Die Stadt Pulheim in Nordrhein-Westfalen liegt nordwestlich von Köln und gehört zum Rhein-Erft-Kreis. Pulheim besteht in seiner heutigen Ausdehnung seit der kommunalen Gebietsreform vom 1. Januar 1975 (vgl. § 3 Köln-Gesetz) und hat seit dem 1. Januar 1981 Stadtrechte. Die Stadt Pulheim grenzt an folgende Städte, im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten: Stadt Köln, Frechen, Bergheim (beide im Rhein-Erft-Kreis), Rommerskirchen, Dormagen (beide im Rhein-Kreis Neuss)
In römischer Zeit gab es im Gebiet der heutigen Stadt zahlreiche villae rusticae, römische Gutshöfe und Landsitze, wie die vielen Bodenfunde belegen. Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurden die Römer durch fränkische Eroberer verdrängt. Da nur wenige Funde aus dieser Zeit bekannt sind, liegen die Anfänge der fränkischen Epoche im Dunkeln. Nennenswerte fränkische Bodenfunde gibt es nur in Stommeln. Erste urkundliche Zeugnisse einzelner Orte stammen aus dem 10. Jahrhundert: Stommeln, Geyen und Sinthern werden erstmals 962 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Brun genannt.
967 wird Pulheim als "Polhem" in einer Urkunde erwähnt, die der Kölner Erzbischof Anno II. für das von ihm gegründete Stift St. Georg ausstellen ließ. Siehe auch: Erzbistum Köln oder Liste der Erzbischöfe von Köln.
Das Gebiet um den heutigen Ort Brauweiler war nachweislich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts im Besitz des lothringischen Pfalzgrafen Hermann I. (Pusillus), der hier ein verfallenes älteres Hofgut zusammen mit einer dem heiligen Medardus geweihten Kapelle wieder aufbauen ließ. Um 991 heiratete sein Sohn und späterer Nachfolger Ezzo die Tochter Mathilde des deutschen Kaisers Otto II. und überreichte ihr das Anwesen als Morgengabe. Beide stifteten im Jahre 1024 die Benediktinerabtei. Die urkundlichen Erstnennungen der übrigen Orte in der Stadt sind jünger: Dansweiler, Freimersdorf und Manstedten werden in einer Liste von Gütern genannt, mit denen der lothringische Pfalzgraf Ezzo sein Hauskloster Brauweiler nach der Gründung ausstattete. Erstmalig erwähnt wird Ingendorf 1094, Orr 1086 und Sinnersdorf 1230 (nach anderer Auffassung 1233, da das Datum der lateinischen Quelle nicht eindeutig lesbar sei). … der Name Sinnersdorf ist die fehlerhaft in das Hochdeutsche gesetzte Form des in der Mundart „Sönneschdörp“ lautenden Siedlungsnamens. Er ist gebildet aus dem Personennamen Sunirih und dem Siedlungswort dorf. Der Benennung mag also die Vorstellung „Dorf des Sunirih“ zugrunde gelegen haben. Wann und aus welchem Anlass diese Benennung erfolgt sein könnte, ist nicht erkennbar …“ (in: Heimatbuch Sinnersdorf: Die Geschichte unseres Ortes, Bd 1. S.18-20) Die jüngste Siedlung ist Stommelerbusch. Sie entstand als Waldrodungssiedlung im 19. Jahrhundert. Während des Mittelalters gehörten der nördliche und westliche Teil der heutigen Stadt mit den Hauptorten Pulheim und Stommeln zum Herzogtum Jülich. Sinnersdorf und Orr wurden vom Herzogtum Berg und vom Kurfürstentum Köln gemeinsam verwaltet. Der südliche Teil um Brauweiler bildete eine eigene Unterherrschaft im Kölner Erzstift. Bedeutende Grundherren in allen Orten waren geistliche Institutionen wie Kölner Stifte und Klöster sowie die Abtei Brauweiler. Das prägende Element im Bild aller Siedlungen bildeten ihre landwirtschaftlichen Großbetriebe. Neben dieser geistlichen Grundherrschaft war der Besitz des Adels geringer. Nennenswerte ritterliche Güter gab es in Stommeln und Geyen. Die Anlage der Geyener Wasserburg (Junkerburg) - ein Lehen der Kölner Domkirche - zeigt noch heute die wehrhaften Funktionen eines Adelssitzes. Neben diesen großen Höfen gab es kleinere und mittlere bäuerliche Betriebe, deren Existenz zum Teil nur durch Anpachtung von Ackerland aus dem Besitz der geistlichen Grundherren gewährleistet war. Der Truchsessische Krieg führte dazu, dass spanische Truppen 1581 durch Pulheim zogen. Zwei Jahre später plünderten wallonische Soldaten die Orte rund um Pulheim. Es kam zu schweren Schäden. Es folgten weiter Plünderungen, bis der Krieg 1589 beendet war. Der Truchsessische Krieg war allerdings nur der Vorbote eines noch schlimmeren Krieges, des Dreißigjährigen Krieges. Abermals wurden große Teile der Orte zerstört und 1623, 1635 und 1666 von der Pest heimgesucht. Erst die Auflösung des geistlichen Grundbesitzes während der französischen Herrschaftsperiode am Ende des 18. Jahrhunderts hatte grundlegende soziale Veränderungen zur Folge. Die landwirtschaftlichen Großbetriebe der Kirchen und Klöster wechselten ihre Besitzer. Vielfach wurden sie von den bisherigen Halfen aufgekauft. Ein Teil dieser Höfe wurde ebenso wie der übrige bäuerliche Besitz während des 19. Jahrhunderts durch die bestehende Sitte der Realteilung unter den Erben aufgesplittet. Neue Häuser und Gehöfte wurden gebaut, was zu einer Verdichtung der Bebauung innerhalb der Siedlungen führte. Zahlreiche Backsteinbauten dieser Zeit prägen noch heute die alten Siedlungskerne. Bereits während der französischen Herrschaftsperiode von 1794 bis 1815 entstanden Mairies, das heißt Bürgermeistereien: Freimersdorf mit Brauweiler sowie Pulheim und Stommeln mit Sinnersdorf. Seit 1816, dem Gründungsjahr des ehemaligen Landkreises Köln unter preußischer Verwaltung, waren die Orte der heutigen Stadt durch wechselnde Verwaltungseinheiten immer wieder miteinander verknüpft. Als Sitz eines größeren Amtsverbandes trat Pulheim mehrfach in Erscheinung. So bestand das Amt Pulheim bis 1956 aus den Orten Pulheim, Sinnersdorf, Esch, Pesch, Orr, Geyen, Manstedten, Auweiler, Stommeln, Stommelerbusch, Ingendorf. Seit 1975 ist Pulheim zentraler Hauptort der gleichnamigen Gemeinde, die am 1. Januar 1981 Stadtrechte erhielt. Seit 1969 unterhält Pulheim eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Guidel, die bereits zuvor mit dem heutigen Pulheimer Ortsteil Brauweiler bestanden hatte. Guidel liegt in der Bretagne an der Atlantikküste, wenige Kilometer von der Stadt Lorient entfernt. 1984 wurde eine weitere Partnerschaft mit der englischen Stadt Fareham eingegangen, die etwa 100.000 Einwohner hat und sich an der Südküste Großbritanniens zwischen Portsmouth und Southampton befindet.
Die Pulheimer Bevölkerung ist, wie nahezu überall im Rheinland, überwiegend katholisch. Die katholische Pfarrgemeinde im Zentralort ist die größte im Erzbistum Köln. Rund 50% aller Pulheimer sind katholisch. Der Kirchturm der Pulheimer Pfarrkirche stammt aus dem 10. Jahrhundert und der sogenannte Altteil aus dem 12. Jahrhundert. Im Laufe zahlreicher Vergrößerungen ist der modernere und große Neuteil entstanden. So gibt es in der Kirche heute etwa 600 Sitz- und 1000 Stehplätze. In den 1920er Jahren baute die RWE AG in Brauweiler ein großes Umspannwerk mit Lastverteiler. Von hier verbindet die älteste Verbundleitung der Welt, die Nord-Süd-Leitung, die Grundlastkraftwerke des Rheinischen Braunkohlereviers mit den Wasserkraftwerken in Süddeutschland. Pulheim ist an die Autobahnen 1 und 57 angeschlossen. Bis zur Fertigstellung der B59n als Ortsumgehung um die Stadtteile Pulheim und Stommeln führte die B59 von Köln in Richtung Grevenbroich durch Pulheim. Im Gegensatz zur sonst üblichen Einweihung durch Verkehrsminister Oliver Wittke wurde dieser Abschnitt der B59n durch den aus Pulheim stammenden Ministerpräsidenten Rüttgers eingeweiht. 2008 wurden dem Teil der ehemaligen B59 in der Innenstadt Pulheims die Rechte als Bundesstraße entzogen. Pulheim ist über die Bahnhöfe im Hauptort und in Stommeln an den Rhein-Erft-Express angeschlossen. Die Buslinien fahren nur teilweise dicht getaktet, gerade der Abend- und Wochenendverkehr ist über das öffentliche Nahverkehrssystem schwierig. Die Stadtverwaltung und einige Parteien denken darüber nach, aus finanziellen Gründen die einzige Bus-Nachtverbindung nach Köln zu beschneiden. In Pulheim sind zahlreiche Sportvereine mit insgesamt über 14.000 Mitgliedern angesiedelt, wobei der Pulheimer SC mit über 6.000 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen in NRW gehört. Erwähnenswert sind noch der ehemalige Frauen-Fußball-Bundesligist FFC Brauweiler-Pulheim(u.a. Deutscher Meister 1997), der Baseball-Bundesligist Pulheim Gophers,der mehrfache Deutscher Meister im Badminton,der TTC Brauweiler und der Softball-Bundesligist Raging Abbots Brauweiler. Der deutsche Straßenmeister im Radsport 2005, Gerald Ciolek, kommt aus Pulheim. Der Pulheimer Stadtsportverband hat im Ville-Wald bei Dansweiler nahe dem Gestüt Villehof eine Lauf- oder Walking-Fitness-Strecke von 3,2 km angelegt, bei der man seine Kondition nach der in 12 Minuten aerob zurückgelegten Wegstrecke je nach Alter und Geschlecht ablesen kann. Dieser Cooper-Test, benannt nach dem vom US-amerikanischen Sportmediziner und Astronautentrainer und Erfinder des Aerobic Fitnesstrainings Kenneth H. Cooper wurde in den 1960er Jahren entwickelt. Die Pulheim-Frechener Eisenbahnfreunde bauen im alten Güterschuppen des Pulheimer Bahnhofs eine 70 m² große H0-Modelleisenbahnanlage auf, die sonntags besichtigt werden kann. Zudem werden regelmäßige Ausstellungen und Tauschbörsen veranstaltet. Der Neubau der Stadtbücherei Pulheim als Teil des Kultur- und Medienzentrums wurde Februar 2006 eröffnet. Sie verfügt über etwa 45.000 Bücher, CDs, CDROMs, DVDs und andere Medien. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Leseförderung für Kinder. Daneben gibt es u.a. zwei allgemein zugängliche größere kirchliche öffentliche Büchereien in den Ortsteilen Stommeln und Brauweiler, die katholische öffentliche Bücherei St. Kosmas und Damian Pulheim sowie zwei größere Schulbibliotheken in den Schulzentren Pulheim und Brauweiler. Regelmäßige Veranstaltungen * KunstTage in der Abtei Brauweiler mit den Kategorien Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Videoinstallationen für KünstlerInnen aus der Region. Synagoge Im Mai 1937 verkaufte die jüdische Gemeinde das Synagogengebäude an den benachbarten Landwirt, der es als Schuppen nutzte. Der Davidstern an der Fassade wurde mit Mörtel überdeckt, und der Käufer verpflichtete sich, das Gebäude aus Rücksicht auf seine sakrale Vergangenheit nicht als Viehstall zu nutzen. Als am 10. November 1938 SA-Männer das Gebäude anzünden wollten, wies der Besitzer daraufhin, dass es sich bei dem Gebäude, das sich in seinem Besitz befände, nicht mehr um eine Synagoge handele. Die Synagoge hat eine Grundfläche von etwa 43 m², und auf der Westseite befindet sich eine Frauenempore mit ca. 11 m². Der aus Feldbrandstein errichtete Bau mit einem Walmdach besitzt an der südlichen Seite eine Schaufassade, die neoromanische Stilelemente aufweist. So einen durch gelbe Backsteine abgesetzten Mittelrisalit mit rundbogigem Giebelabschluss, in dessen Mitte sich der Davidstern befindet, ebenso drei Rundbogenfenster und ein Rautenfries unter dem Dachgesims. Unter dem linken Rundbogenfenster befindet sich eine schmale und schmucklose Eingangstür. Der Toraschrein in der Mitte der Ostwand war flankiert von zwei Fenstern und überhöht von einem kleinen Dreiviertelfenster. 1979 kaufte die Gemeinde Pulheim das ehemalige Synagogengebäude und ließ es bis 1983 umfassend renovieren. Am 2. Oktober 1983 fand die Übergabe des Gebäudes an die Öffentlichkeit statt. Es wird seitdem für wechselnde Kunstausstellungen genutzt. Gleichzeitig ist es ein Denk- und Mahnmal für die jüdische Gemeinde Stommeln. Abtei Brauweiler Eine Besiedlung im heutigen Ortsgebiet Brauweiler lässt sich durch Funde von Keramikscherben, behauenem Flint und einem Hallstattbrandgrab seit der älteren Eisenzeit nachweisen. Aus der Römerzeit stammt eine befestigte Anlage. Bei Grabungen 1983/1984 wurden auf dem Gelände der Abtei Reste eines römischen Herrenhauses (villa rustica) mit zwei Gebäudeflügeln gefunden, die zu einem Gutshof gehörten. Brandschichten deuten darauf hin, dass dieser Gutshof im 4. Jahrhundert abbrannte und nicht wieder aufgebaut worden ist. In der Fundatio monasterii Brunwilarensis (erzählende Quelle eines Brauweiler Mönches gegen Ende des 11. Jahrhunderts) wird auf dem Platz der Bau einer hölzernen Kapelle beschrieben, für deren Altar ein gewisser Brun Reliquien des hl. Medardus aus Soissons mitbrachte. Zeitlich eingeordnet werden könnte der Bau in die Mitte des 8. Jahrhunderts, urkundliche Beweise fehlen jedoch.
Der Erzählung nach wurden die verfallenen Überreste der Kapelle um 985 wieder aufgefunden. Pfalzgraf Hermann I. ließ eine neue Kapelle aus Stein erbauen und durch den Erzbischof Warin von Köln weihen. Neben der Kapelle wurde ein ebenfalls zerstörtes Hofgut neu aufgebaut. Dieses Anwesen entwickelte sich zum Mittelpunkt einer Besiedlung, die bis heute nicht mehr aufgegeben wurde. Um 991 bis 993 fand auf dem Hofgut die Hochzeit zwischen dem Pfalzgrafen Ezzo-Ehrenfried, einem Sohn Hermanns I., und Mathilde, einer Tochter von Kaiser Otto II. und Theophanu, statt. Dabei übertrug Ezzo seiner Frau das Gut, diese widmete es in der Medarduskapelle Christus und den Heiligen. In dieser Zeit war es für den reichen Adel üblich, Klöster und Kirchen bauen zu lassen, um zwischen der Kirche und den Angehörigen des Geschlechts einen lebendigen Zusammenhang herzustellen. Bei einer Wallfahrt nach Rom vor 1024 erhielten Ezzo und Mathilde von Papst Benedikt VIII. Reliquien und ein Kreuz zur Gründung eines Klosters. Als Gründungsort wurde wohl deshalb Brauweiler ausgewählt, weil sich hier Eigenbesitz der pfalzgräflichen Familie konzentrierte und der Platz strategisch günstig an zwei Straßenverbindungen von Köln nach Aachen und Roermond lag. Der damals bedeutende Reformabt Poppo von Stablo wurde nach Vermittlung durch Erzbischof Pilgrim von Köln mit der Klostergründung beauftragt. Poppo stand dabei für eine Klosterreform, die eine strenge Befolgung der klösterlichen Regeln verlangte und damit im Einklang mit Reichskirche und den Adligen stand. Am 14. April 1024 erreichten sieben von Poppo entsandte Mönche Brauweiler und begannen mit dem Bau des Klosters auf dem höchsten Punkt des Geländes, die Kapelle wurde in den Bau mit einbezogen.
Die Kirche selbst wurde etwa 26 Meter nördlich dieser Kapelle errichtet. Noch während der Bauarbeiten starb Pfalzgräfin Mathilde am 20. November 1025 in Aeccheze (vermutlich Echtz bei Düren) und wurde in der Mitte des Kreuzganges vor einem Altar begraben. Kirche und Kloster konnten am 8. November 1028 durch Erzbischof Pilgrim geweiht werden. Die romanische Abteikirche in Brauweiler
Die farbige Fassung der Bauplastik folgt den Resten der ursprünglichen Gestaltung der Romanik. Im Gegensatz dazu steht die aus der Spätgotik stammende feine Rankenmalerei der Gewölbe. An den Pfeilern des Langhauses sieht man monumentale gemalte Heilige aus dem 14. Jahrhundert. Auf dem südlichen Seitenaltar steht ein schönes steinernes Marienretabel vom Ende des 12. Jahrhunderts. Aus hochromanischer Zeit stammt die Sitzfigur des hl. Nikolaus. Die Krypta übernimmt in verkleinerter Form den Grundriss der Kölner Kirche St.Maria im Kapitol. Auch die Oberkirche erwies sich als verkleinerter Nachbau des Kölner Vorbildes. Die Kirche hat zwei Orgeln. Die Westorgel mit ihrem Barockprospekt (höchstwahrscheinlich vom bedeutenden Orgelbauer Balthasar König), der erhalten bleibt und die in ihrem letzten Umbau in den 1960er Jahren durch Willi Peter erfahren hatte. Sie wird von der Orgelbaufirma Weimbs in Hellenthal neu aufgebaut werden mit mechanischer Traktur und Mittelspieltisch (bis Januar 2014). Darüber hinaus sammelt der Orgelbauverein weiterhin Geld und Patenschaften für eine Restauration/Neuaufbau der romantischen Chororgel im linken Seitenschiff, die Peter aus der evangelischen Kirche in Solingen-Gräfrath hier mit der Hauptorgel verbunden hatte. Noch heute prägt die ehemalige Benediktiner Abteikirche St. Nikolaus mit ihrem hoch aufragenden Westbau nicht nur das Ortsbild Brauweilers, sondern bildet zugleich das weithin sichtbare Wahrzeichen dieses Gebietes. Sie zählt zu den großen romanischen Kirchenbauten des Rheinlandes. In der Zeit des Kölner Erzbischofs Anno II. übernahmen die Mönche die Regeln der Siegburger Reform. Die ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Medardus ist der dritte Kirchenbau an dieser Stelle, errichtet von 1136 bis nach 1220. Eine neue Blütezeit brachte die Einführung der Bursfelder Reform seit 1467. Zuletzt errichtete die Abtei nach Plänen von Nikolaus Lauxen 1780 bis 1785 den Prälatenflügel. Nach der französischen Okkupation des Linken Rheinufers erfolgte 1802 die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation. Die Abteikirche wurde katholische Pfarrkirche, während die Abteigebäude nach einem napoleonischen Gesetz ab 1811 als Bettlerdepot und ab 1815 durch die preußische Regierung als Arbeitsanstalt genutzt wurden. 1920 wurden "Bewahrungshaus" und "Zellengebäude" an die Kölner Justizverwaltung vermietet. Die Gebäude dienten ab 1933 für 12 Monate als Konzentrationslager, später als Gefängnis der Kölner Gestapo. 1944 wurde Konrad Adenauer hier für eine Dauer von zwei Monaten inhaftiert. 1945–49 war hier ein offenes Lager der Britischen Armee und später der UNRRA für Displaced Persons.
Mit der Gründung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) als Rechtsnachfolger des Provinzialverbandes Rheinland wurde die Abtei 1954 in die kommunale Verwaltung übernommen. Zwischen 1954 und 1978 wurden hier psychisch kranke, alkohol- und drogenabhängige Menschen behandelt. Nach einer umfangreichen Sanierung und Restaurierung seit 1980 sind heute zwei Kulturdienststellen und das Archiv des LVR in den Gebäuden untergebracht. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ist zuständig für 95.000 Denkmäler im Rheinland. Ihre Aufgabe ist die Bewahrung dieser kulturellen Vielfalt durch ihre Erfassung, Untersuchung und Betreuung. Das Rheinische Archivamt unterstützt die zahlreichen Kommunal-, Wirtschafts- und Privatarchive des Rheinlandes mit fachlicher Beratung, Fortbildung und finanzieller Förderung. Im April 2010 wurde durch die Stiftung Kulturfonds das Archiv für Künstlernachlässe auf den Weg gebracht. In Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landschaftsverband Rheinland stehen im früheren Gutshof durch Umbau von Kuhstall und Scheune vier Depoträume mit 2000 Quadratmetern Grundfläche zu Verfügung. Die erste Leiterin des Archivs ist die Kölner Kunsthistorikerin Regina Barunke. Kunst und Kultur in der Abtei
Die Vogtei über das Kloster Brauweiler lag bis zum Aussterben der pfalzgräflichen Familie Ezzos in den Händen der Gründerfamilie, zunächst bei Ezzo selbst, danach bei seinem Sohn Ludolf († 1031). Sie ging dann über auf Konrad (Kuno) († 1053), danach möglicherweise auf Ezzos Sohn Hermann († 1056). Im Jahre 1051 kam es in einem urkundlich abgesicherten Rechtsakt vor einem Kölner Fürstengericht zu einer Übertragung des Klosters und seines Besitzes unter den Schutz des hl. Petrus und damit des Kölner Erzstiftes. Schutzherren des Klosters war somit die Kölner Erzbischöfe, die die Vogtei in der Folge an Ministeriale vergaben. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden durch Übergriffe auf Klostergut Spannungen zwischen dem Vogt Heinrich von Bachem und dem Kloster. Diese konnten erst nach zwei Vergleichen beigelegt werden. In diesem Zusammenhang wurden durch die Forschung bis heute vier verfälschte und neun ganz gefälschte Urkunden bekannt. Inhalt dieser Fälschungen waren jedoch keine ungerechtfertigten Begünstigungen des Klosters, sondern Versuche, überzogene Forderungen der Vögte abzuwehren. Ab 1360 forderten die Vögte Carsilius von Palant und Philipp von Kendenich (auch Kenthenich o. Kentenich) überhöhte Zahlungen für ihr Amt, die vom Konvent abgelehnt wurden. Es kam zu mehreren Raubzügen gegen Klostereigentum und Entführungen von Hörigen des Klosters, die erst gegen Lösegeldzahlungen freigelassen wurden. 1365 kaufte das Kloster die Vogtei zurück, dafür mussten gegenüber den Familien Kendenich und Palant 1500 bzw. 1300 Goldschilde gezahlt werden. Ein Darlehen mit einem Zins von jahrlich 10 % belastete die Klosterkassen bis 1383 erheblich, dann stellte der Johanniterorden zu Köln zinslos 1500 Goldschilde zur Verfügung, mit denen die Schuld und andere Verbindlichkeiten abgelöst werden konnten. Das Amt des Vogtes wurde ab 1365 nur noch für die Dauer von zwei Jahren vergeben, Probleme mit den Vögten sind seither nicht mehr bekannt geworden. Seit dem Jahr 1500 erholte sich die Abtei wirtschaftlich, hatte jedoch durch einen Prozess mit dem Erzbischof von Trier, Jakob I. von Sierck, um die Landeshoheit über das an der Mosel gelegene Gut Klotten große finanzielle Belastungen zu tragen. Dieser Prozess hatte sich von 1445 bis 1457 hingezogen. Der 1532 eingesetzte Abt Hermann III. Laer ordnete die Klosterfinanzen und führte länger geplante Bauvorhaben in der Abtei durch. Sie entwickelte sich zu einer Bastion des Katholizismus gegen den aufkommenden Protestantismus. Abt Hermann III. nutzte diese Situation und überzeugte Kaiser Karl V., die Abtei unter besonderen Schutz zu stellen. Am 23. November 1547 bestätigte Kaiser Karl V. der Abtei Brauweiler in einem großen Privileg deren Rechte und Freiheiten. Sie genoss damit Schutz vor ihren Gegnern, unabhängig von deren Stand oder Einfluss. Die Abtei wurde jedoch nicht reichsunmittelbar, sondern unterstand weiterhin dem Kölner Erzbischof. Mit dem großen Privileg verbunden war das Recht, ein eigenes Wappen zu führen. Die Pergamenturkunde mit anhängendem Kaisersiegel wird heute im Pfarrarchiv Brauweiler aufbewahrt. Im Text dieser Urkunde wird als Grund für die Wappenverleihung die kaiserliche Abstammung der Stifterin des Klosters genannt. Das Wappen zeigt einen einköpfigen, nach rechts gewandten, rotzüngigen, schwarzen Adler. Mit seinem rechten Fuß hält er einen Abtsstab. Damit ähnelt er dem zweiköpfigen Adler im Reichswappen. Zur weiteren Unterscheidung wurde statt des goldenen ein silberner Hintergrund für das Wappen der Abtei gewählt. |
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