlagen eingeschlossen.
Die Geldern-Stellung verlängerte den Westwall bis nach Kleve
am Niederrhein und wurde erst nach Beginn des Zweiten Weltkrieges
gebaut. Ursprünglich endete der Westwall im Norden in der
Nähe von Brüggen im Kreis Viersen. Errichtet wurden in
erster Linie unbewaffnete Unterstände in allerdings massivster
Bauweise in Beton. Diese Regelbauten vom Typ 102V wurden aus Gründen
der Tarnung gern in der Nähe von landwirtschaftlichen Gehöften
errichtet. Die ebenfalls hier errichteten Doppel-MG-Kasematten
des Regelbautyps 107 sind restlos beseitigt worden.
Außerdem wurden auf vielen Kilometern entlang des Westwalls
Panzersperren gebaut. Diese Sperren wurden ihrer Form wegen auch
Höckerlinie oder Drachenzähne genannt. Die Höcker
aus Stahlbeton stehen in mehreren Reihen auf einem gemeinsamen
Fundament. Regulär lassen sich zwei Hindernistypen nachweisen:
Das Hindernis vom Typ 1938 mit vier von vorn nach hinten ansteigenden
Zähnen und das Hindernis 1939 mit fünf dieser Zähne.
Es wurden aber ebenfalls sehr viele unregelmäßige Höckerlinien
gebaut. Sofern es die Geografie der Gegend zuließ, wurden
anstatt der Panzersperren wassergefüllte Gräben ausgehoben.
Derartige Anlagen finden sich beispielsweise nördlich von
Aachen bei Geilenkirchen.
Weiterhin befinden sich ebenfalls in der Nähe von Geilenkirchen
die Überreste einer Panzersperre, die aus Beutematerial des
Tschechoslowakischen Walles stammt. Es handelt sich hierbei um
zwei durchgehende Schwellen aus Stahlbeton mit der Höhe von
etwa einem Meter, denen im unregelmäßigen Abstand zwei
gegeneinander gesetzte U-Profile aufgesetzt wurden. Der Zwischenraum
der beiden etwa 2 Meter hohen Stahlträger wurde mit Beton
ausgegossen.
Nach dem Krieg wurden die Stahlträger verschrottet, in dem
man sie mit einem Schneidbrenner entfernte. Die Schwellen sind
dagegen noch vorhanden.
Die Bauleistungen des Pionier-Programms wurden größtenteils
von Privatfirmen erbracht, dagegen war man innerhalb der privaten
Wirtschaft nicht in der Lage, für die folgenden Programme
die notwendigen Arbeitskräfte zu stellen. Diese Lücke
füllte die Organisation Todt, benannt nach ihrem Gründer
Fritz Todt. Mit Hilfe dieser Organisation waren zeitweise bis zu
eine halbe Million Menschen am Westwall mit Bauarbeiten beschäftigt.
Den Transport der Bauarbeiter aus ganz Deutschland und des notwendigen
Materiales leistete die Deutsche Reichsbahn, die auf ein gut ausgebautes
Netz von strategischen Eisenbahnen an der Westgrenze aus der Zeit
vor dem Ersten Weltkrieg zurückgreifen konnte.
Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen waren äußerst
unfallträchtig, denn es mussten beispielsweise mit einfachen
Mitteln Panzerteile mit bis zu 60 Tonnen Gewicht gehandhabt und
montiert werden. Das Leben auf der Baustelle und in der Freizeit
war eintönig, so dass viele Menschen vorzeitig in die Heimat
zurückkehrten.
Die notwendigen stählernen Panzerteile für die Aufstellung
von Waffen in den Bunkern konnte die Industrie weder in der benötigten
Menge noch in der notwendigen Qualität liefern, so dass der
militärische Wert der Anlagen nicht sonderlich hoch war. Zu
den Panzerteilen gehörten die Scharten und ihre Verschlüsse
sowie Panzerkuppeln für die Rundumverteidigung. Hinsichtlich
der Legierungsmetalle für die Herstellung dieser Panzerteile
(in erster Linie Nickel und Molybdän) war man vom Ausland
abhängig, so dass man entweder überhaupt keine Panzerteile
einbaute oder diese aus minderwertigem Ersatzmaterial herstellte.
Dieser Mangel war selbst auf offiziellen Fotografien zu erkennen.
Weiterhin waren die Bunker auf Geschütze ausgelegt, die sich
bereits in den ersten Kriegsjahren als unterdimensioniert herausstellten
und deshalb wieder ausgebaut wurden. Die für eine wirksame
Verteidigung notwendigen großkalibrigen Waffen ließen
sich jedoch nicht in die vorhandenen Bunker einbauen.
Trotz der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erfolgten französischen
Kriegserklärung an Deutschland kam es bis zum Beginn des Westfeldzuges
zu keinen größeren Kämpfen am Westwall. Stattdessen
verharrten beide Gegner im Sitzkrieg, wobei keine Seite die andere
angreifen wollte und stattdessen in ihren sicheren Stellungen verharrte.
Nach dem Abschluss des Frankreich-Feldzuges wurden alle beweglichen
Waffen aus den Bunkern des Westwalls entfernt und an anderen Stellen
verwendet. Die betonierten Teile ließ man in der Landschaft
stehen, wodurch die Anlage innerhalb kürzester Zeit völlig
unbrauchbar für die Verteidigung wurde. Stattdessen nutzte
man die Bunker als Lagerräume, beispielsweise für landwirtschaftliche
Geräte. Auch andere Einrichtungsgegenstände, wie z. B.
die nicht mehr benötigten Betten, wurden aus den Bunkern entfernt
und in die neu errichteten zivilen Luftschutzbunker eingebaut.
Die Betten wurden aufgrund ihrer Herkunft oft als „Westwall-Betten“ bezeichnet.
Eine neue Situation entstand mit der Landung in der Normandie
am 6. Juni 1944, als der Krieg auch im Westen wieder voll losbrach.
Am 24. August 1944 erließ Adolf Hitler eine Führerweisung
zum erneuten Ausbau des Westwalls. 20.000 Zwangsarbeiter und Mitglieder
des Reichsarbeitsdienstes (kurz RAD) versuchten mit improvisierten
Mitteln die Verteidigungsbereitschaft wieder herzustellen, was
aber wegen der alliierten Luftüberlegenheit nicht mehr gelang.
Schon während dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass die
Bunker den weiterentwickelten panzerbrechenden Waffen in keiner
Weise mehr gewachsen waren. Auch die ortsansässige Bevölkerung
wurde für derartige Arbeiten herangezogen, meist zum Bau von
Gräben zur Panzerabwehr. Parallel zur Reaktivierung des eigentlichen
Westwalls wurden entlang der Grenzen zum besetzten Ausland kleine
Ringstände in Beton errichtet, die man auch Tobrukstand nannte.
Diese Stände waren im Wesentlichen kleine Schützenlöcher
für einen einzelnen Soldaten.
Im Herbst 1944 kam es dann zu den ersten Kriegshandlungen vor
dem Westwall. Der daraufhin am stärksten umkämpfte Bereich
des Westwalls war die Gegend des Hürtgenwaldes in der Nordeifel,
ca. 20 km südöstlich von Aachen gelegen. In dem unübersichtlichen
und waldreichen Gebiet starben 12.000 Deutsche und etwa ebenso
viele US-Soldaten (näheres unter Allerseelenschlacht). Die
als Denkmal ausgeführte Kirchentür der Pfarrkirche im
Hürtgenwalder Ortsteil Vossenack und eine Kreuzigungsgruppe
eines modernen Künstlers auf dem benachbarten Friedhof berichten
eindrucksvoll von diesen Ereignissen.
Die Operation Market Garden der Alliierten im Herbst 1944 ist
ebenfalls im Zusammenhang mit dem Westwall zu sehen. Innerhalb
dieser Operation versuchte das alliierte Oberkommando, die deutsche
Sperrstellung nördlich durch die Niederlande zu umgehen; das
Unternehmen scheiterte jedoch am verbissenen deutschen Widerstand.
Im Anschluss an die Schlacht im Hürtgenwald begann südlich
davon in der Gegend zwischen Monschau und dem luxemburgischen Echternach
die deutsche Ardennenoffensive aus der Deckung des Westwalls heraus.
Diese Offensive war eine letzte Kraftanstrengung von deutscher
Seite, das Kriegsgeschehen noch zu wenden. Sie kostete vielen Menschen
das Leben, und brachte außer einigen Anfangserfolgen nichts
zustande.
Auch an anderen Stellen wurde am Westwall schwer gekämpft.
Die Besatzungen vieler Bunker verweigerten aus Angst vor den deutschen
Standgerichten die kampflose Übergabe. Viele deutsche Soldaten
haben diese Entscheidung mit dem Leben bezahlt, da vor allem die
Gruppenunterstände keinerlei Schutz gegen die Waffen der Angreifer
boten.
Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der
Saar und im vorderen Hunsrück, siehe auch Osburg-Neuhaus.
Anders lagen die Dinge beim propagandistischen Wert des Westwalls.
Der Bau des Westwalls wurde von der deutschen Propaganda deutlich über
die Notwendigkeit hinaus als unbezwingbares Bollwerk dargestellt,
und zwar sowohl im Inland als auch im Ausland. Nach innen signalisierte
sein Bau defensive Absichten des Regimes, während nach außen
damit sowohl eine Bedrohung als auch eine Beschwichtigung der Nachbarn
Deutschlands verbunden war. Diese Strategie erwies sich aus der
Sicht der Nationalsozialisten zu Beginn wie zum Ende des Zweiten
Weltkrieges als überaus erfolgreich. Zu Beginn des Krieges
verblieben die gegnerischen Truppen hinter ihren eigenen Grenzbefestigungen,
der Westwall stellte für sie nicht nur eine physische, sondern
auch eine psychologische Grenze dar.
In der Nachkriegszeit wurden viele der Westwallanlagen durch Sprengungen
geschleift. Bei diesen Arbeiten sowie bei der Beseitigung der vielen
Minen verloren nochmals Menschen ihr Leben.
In Nordrhein-Westfalen sind noch etwa 30 Bunker unzerstört
vorhanden; der große Rest wurde entweder gesprengt oder mit
Erde zugeschüttet. Von den Panzersperren sind allerdings noch
große Teile an Ort und Stelle zu sehen; in der Eifel zum
Beispiel auf vielen Kilometern Länge. Unter dem Stichwort: "Der
Denkmalwert des Unerfreulichen" wird heute versucht, die verbliebenen
Reste des Westwalls unter Denkmalsschutz zu stellen, da nur so
den nachfolgenden Generationen anschaulich Geschichte präsentiert
werden kann. Allerdings werden immer noch öffentliche Gelder
zu Beseitigung der Reste des Westwalls bereitgestellt.
Da die Bunker
aus den vergangenen Kriegen aber mittlerweile zum archäologischen
Fundus gehören, werden beispielsweise in Nordrhein-Westfalen
archäologische Notgrabungen durchgeführt, wenn einmal
mehr ein Stück des Westwalls – beispielsweise für
eine Straßenverbreiterung – beseitigt werden muss.
Diese Notgrabungen können zwar nicht die vollständige
Zerstörung des zugehörigen Abschnittes verhindern, bringen
aber immer wieder neue wissenschaftliche Erkenntnisse und bislang
unbekannte Details über das jeweilige Bauwerk zu Tage. In
diesem Zusammenhang wird von manchen Menschen, ob Zeitzeuge oder
nachfolgender Generation, die Frage nach der Rechtfertigung des
Denkmalschutzes derartiger militärischer Bauwerke des Nationalsozialismus
gestellt. Soll und will man diese Zeitzeugen aus Beton für
die Nachwelt erhalten – ähnlich wie beispielsweise der
römische Befestigungswall Limes?
In dieser Auseinandersetzung haben sich auch die Naturschützer
zu Wort gemeldet. Für sie sind die großen Reste des
Westwalls wertvolle Biotopketten, in die sich selten gewordene
Tier- und Pflanzenarten zurückgezogen haben. Sie sind hier
ungestört, da die Betonruinen nicht land- oder forstwirtschaftlich
genutzt werden können.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kreis
Düren aus
der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen beschrieben.
In der Wikipedia ist eine Liste
der Autoren verfügbar.
Dem Artikel Westwall aus
der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen beschrieben.
In der Wikipedia ist eine Liste
der Autoren verfügbar. |