Bad Waldsee ist eine Stadt im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg (Deutschland) und trägt die Prädikate Moorheilbad und Kneippkurort.
Bekannt ist die Stadt auch wegen ihrer historischen Altstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und großer Fußgängerzone. Bad Waldsee ist ein Mittelzentrum der Region Bodensee-Oberschwaben und umfasst als Mittelbereich die Gemeinden Bad Waldsee, Aulendorf und Bergatreute. Bad Waldsee liegt in Oberschwaben nördlich des Altdorfer Waldes auf 584 bis 754 m ü. NN. Die Altstadt erstreckt sich auf einer Landenge zwischen zwei Seen, dem Stadtsee (Osten; 583 m ü. NN), der vom aus Richtung Süden kommenden Urbach gespeist wird, und dem etwas kleineren Schlosssee (Westen), in den der vom Stadtsee kommende Pfaffenbach mündet und der durch die nach Westen fließende Steinach entwässert. Beim nordwestlichen Stadtteil Michelwinnaden entspringt einer von zwei Quellbächen des Donau-Zuflusses Riß. Der Stadtsee kann neben der historischen Altstadt als „Visitenkarte“ von Bad Waldsee angesehen werden. Er liegt mitten in der Stadt und wird vom städtischen Freibad mitgenutzt. Weiter ist ein Bootsverleih vorhanden und der städtische Ruderverein benutzt ihn als Trainingsgewässer. Entstanden ist der See vor rund 16.000 Jahren bei der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit. Der See ist im Besitz der Stadt Bad Waldsee und wird vom Fischereiverein Bad Waldsee durch Angelfischerei bewirtschaftet.
Der Schlosssee liegt ebenfalls mitten in der Stadt, ist aber touristisch nicht erschlossen, da es kaum öffentliche Zugänge an das Seeufer gibt. Der See ist im Besitz des fürstlichen Hauses Waldburg-Wolfegg.
Stadtgliederung
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Bad Waldsee. Sie werden im Uhrzeigersinn von Nord beginnend aufgezählt: Ingoldingen, Eberhardzell (beide Landkreis Biberach), Bad Wurzach, Wolfegg, Bergatreute, Baindt, Wolpertswende und Aulendorf (alle Landkreis Ravensburg) Waldsee wird erstmalig 926 im sogenannten Weißenburger Codex urkundlich erwähnt. In dem Dokument, es geht um die Zerstörungen der Ungarn während ihres Feldzuges durch Süddeutschland, heißt es: „In Walahsé ist eine königliche Niederlassung von den Heiden zerstört worden. Zu ihr gehören zwei Huben Ackerland, 60 Karren Wiesenheu, eine Mühle und eine Kirche“. 1298 wird dem Flecken Waldsee das Stadtrecht verliehen. Die Herrschaft über die Stadt wird aber von den Herren von Waldsee ausgeübt, die die Stadt bald an den Herzog von Österreich, also an die Habsburger verkaufen. 1386 allerdings verpfändet das Haus Habsburg die Stadt Waldsee an den Truchsess Johann II. von Waldburg.
1406 wiederum wird die Pfandherrschaft der Waldburger erneuert, als die Habsburger Waldsee zusammen mit Mengen, Riedlingen, Munderkingen und Saulgau endgültig verpfänden. Seit dieser Zeit ist der Zwangsbund dieser fünf Städte auch als „Fünf Donaustädte“ bekannt. Die Herrschaft der Waldburger hält an, bis Napoléon durch Kriege und Politik ganz Europa neu ordnet. So kommt Waldsee 1806 zum Königreich Württemberg. Bereits 1807 wird Waldsee zur Oberamtsstadt erhoben und bekommt so im Königreich Württemberg mehr Geltung. Waldsee behält diesen Status bis 1938, bis die Nationalsozialisten im Zuge der Gleichschaltung die Oberämter auflösen und die Fläche des Oberamtes Waldsee den neuen Landkreisen Biberach und Ravensburg zuteilen. Nach dem Krieg und im Zuge der wirtschaftlichen Neuorientierung besinnt sich die Stadt ihrer Tradition des Bäderwesens und so wird bereits 1950 das erste Moorbad eröffnet. Durch weiteren Ausbau des Kurwesens erlangt Waldsee bereits 1956 das Prädikat Moorheilbad. 1974 wird Bad Waldsee außerdem das Prädikat Kneippkurort verliehen.
Im Jahr 1918 wurden aufgrund des Ersten Weltkrieges die Nickel- und Kupferscheidemünzen knapp. Deshalb sahen sich viele Gemeinden gezwungen, eigene Ersatzmünzen prägen zu lassen. Auch der Gemeinderat der Stadt Waldsee beriet am 13. März 1918 über die Prägung eigener Münzen. Es wurde beschlossen, Münzen in den Größen 50 Pfennig, 10 Pfennig und 5 Pfennig auszugeben. Der Entwurf der Münzen stammte vom Oberamtssekretär Wanner aus Waldsee und trug auf der Vorderseite das Stadtwappen und auf der Rückseite die jeweilige Zahl der Münze. Die Herstellung der Münzen erfolgte Firma K. A. Lösch aus Leimersheim. Die Münzen konnten bis zum 1. Mai 1922 bei der Stadtpflege wieder eingetauscht werden. Im Jahr 1923, als die Inflation ihren Höhepunkt erreichte, druckte die Stadt ihr eigenes Not-Scheingeld. Am 26. August 1923 entschied der Gemeinderat, Scheine im Wert zu 500.000, 1 Million Mark und 2 Millionen Mark auszugeben. Durch die schnelle Geldentwertung wurde auf die Ausgabe des 1 Millionen-Scheines abgesehen, obwohl die Druckvorlagen für den Schein bereits erstellt waren. Der 2 Millionen-Schein, der mit dem Ausgabedatum 26. August 1923 tatsächlich gedruckt wurde, zeigt auf der Rückseite eine Stadtansicht mit Blick über den See. Später wurde entschieden, weitere Scheine von der Größe 5 Millionen bis zu 10 Billionen zu drucken. Die Rückseite der Scheine von 5 Millionen bis 20 Milliarden zeigt den „Eisernen Mann“, den Truchsess von Waldburg.
Neben der Stadt erhielten einige Waldseer Firmen die Genehmigung zum Druck von Papiergeld. Hierunter waren die Oberamtsparkasse, die Gewerbebank, die Firma Holzindustrie E. Metzger & Co. und die Firma Oberrh. Dampfsäge- und Hobelwerke Offenburg, Werk Waldsee. Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden die folgenden bis dahin selbstständigen Gemeinden nach Bad Waldsee eingemeindet.
Alle eingemeindeten Gemeinden gehörten bereits vor der Kreisreform zum Landkreis Ravensburg.
Die Waldseer Stadtfarben sind Schwarz-Weiß. Der Fisch links vom Wappen steht für den Fischfang aus den städtischen Seen (vor allem dem Stadtsee), der Stern über dem Wappen symbolisiert die besondere Waldseer Marienverehrung, welche sich unter anderem auch in der Frauenbergkapelle („unsere liebe Frau vom Berg“) niedergeschlagen hat und die Schaufel rechts des Wappens steht für den in früheren Jahren florierenden Kornhandel, welcher Waldsee Wohlstand beschert hat. Das Wappen geht vermutlich auf die ersten Besitzer der Stadt, die Herren von Waldsee, zurück, welche in Feld zwei und drei ihres gevierten Wappens einen silbernen Balken in einem schwarzen Feld tragen. Bad Waldsee hat eine Städtepartnerschaft mit Bad Elster und Bâgé-le-Châtel in Frankreich. Die Stadt ist eine Station an der Oberschwäbischen Barockstraße, des Radwanderweges Donau-Bodensee und liegt an der Schwäbischen Bäderstraße. Weiter liegt Bad Waldsee an der Route des Jakobswegs von Nürnberg über Ulm nach Konstanz. Bad Waldsee hat kein festes Theater. Allerdings finden in Stadthalle, Haus am See und katholischem Gemeindehaus regelmäßig Theaterveranstaltungen statt. So zum Beispiel zwischen Neujahr und Fasnet im Gemeindehaus die Vorführungen der Amateurtheatergruppe der Kolpingsfamilie. Museen
Bauwerke
Fasnet: Waldsee ist eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Die Narrenzunft Waldsee wurde am 1. Oktober 1935 gegründet, sie ging direkt aus dem 1908 gegründeten Narrenverein hervor. Die Zunft gehört der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte an. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Narrenzunft Waldsee fand am 19./20. Januar 2008 das große Narrentreffen der VSAN statt, das größte Fest, das jemals in Waldsee ausgerichtet wurde. Altstadt- und Seenachtsfest: Jährlich findet am ersten Wochenende der Sommerferien das Altstadt- und Seenachtsfest statt. Am Samstag laden mehr als 40 Vereine zur gemütlichen Zusammenkunft ein, am Sonntagmorgen findet ein großer Flohmarkt in der Innenstadt statt. Höhepunkt ist das Feuerwerk mit musikalischer Untermalung am Sonntagabend, bei dem über 3.000 farbige Kerzen auf dem Stadtsee treiben. Von Samstag bis Montag ist ein großer Rummelplatz auf der Bleiche. Waldseer Lauffieber: Über 1.500 Sportlerinnen und Sportler laufen seit 2003 jedes Jahr beim Waldseer Lauffieber mit. Neben Halbmarathon (ca. 500 Läufer im Ziel), Marathon (ca. 100 Läufer im Ziel) und 10.000-Meter-Lauf (ca. 250 Läufer im Ziel) werden noch eine Staffel über 4 x 2000 Meter sowie verschiedene Bambini- und Kids-Läufe angeboten. Oberschwäbisches Straßenmusikfestival: Bereits zum vierten Mal fand im Sommer 2009 in Bad Waldsee das oberschwäbische Straßenmusikfestival statt. Samstag war Kneipenmusiknacht und Sonntag spielten Straßenmusiker in der ganzen Altstadt. Erwähnenswert ist, dass an den ersten beiden Veranstaltungen 2005 und 2006 Weltrekorde fürs Guinness-Buch der Rekorde aufgestellt wurden. Waldseer Ruderregatta: Regelmäßig im Herbst findet auf dem Stadtsee die Ruderregatta statt, ausgerichtet vom Ruderverein Waldsee 1900 e. V. Auf Deutschlands höchstgelegener Regattastrecke finden sich jährlich viele hundert Sportler aus ganz Mitteleuropa ein. 2006 fand die Regatta das 44. Mal statt. Sebastiane-Wallfahrt: Jedes Jahr findet am 20. Januar die uralte Wallfahrt zum heiligen Sebastian statt. Vom Bad Waldseer Teilort Haisterkirch geht der Zug der Wallfahrer zur Waldkapelle St. Sebastian auf dem Grabener Höhenrücken. Die jetzige Kapelle stammt aus dem Jahr 1892. Der größte Sportverein in Bad Waldsee ist die TG Bad Waldsee. Die Turngemeinde verfügt über ein großes Breitensportangebot. Mit dem Golfclub Oberschwaben-Bad Waldsee und dem Fürstlichen Golfclub Bad Waldsee gibt es zwei Golfclubs mit je einem 18-Loch- und einem 9-Loch-Golfplatz. Die Waldsee-Therme ist ein 1994 eröffnetes Thermalbad und Therapiezentrum. Es wird aus der heißesten Quelle Oberschwabens gespeist. Mit knapp 65°C kommt das fluorid- und schwefelhaltige Thermalwasser aus der Tiefe. Zudem gibt es den Abenteuer-Kletterpark-Tannenbühl mit neun Parcours und den "Stadtsee Aktiv-Weg" mit einem Wassertretbecken, Fitnessgeräten und einem Tanzglockenspiel. Die Stadt ist mit einigen Buslinien u. a. mit Bad Wurzach, Leutkirch und Ravensburg verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an. Bad Waldsee ist direkt an die B 30 angebunden. Der Bahnhof Bad Waldsee ist Haltepunkt der Württembergischen Allgäubahn. Seit Juli 2010 hält dort auch der 3-Löwen-Takt Radexpress an ausgewählten Sonn- und Feiertagen zwischen Mai und Oktober auf der Fahrt von Aulendorf nach Bad Wurzach. Die nächsten größeren Flughäfen befinden sich in Friedrichshafen und Memmingen. Bad Waldsee selbst hat einen kleinen Segelflugplatz. Zu den bekanntesten Firmen in Bad Waldsee gehören Hymer und das Versandhaus Walz. Hymer ist Hersteller von Reisemobilen und Caravans. Im Werk Bad Waldsee sind über 1000 Mitarbeiter angestellt. Die Firma Baby-Walz wurde 1952 von Alfons Walz gegründet. Sie ist spezialisiert auf den Versand von Baby-Artikeln. Daneben gibt es aber auch zahlreiche mittelständische Unternehmen. Drittgrößter Arbeitgeber ist wegen des ausgeprägten Kurwesens der städtische Kurbetrieb, welcher die Kliniken Maximilianbad, Elisabethenbad und Mayenbad sowie die Waldsee-Therme betreibt. Bad Waldsee verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Ravensburg gehört. Die Stadt ist Sitz des Ernährungszentrums Bodensee Oberschwaben (eröffnet 1997), eines von vier solcher Zentren in Baden-Württemberg. Dieses ist dem Landratsamt Ravensburg in dessen Funktion als Untere Landwirtschaftsbehörde angegliedert. Bad Waldsee besitzt auf dem Döchtbühl ein staatliches Gymnasium, Grundschule, Realschule und Förderschule. Die freie katholische Eugen-Bolz-Schule ist Grund-, Haupt- und Werkrealschule zugleich. Die 1949 gegründete Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee in Trägerschaft des Landesbauernverbands Baden-Württemberg ist eine von fast fünfzig deutschen „ländlichen Heim-Volkshochschulen“ und bietet landwirtschaftliche, hauswirtschaftliche und musisch-kulturelle Seminare für Landwirte und andere Bewohner des ländlichen Raums an. Söhne und Töchter der Stadt
Sonstige mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
Störche in Bad Waldsee Störche gehörten früher in Waldsee selbstverständlich zum Stadtbild. Auf einer Vedute des 17. Jahrhunderts sind Störche auf dem Südgiebel des Rathauses abgebildet und um 1900 auf dem Kornhaus. Selbst das Stadtwappen ist wie der Storch: schwarz, weiß, schwarz auf rotem Grund (Füße). Ebenso gab es in Michelwinnaden Störche auf der Burg oder am Rissursprung. Der Osterhofener Storch ist noch als ausgestopftes Exemplar in der Haisterkircher Schule vorhanden. Auf Bildern von 1901 ist die ummauerte Waldseer Altstadt von großen Feuchtwiesen fast ohne Bäume umgeben. Bei der Storchenzählung 1930 ist Waldsee ein weißer Fleck, da der Storch nicht nach Stuttgart gemeldet wurde. 1986 tauchten nach 30 Jahren wieder Störche auf, als Nistplatz wählten sie sich das Gemeindehaus aus. Diese Störche waren Projektstörche aus der Schweiz und Vorarlberg. Das Männchen überwinterte in Bad Waldsee und wurde im Mühlteich der Riedmühle gefüttert. Kurz bevor Störche im Waldseer Nest auf dem Brauereikamin in Bad Waldsee - Steinach eintrafen, wurde 2006 auf dem Kamin eine Webcam angebracht, die den Blick ins Nest gestattet. Diese Investition wurde dank der BUND-Ortsgruppe Bad Waldsee ermöglicht. |
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