Michelstadt ist eine Stadt im Odenwald in Südhessen, zwischen Darmstadt und Heidelberg gelegen. Geografie
Geografische Lage Michelstadt ist die größte Stadt des Odenwaldkreises. Sie grenzt an die unmittelbar südlich gelegene Kreisstadt Erbach an und bildet mit ihr zusammen das Zentrum des Odenwaldkreises. Die Kernstadt liegt verkehrsgünstig in dem weiten, in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Talzug der Mümling auf etwa 200 Meter Höhe. Die Ortslagen der Stadtteile Steinbach im Nordwesten und Stockheim im Südosten sind mit der Kernstadt baulich zusammengewachsen. Die Stadtteile Rehbach und Steinbuch sind im Westen des Stadtgebietes in höher gelegenen Seitentälern zu finden. Weiten-Gesäß liegt auf einer Bergkuppe im Nordosten, und die beiden höchstgelegenen Stadtteile Vielbrunn (430 Meter) und Würzberg (515 Meter) sind ganz im Osten an der Landesgrenze nach Bayern auf dem Höhenzug angesiedelt, der das Mümlingtal vom Mudtal scheidet. Die höchste Erhebung des Stadtgebiets liegt am westlichen Ortsrand von Würzberg und erreicht 544 Meter.
Von westlich Rehbach bis nordöstlich Vielbrunn erstreckt sich das Stadtgebiet in Ost-West-Richtung auf etwa 16 Kilometer, während sich die Nord-Süd-Ausdehnung im Mümlingtal auf drei bis vier Kilometer beschränkt, entlang der Landesgrenze im Osten jedoch etwa 15 Kilometer erreicht. Nachbargemeinden Michelstadt grenzt im Norden an die Gemeinde Brombachtal, die Stadt Bad König und die Gemeinde Lützelbach, im Osten an die Stadt Klingenberg, die Marktgemeinden Laudenbach, Kleinheubach, die Stadt Miltenberg, die Marktgemeinde Weilbach, die Stadt Amorbach und die Marktgemeinde Kirchzell (alle sieben Landkreis Miltenberg in Bayern), im Süden an die Stadt Erbach, sowie im Westen an die Gemeinden Mossautal und Reichelsheim.
Stadtgliederung Stadtteile von Michelstadt sind:
Geschichte Michelstadt wurde im Jahre 741 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt durch den fränkischen Hausmeier Karlmann, den Onkel Karls des Großen. Michelstadt zählt zu den ältesten Siedlungen des inneren Odenwaldes. Seine Burg ist aus einem fränkischen Gutshof hervorgegangen. Diese wurde zu einem Zufluchtsort für die Bewohner der Umgebung ausgebaut; als fränkisches Königsgut schenkte es im Jahre 741 Fürst Karlmann (der Onkel Karls des Großen) dem Bonifatiusschüler Burkard, dem ersten Bischof von Würzburg. Diese Schenkung war sicherlich dem Bischof Burkhart persönlich zugedacht, denn das Gebiet von „Michelnstat“ ging nach seinem Tode im Jahr 791 wieder an die fränkische Königskrone zurück. Im Jahre 815 wurde die Mark „Michlinstat“ erneut verschenkt. Als Anerkennung für seine großen Verdienste als Vertrauter am Hofe Karls des Großen erhielt Einhard den Hauptort und alles Land im Umkreis von 2 Leugen (etwa 15 km) von Karls Sohn, Ludwig dem Frommen, als freies Eigentum. Er ist der Erbauer der Einhardsbasilika. Im Jahre 819 vermachte er seinen Odenwälder Besitz dem Kloster Lorsch und beschrieb dabei recht genau die Grenzen der Mark Michelstadt.
Mit Einhards Tod am 14. März 840 trat das Kloster Lorsch dessen Erbe an.
Im 17. Jahrhundert wurden die ersten Häuser außerhalb der schützenden Mauern errichtet. Als drittes Stadttor kam 1773 noch das Neutor hinzu. Im 19. Jahrhundert wurden die Tortürme nacheinander abgerissen. Im Jahre 1806 kam Michelstadt mit der Grafschaft Erbach zum Großherzogtum Hessen. Der Bau der Eisenbahnlinie − auch Odenwaldbahn genannt − und ihre Fertigstellung 1870 nach Darmstadt sowie die Weiterführung 1881 nach Eberbach brachte für Michelstadt einen starken wirtschaftlichen Aufschwung: Aus dem einstigen Ackerbürgerstädtchen mit all seinen Handwerkern und Händlern entwickelte sich ein ansehnliches Gemeinwesen mit bedeutenden Industriebetrieben auf der Grundlage einer jahrhundertealten Eisenverarbeitung, die schon im 16. Jhdt. begonnen hatte. Wirtschaftlich begann ein neues Zeitalter. Aus der Tuchweber- und Färberzunft entwickelte sich eine Tuchfabrik, aus Eisenhütten entstanden Maschinenfabriken. Die Elfenbeinschnitzerei war Ausgangspunkt für Betriebe der Souvenir-Branche und der Kunststoff-Verarbeitung.
Im Jahr 2007 wurde die Fusion der Städte Michelstadt und Erbach zur neuen Stadt Erbach-Michelstadt für 2009 beschlossen. Ziel war es, einerseits mit 31.000 Einwohnern eine größere Gewichtung in Hessen zu haben und andererseits Kosten einzusparen. Durch einen Bürgerentscheid in beiden Städten wurde das Vorhaben jedoch gestoppt. Die Michelstädter votierten dabei mit 54,9 Prozent gegen die Städtefusion. Eingemeindungen Im Rahmen der hessischen Gemeindegebietsreform wurden dem Stadtgebiet Michelstadt vom 1. April 1971 bis zum 1. August 1972 sieben bis dahin selbständige Gemeinden zugeordnet. Städtepartnerschaften
Städtefreundschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten Religionen - Christliche Gemeinden
Jüdische Gemeinde
Muslimische Gemeinde
Theater
Museen
Bauwerke Michelstadt hat eine pittoreske Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern. Besondere Erwähnung verdienen – teils innerhalb der Altstadt, teils in den Wäldern des sonstigen Stadtgebiets − die folgenden Bauwerke: das Historische Rathaus, der Diebsturm an der Stadtmauer, der Kellereihof (eine im frühen Renaissancestil überbaute fränkische frühmittelalterliche Burganlage) im Stadtmauer-Ring von Michelstadt, die spätgotische Stadtkirche (Ende des 15. Jahrhunderts), die Einhards-Basilika, das Schloss der Grafen zu Erbach-Fürstenau - Schloss Fürstenau – darin Teile einer alten Wasserburg in Michelstadt-Steinbach, das Jagdschloss Eulbach mit dem Eulbacher Park, die Synagoge, das Römerbad und Kastelle als Teil des Neckar-Odenwald-Limes.
Historisches Rathaus Das Michelstädter Fachwerk-Rathaus, das auf einer Briefmarke der Deutschen Post abgebildet und in der ganzen Welt bekannt ist, wurde im Jahre 1484 im Stil der Spätgotik errichtet, danach mehrfach im Inneren verändert und war von 1743 bis 1903 verschindelt. Das Erdgeschoss des Rathauses diente von Beginn an als Markthalle. Das Rathaus wurde in Rähmbauweise errichtet, der rückwärtige Teil (Ostwand) war ursprünglich ein Teil der Friedhofsmauer, auf der das obere Rähm des Erdgeschosses aufliegt. Der Baumeister ist unbekannt, vermutet wird, dass die Anregung für den Bau von Schenk Adolar von Erbach und Bischof Johann von Dalberg (dessen Berater) ausgegangen sein könnte. — Eine moderne Replik des Rathauses ist die in den 1970er Jahren errichtete Casa Moellmann im brasilianischen Blumenau.
Burg Michelstadt Die Burg Michelstadt, auch Kellerei genannt, ist eine im Wesentlichen im 16. Jahrhundert überbaute fränkische frühmittelalterliche Burganlage, die in den Stadtmauer-Ring um Michelstadt integriert ist. Der als Diebsturm bezeichnete westliche Turm diente als Gefängnis und wird heute bei Stadtführungen fälschlicherweise als der Bergfried der Frankenburg bezeichnet. Die spätgotische Stadtkirche Die 1490 fertiggestellte Stadtkirche wurde als Ersatz für eine in karolingischer Zeit von Einhard an Stelle einer Holzkirche erbauten Steinkirche errichtet. Die Pfeiler des Mittelschiffs sowie die Wände des südlichen und nördlichen Seitenschiffs wurden 1475 gebaut.
Der Chor stammt aus dem Jahr 1461, die Nordwand des Vorchors ist noch karolingisch. Sie beherbergte bis in die 1970er Jahre in ihrem Glockenturm eine der wertvollsten Bibliotheken Deutschlands, die über tausend Bände umfassende Bibliothek des aus Michelstadt stammenden Speyrer Domherren Nicolaus Matz, die dieser seiner Vaterstadt und ihren Bürgern zu Ende des 14. Jahrhunderts vererbte. Die Bibliothek ist mittlerweile in einem eigens dafür umgebauten Lagerhaus der Michelstädter Poststation derer von Thurn und Taxis untergebracht. Die Vorgängerin der Stadtkirche wurde neben dem hier erneut hervorspringenden Bach namens „Kiliansfloß“ erbaut. Der gefasste Kiliansfloß speiste neben dem Taufbecken auch alle städtischen Brunnen. Die eigentliche Quelle des Kiliansfloßes liegt jedoch weit außerhalb der Stadt, der Bach verschwindet unweit des Friedhofs in einem Erdloch und entspringt dann wieder mitten in der Stadt. Einhardsbasilika im Stadtteil Steinbach Die Einhardsbasilika wurde von Einhard erbaut, dem Chronisten und Vertrauten Karls des Großen. Die zwischen 824 und 827 errichtete karolingische Kirche ist eines von wenigen in weiten Teilen erhalten gebliebenen karolingischen Bauwerken überhaupt. Im Auftrage Einhards hatte sein notarius Ratleik in Rom Reliquien der Heiligen Petrus und Marcellinus gestohlen; sie wurden in der Krypta der Basilika aufbewahrt. Als diese begannen, „Blut zu schwitzen“, und zudem Einhards Diener entsprechende Alpträume hatten, kam Einhard zu der Auffassung, daß sich die Gebeine in der Krypta nicht „wohlfühlten“, und daher verlegte er zusammen mit seiner Frau Emma seinen Sitz und die Reliquien nach Ober-Mulinheim am Main, dem heutigen Seligenstadt, das dann auch zu einem Wallfahrtsort mit einer neuen, größeren Basilika wurde. Überliefert ist, dass die gestohlenen Reliquien versteckt von Rom bis Saint-Maurice (Kanton Wallis) transportiert wurden. Von dort wurden sie in einem jubelnden Pilgerzug nach Michelstadt gebracht.
Die Steinbacher Basilika wurde mehrfach umgebaut, erweitert, umgewidmet, diente als Hospital und ab dem 17. Jahrhundert als Scheune. Nach der Wiederentdeckung als karolingisch im Jahr 1873 begann die Erforschung und Sicherung der noch intakten Teile der Basilika. Die Einhards-Basilika war bis 1967 im Besitz der Grafen zu Erbach-Fürstenau. Heute ist das Gelände Eigentum des Landes Hessen. Das Schloss der Grafen zu Erbach-Fürstenau im Stadtteil Steinbach Das gesamte Schlossensemble ist eine sehenswerte Aneinanderreihung verschiedener Baustile: von Resten der alten kurmainzischen Grenzfestung und Wasserburg (um 1300) auf der Nordseite über die gotischen Arbeiten der Steinmetze, die vom Straßburger Münsterbauhof nach Steinbach kamen, hin zum Renaissance-Stil des gigantischen Torbogens (1588) zwischen den beiden westlichen Ecktürmen der Wasserburg, der die Burgmauer ersetzte und den finsteren und feuchten Burghof zum ehemaligen Burggarten hin öffnete, der Renaissance-Schlossmühle, einer ehemaligen Münzprägestätte (heute eigenes Laufwasserkraftwerk), dem zierlichen barocken Kavaliershaus an der Mümling, dem westlich an die Wasserburg angrenzenden klassizistischen Wohntrakt „Neues Palais“ (1810/1811) und der spätbarocken Orangerie im Schlosspark, der ganz modern im englischen Stil gestaltet wurde. Im Obergeschoss der Orangerie war das kleine Schlosstheater untergebracht. Schloss Fürstenau wird noch heute vom Chef des gräflichen Hauses zu Erbach-Fürstenau und seiner Familie bewohnt. Die ehemals kurmainzische Wehranlage lag auf dem Grund des Schenken zu Erbach (einem Ahnherrn des damals noch ungeteilten Geschlechts) und kam 1355 in seinen Besitz. Eine Außenbesichtigung des Schlosses ist tagsüber möglich. In der stilvollen äußeren Vorburg mit einem Torbogen von 1765 haben sich einige bekannte bildende Künstler eingerichtet (u.a. im ehemaligen Marstall, nach 1765). Synagoge Die 1791 errichtete Synagoge in der Mauerstraße 19 ist eine der wenigen Synagogen in Südhessen, die nach der nationalsozialistischen Judenverfolgung erhalten geblieben sind. Römerbad und Kastelle In der unmittelbaren Nähe von Würzberg befinden sich mitten auf einer Waldlichtung die Überreste eines römischen Kastells, das als Teil des Neckar-Odenwald-Limes etwa im Jahre 100 nach Christus erbaut wurde und circa 60 Jahre lang benutzt wurde, bevor die Grenzlinie weiter nach Osten verschoben wurde.
Das Kastell ist nur noch in seinen Umrissen durch einen Erdwall zu erkennen. Das direkt am Kastell gelegene kleine römische Badehaus hingegen wurde teilweise restauriert, die Böden wiederhergestellt und die Mauern bis in eine Höhe von ungefähr einem Meter aufgebaut. So lässt sich trotz der geringen Größe des Bades, das nur für die circa 120 Mann starke Besatzung des Kastells erbaut wurde, der Aufbau eines römischen Bades gut erkennen. Unweit des Ortsteils Vielbrunn sind im Bereich des ehemaligen Jagdschlosses der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg auch noch die Spuren des Limes-Kastells Hainhaus im Gelände sichtbar. Ferner befindet sich am östlichen Rande des Michelstädter Gebietes das Kastell Eulbach nahe dem Eulbacher Park, einem englischen Landschaftspark aus dem frühen 19. Jahrhundert mit dem gleichnamigen Jagdschloss und einem angegliederten Wildpark.
Weitere Bauwerke
Regelmäßige Veranstaltungen
Wirtschaft, Infrastruktur, Öffentliche Einrichtungen Öffentliche Einrichtungen Das Amtsgericht Michelstadt, ein Gericht der Ordentlichen Gerichtsbarkeit, hat seinen Sitz in Michelstadt. Verkehr In Michelstadt kreuzen sich die Bundesstraßen 45 und 47, beides alte Handelsstraßen von Frankfurt am Main nach Augsburg bzw. von Worms nach Würzburg. Die Stadt verfügt über einen Bahnhof an der Odenwaldbahn (Eberbach–Erbach–Darmstadt–Frankfurt bzw. –Hanau). Hier halten Regionalbahn-, (Stadt-Express-) und Regional-Express-Züge der VIAS GmbH. Zudem verfügt Michelstadt über den Sonderlandeplatz Flugplatz Michelstadt, der etwa zwei Kilometer westlich der Stadt liegt und von einem Verein betrieben wird. Radwanderwege Entlang der Mümling führen folgende Radwanderwege:
Bildung
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