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Lindlar ist eine Gemeinde im Westen des Oberbergischen Kreises in Nordrhein-Westfalen (Deutschland), ca. 30 km östlich von Köln gelegen.

Lindlar liegt zwischen 7°15' und 7°28' östlicher Länge sowie 50°58' und 51°5' nördlicher Breite. Der höchste Punkt von Lindlar mit einer Höhe von 361,8 m liegt bei Oberlichtinghagen, der tiefste mit 11o m bei Oberbilstein.

Das Gebiet um Lindlar ist geprägt von trockenen Höhen und feuchten Flusstälern. Die Bergsättel und Talmulden bilden Wasserscheiden zwischen Sülz und Wupper bzw. Lindlarer Sülz und Olpebach, Lindlarer Sülz und Lenneferbach sowie Lenneferbach und Leppe. Die Hauptflüsse sind also die Lindlarer Sülz, die sic in Hommerich mit der Kürtener Sülz vereinigt und anschließend in die Agger mündet, der Lennefer Bach und die Leppe.

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Die Lindlarer Sülz fließt bei Oberhabbach in das Gemeindegebiet, macht bei Brochhagen einen Bogen nach Westen und nimmt in Hartegasse den bei Waldheim entspringenden Breunbach auf. Sie fließt nun weiter durch das Sülztal, nimmt bei Quabach den von Ommerborn kommenden Ommerbach auf und vereinigt sich bei Hommerich mit der Kürtener Sülz zur Sülz.

Der Lenneferbach entspringt nordwestlich von Lindlar und mündet bei Obersteeg in die Sülz.

Die Leppe durchfließt das Leppetal und nimmt bei Kaiserau den Scheelbach auf. Die Leppe mündet in die Agger bei Engelskirchen.

Lindlar ist relativ dünn besiedelt. Der Hauptort Lindlar hat sich jedoch immer weiter ausgedehnt und so verwuchs der Ort vor allem seit 1945 mit verschiedenen Höfen und Orten im Umkreis. Das Gebiet reicht vom Falkenhof und Oberheiligenhoven im Westen über Altenlinde und Schwarzenbach im Norden, Pinnappel und Weyer im Osten bis nach Schümmerich und Altenrath im Süden.

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Der restliche Teil der Gemeinde zeigt, mit Ausnahme der Kirchdörfer, noch immer das übliche Bild von Streusiedlungen. Diese zeigen die für das Bergische Land typische Form des Weilers, der sich im Übergang vom Einzelhof zum Dorfgebilde befindet.

Nachbarstädte sind Gummersbach, Wipperfürth, und Overath die Nachbargemeinden sind Engelskirchen, Marienheide und Kürten.

Lindlar gliedert sich in die Hauptorte: Lindlar (Ortskern), Frielingsdorf, Linde, Hohkeppel, Schmitzhöhe, Kapellensüng. Diese Hauptorte sind auch die Kirchdörfer.

Lindlar liegt mitten im feuchten Bergischen Land, das langjährige Mittel des Niederschlags liegt bei 800-1000mm und nur 5 Monate im Jahr haben eine mittlere Temperatur über 10°C.

Lindlar wird zum "Bergischen Bergland" gezählt. Die Böden sind wenig ergiebig.

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Es ist wahrscheinlich, dass das Gebiet um Lindlar schon in der Frühzeit besiedelt war, jedoch lässt sich darüber keine verbindliche Aussage fällen. Funde aus der Jungsteinzeit (um 2000 v. Chr.), etwa ein Steinbeilfunde bei Kemmerich oder Feuersteinbeil bei Fenke sprechen jedoch dafür.

Bis ins Mittelalter erstreckte sich in dieser Region bis an den Rhein die bergischen Urwälder, die wahrscheinlich höchstens vereinzelt von Jägern oder einzelnen Siedlern bewohnt wurde.

Die Systematische Besiedelung des Bergischen Landes begann erst fünften oder sechsten Jahrhundert auf Grund der Völkerwanderung. Zunächst folgten die Siedler den Flussläufen, in diese Zeit ist wahrscheinlich auch die Erstbesiedelung Lindlars anzusetzen.

Lindlar wurde 1109 das erste mal ukundlich erwähnt. In der Urkunde wurde durch Erzbischof Friedrich I. von Köln die Abgaben der Lindlarer Pfarrkirche an die bischöfliche Hauptkirche von einem Pfund auf zehn Schillinge ermäßigt.

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Lindlar wird als Lintlo bezeichnet, diese Bezeichnung lehnt sich an "Lindengebüsch" an. Ferner musste die Lindlarer Kirche dem St. Severinsstift in Köln gehören und musste, dies war zu dieser Zeit üblich, bei einem Fronhof gebaut worden sein.

Zu einem Fronhof gehörte auch eine Mühle. Da die Kirche als "im Dorfe gelegen" bezeichnet wird, müssen noch weitere Gebäude bestanden haben und da eine Kathedralsteuer nur durch eine Pfarrkirche entrichtet werden mussten, musste es sich bei der Lindlarer Kirche um eine Pfarrkirche handeln.

Eine Pfarrkirche wiederum lässt auf einen fest angestellten Pfarrer, den man mit Land austattete schließen. Also muss in Lindlar auch ein Widenhof, also ein Pfarrhof gestanden haben. Da die Kathedralsteuer normalerweise zwischen drei und zehn Schillingen schwankte, Lindlar jedoch urpsrünglich ein Pfund entrichten musste, muss es sich bei Lindlar um eine besonderst große Pfarrei gehandelt haben.

Da Lindlar im Jahre 1109 schon Kirchdorf war muss der Zeitpunkt der Rodung schon früher angesetzt werden, etwa zwischen 893, dem frühest dokumentierten Zeitpunkt für Rodungen im rheinischen Raum und 1109.

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Der Zeitpunkt kann jedoch weiter eingeengt werden, da eine Urkunde aus dem Jahre 958 existiert in der dem St. Severinsstift in Köln die Kirche zu "Kaldenkapellen" (= Hohkeppel) übereignet wird. Da die Hohkeppler Kirche nachweislich der Lindlarer Pfarrkirche unterstand musste diese also zu diesem Zeitpunkt schon bestanden haben, ihre Entstehung ist also für den Zeitraum zwischen 893 und 958 anzusetzen.

Da der Höfeverband Lindlar eine geistliche Grundherrschaft war, und diese von einer Reihe Rechtshandlungen ausgeschlossen war, brauchte diese die Hilfsleistung einer Vogtei, eine weltlichen Herrschers. Laut einer Urkunde aus dem jahre 1174 waren die Grafen von Berg die Schirmvögte für Lindlar. In diesem Zeitraum sind Hofgerichte in Steinbach, Steinenbrücke und Heiligenhoven belegbar.

Das Hofegricht zu Steinbach und Heiligenhoven war im Besitz der Grafen zu Berg, das in Steinenbrücke gehörte dem Kloster St. Maria zu Dünwald, wurde jedoch vermutlich erst im ausgehenden 13. Jahrhundert von den Grafen zu Berg übernommen. Es waren also drei Grundherren im Raum Lindlar vorhanden: der Stift St. Severin, der Stift ST. Maria im Kapitol und die Grafen von Berg.

Jede Grundherrschaft hatte ihren eigenen Herrenhof (Fonthof, Meierhof) in dem das Hofgericht tagte und eine eigene Mühle. Die Mühle des St. Severinstiftes stand im Dorf Lindlar, die des Stiftes Maria im Kapitol in Dürscheid und die der Grafen zu Berg in Scheel.

Dem Hofgericht übergeordnet war das Schultheißengericht, ein solches ist für den gräflichen Herrenhof Steinbach nachweisbar. Dort findet sich auch die alte Flurbezeichnung "Im Galgenbüschchen". Der Turm der alten romanischen Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist bis heute erhalten geblieben. Die Turmhaube jedoch wurde im 18. Jahrhundert gebaut. Ein drei-schiffiges spätgotisches Langhaus mit Querschiff ist 1500 eingeweiht, das jetzige Langhaus 1826 durch einen Neubau ersetzt worden. Aus dem 12. Jahrhundert erhalten geblieben ist auch das Taufbecken der Pfarrkirche.

Die Pfarrkirche zu Lindlar war Mutterkirche der Kirchen in Hohkeppel und Engelskirchen.

Die Kirche war im Mittelalterlichen Lindlar Zentrum des Dorfes. Das Dorf war mit einem kleinen Außengraben und einem mit einer Hecke bepflanzten Wall befestigt. In verschiedene Richtungen befanden sich Durchgänge die durch Falltore, ähnlich Zugbrücken, gesichert waren. Noch heute errinert der Straßenname "Am Falltor" an einen solchen Durchgang.

Im Laufe der Zeit wurde immer mehr Fläche gerodet und urbar gemacht, teils aus freien Stücken der Bauern, teils auf Befehl des Landesherren. Zentren dieser Expansion waren die Fron- und Herrenhöfe. Hier regierten Beauftragte der Grundherren und musste der Zehnte abgegeben werden. Außerdem mussten die Bauern hier Hand- und Spanndienste leisten. Noch heute erinnert in Lindlar die Straßenbezeichnung "Im Fronhofsgarten" an den ehemaligen Fronhof. Die zunehmend auch auftretenden Gerichts- und Verwaltungsarbeiten wurden ebenfalls im Fronhof erledigt.

Der Fronhof in Lindlar wurde erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1174 als "curtis in lintlo" erwähnt, bis dahin war er Hebestelle für den oberbergischen Stiftzehnten der Großpfarre Gummersbach-Meinerzhagen. Der Fronhof wurde von einem "Meier" verwaltet. Dieser musste seine Abgaben am Severinstag an den Stift abliefern. Einem Register zufolge gehörten zum Frnhof noch acht Köttersgüter und es wurden Hafer, Gerste und Flachs angebaut. Schafe und Hühner wurden als Nutztiere gehalten.

Im Jahre 1247 gibt eine Urkunde des Erzbischofs Konrad von Hochstanden Auskunft über das Meieramt in Lindlar. Es war in diesem jahr also schon ein örtlicher Verwaltungsbeamte des Grafen in Lindlar anwesend. Dies bestätigt auch noch einmal warum in Steinbach keine Pfarrkirche errichtet worden war, sondern die Bewohner der Grundherrschaft der Grafen von Berg die Pfarrkirche in LIndlar besuchten.

Als Zeuge wurde auch ein Henricus aus "Novo Castro" ausgeführt. Seinen Wohnsitz mit Neuenberg zu identifizieren ist nicht genau belegbar da auch Schloß Burg an der Wupper unter diesem Namen erschien.

Im ausgehenden 13. Jahrhundert wurde die alte Meierverfassung durchbrochen, man setzte sich über die Grundherrlichen Bindungen hinweg indem die Pacht nicht mehr an dein Lehnshof sondern an das Kirchspiel entrichtet wurde. Mehrer Kirchspiele nun wurden zu einem Amtsbezirk, an dessen Spitze der Amtmann stand, zusammegefasst. Der Amtmann von Lindlar residierte in der Burg Steinbach, diese ist für das 13. Jahrhundert belegbar, denn als sich Graf Adolf von Berg 1268 mit einem Schreiben an seine "Amtmänner" wandte muss das Amt Steinbach und ebenso die Burg Steinbach schon bestanden haben. Näheres zum Amt Steinbach findet sich in der Beschreibung aus dem Jahre 1363 (s.u.). Das Kirchspiel nun war wieder in kleinere Honschaften unterteilt.

Eine einschneidendes Ereignis machte die Leppe bei Lindlar zur Landesgrenze: im Jahre 1273 verpfändete der Grad Adolf von Berg die Vogtei Gummersbach, wozu auch Gimvorn gehörte an den Grafen Everhard von der Mark.

Im Jahre 1311 verkaufte Heinrich, Herr zu Löwenberg an den Grafen Adolf von Berg Overath. Damit wurde Overath ein Teil des Bergischen Landes und wurde dem Amt Steinbach angegliedert.

In Lindlar tauchten in diesem Jahrhundert die ersten Landwehren auf. Sie bestanden aus Gräben und gestutzten Baum- und Strauchwerk und waren mit teilweise 2 bis 3 Gräben und Wällen eine art unbemannter Wall. Durch Lindlar verliefen vier Landwehrlinien, die eine vom Horpetal an Weyer, Rübach und Holl vorbei.

Sie erreichte bei Löhe und Brochhagen das Sülztal. Über Stüttem nun verlief sie weiter bis nach Norden. Die vermutlich älteste Landwehrlinie verlief südlich von Remshagen, damals noch zu Berg gehörend, vorbei, vom Leppetal aus kommend wieder bei Dassiefen entlang der Landesgrenze, an Scheel und Lichtinghagen weiter ins Landesinnere tretend bei Schnipperinghausen jedoch wieder an der Landesgrenze entlang verlaufend.

Lindlar lag an zwei wichtigen Handelsstraßen, der Landstraße Altenberg-Gimborn und Köln-Marienheide. Überreste der alten Hohlwege lassen sich auch heute noch gut im Gelände ausmachen. Zollstationen befanden sich vermutlich schon einige in Lindlar, wenn diese auch erst für das 17. Jahrhundert nachweisbar sind. Sie standen allem Anschein nach in Lindlar-Mühlenseite, am alten Weg nach Engelskirchen sowie in Horpe ("am Horper Schlagbaum").

1363 wurde dann in einer Urkunde vermerkt: "Amt Steinbach mit Wipperfeld, Bechen, Kürten, Olpe, Lindlar, Overath, Engelskirchen, Keppel (Hohkeppel) und dem Kirchspiel Wipperfürth." Das Amt Steinbach war eines der ältesten Ämter im Bergischen und wurde nach der Burg Steinbach in Ober-Steinbach benannt. Diese Burg besteht heute nur noch als Ruine. Der Mathematiker und Geograph Erich Philipp Ploennies schrieb in seinem Buch "Topographia Ducatus Montani - Abschreibung und Beschreibung des Herzogthums Berg im Jahre 1715":

Von dem Ambt Steinbach. Solches bestehet aus 9 Kirchenspielen, 1. Wupperfurth, 2. Lindlar, 3. Oberrath, 4. Bechen, 5. Ulpe, 6. Kürten, 7. Hochkeppel, 8. Wipperfeld, 9. Engelskirchen. Die 3 ersten Kirchenspiele sind die grösten und alle zusammen der Catholischen Religion zugethan. Es ist zwar ein sehr großes Ambt, aber wegen der vielen unfruchtbahren Berge etwas rauh, und träget daher fast nirgends nichts als Haberfrüchte.

Obsfrüchte sind darin wenig anzutreffen, hingegen findet mann desto mehr Rindvieh und Schwein. Hauptwaldungen hat es nicht, sondern nur gleichsam Büsch zum Brennholz und Reif zu den Fässern daraus zu machen, von welchem sich nicht wenig Menschen in dem Ambt ernehren; sintemahl 17 solche alle nacher Cöln oder Bonn gebracht und daselbst verkauft werden. In dem Dorf Lindlar wohnen vorizo viele Steinhauer, weilen daselbst schöne Stein und Platten sich finden.

In Lindlar wurde zu dieser Zeit ein Landgericht eingerichtet, das den gesamten Bereich von Lindlar, Engelskirchen und Hohkeppel erfasste. Bedingt durch die allgemeine Bevölkerungszunahme wurde im Jahr 1440 Hohkeppel und im Jahre 1554 Engelskirchen zu eigenständigen Pfarreien erhoben. Die Ämter- und Honschaftsaufteilung hatte bis in 19. Jahrhundert Bestand, als die Verfassung durch Napoleon reformiert wurde.

Vom 31. März 1629 bis 17. Juni 1634 war Lindlar im Besitz des Grafen Adam von Schwarzenberg, dem Herrn von Gimborn.

Am 17. Dezember 1625 beraubten brandenburgische Truppen die Kirche. In den Jahren 1795-96 hatte der Ort stark unter der Einquartierung der Soldateska zu leiden. Tiroler Scharfschützen und Barko-Husaren wechselten mit französischen Truppen. Unter anderem hatten General Ney und der Stab des Generals Richepanse hier ihre Quartiere.

Bereits 1701 wurde eine erste Apotheke in Lindlar in einem Bericht des evangelische Prediger Hoffmann aus der Delling urkundlich erwähnt.

Am 20. Oktober 1795 jagten die Landleute von Lindlar die Franzosen aus dem Ort, den Lenneferbach hinab bis nach Bensberg.

Reste älterer Erdbefestigungen in Form eines Walles, der sich von Lindlar bis Waldbröl hinzog, sind auf dem Bergrücken nahe der Kapelle an der Klause erkennbar.

Napoleon erhob im Jahre 1806 das Herzogtum Berg zum Großherzogtum. Das Landgericht Lindlar blieb bestehen, wurde jedoch zum Friedensgericht im Kanton Lindlar erhoben. Das Friedensgericht wurde erst 1879 in Amtsgericht umbenannt.

Der Wiener Kongress beschloss die Angliederung des Rheinlandes an Preußen. Im Bezug auf die Gemeindegrenzen gab es keine Änderungen. Lindlar gehörte fortan zum Kreis Wipperfürth im Regierungsbezirk Köln. 1828 hatte der Ort 5.430 Einwohner, davon 2.728 männliche, 2.702 weibliche, 5.396 katholische und 34 evangelische. Obwohl die Märzrevolution 1848 auf Lindlar keine direkten Auswirkungen hatte, wurde eine "Bürgerwehr" zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellt.

1877 versuchte die Gemeinde eine "Postfuhreinrichtung" nach Wipperfürth und Bergisch Gladbach einzurichten. Trotz einer von der Gemeinde angebotenen "Fahrgeldgarantie" wurden beide Fahrten 1880 von der Post endgültig abgelehnt. 1882 bildete sich im Ort ein "Corps freiwilliger Feuerwehr", deren Ausrüstung von der Gemeinde finanziert wurde.

Im Jahr 1895 musste für das Amtsgericht ein Neubau errichtet werden. Die Kosten dafür trug die Gemeinde, da das Gericht sonst nach Engelskirchen verlegt worden wäre. 1897 bildete der Rat einen Ausschuss, der sich mit dem Thema "Eisenbahn" befasste, da man einen Anschluss Lindlars an das Einsebahnnetz als dringend erforderlich sah.

Zuvor war 1890 schon eine Eisenbahnstrecke nach Immekeppel errichtet worden. Alle Bemühungen der Gemeinde, diese Strecke nach Lindlar weiterzuführen, hatten jedoch zunächst keinen Erfolg. Erst 1906 wurde dieses Vorhaben von der Regierung genehmigt, so dass 1909 mit dem Ausbau der Gleise begonnen und die Strecke 1912 Strecke eröffnet werden konnte.

Bereits 1899 wurde in Lindlar die erste Fernsprechanlage installiert. Volksschulen gab es in dieser Zeit in Lindlar (vier, bis 1900 sechs, bis 1912 acht Klassen), Linde (zwei Klassen), Waldbruch (eine Klasse), Süng (zwei Klassen), Frielingsdorf (ab 1883 drei Klassen), Hohkeppel, Schmitzhöhe und Kalkofen. Aufgrund der wachsenden Schülerzahl wurde 1909 ein Neubau der Volksschule Lindlar errichtet.

Die 1896 wieder eröffnete "Höhere Schule" wurde 1914 wegen Schülermangels und zu hohen Kosten aufgelöst.

Aufgrund des Vermächtnisses des Lindlarer Pfarrers Johannes Fischer und des Schreiners Christian Miebach konnte im Jahre 1891 das Lindlarer Krankenhaus eröffnet werden. Die Betreuung übernahmen die Schwestern der "Armen Dienstmägde Christi" aus Dernbach. Im frühen 20. Jahrhundert entstanden drei Lindlarer Zeitungen: der "Bergische Agent" (1903), der "Bergische Türmer" (ebenfalls 1903) und die "Lindlarer Zeitung" (1912). 1904 bewilligt der Rat den Bau eines Rathauses (heute Haus der Begegnung).

Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 wurden alle Gebiete westlich des Rheins sowie ein Gebiet des "Brückenkopf Köln" besetzt. In Richtung Osten folgte eine 10 km breite "neutrale Zone". Der Westteil der Gemeinde wurde besetzt, der Ostteil gehörte zur neutralen Zone. Da die Besatzungstruppen jeglichen Verkehr unterbanden, einigte man sich, die Zonengrenze der Gemeindegrenze anzupassen. Die Einquartierung alliierter Soldaten belastete die Bevölkerung schwer. Während der Besatzungszeit entwickelte sich ein enormer Schmuggelverkehr, insbesondere von Lindlar in das unbesetzte Horpe. Am 6. November 1919 zogen die Truppen wieder ab.

Die Nichterfüllung des Versailler Vertrages brachte 1921 die Errichtung einer Zollgrenze zwischen den Zonen, so dass am Bahnhof in Lindlar ein Zollbeamter tätig war. Während der Besetzung des Ruhrgebietes 1923 durch die Franzosen kam es wieder zu einem enormen Verkehr auf der bereits 1919 benutzen "Schmuggelstraße", da der Weg von Lindlar nach Remshagen damals die einzige unkontrollierte Verbindung vom besetzten ins unbesetzte Gebiet war.

Da sich die belgischen Besatzer weigerten, die Kontrollen zu verschärfen, drangen Anfang 1923 französische Verbände ins Bergische Land ein und schlossen sämtliche Grenzübergänge. Dies hatte einen passiven Widerstand zur Folge, welcher zu zahlreichen Verhaftungen führte. Erst 1924 zogen die Franzosen wieder ab. Dem 1919 zum ersten mal gewählten Rat gehörten auch zwei Frauen an: Luise Kremer und Carola Lob. 1922 genehmigt die Post die Strecke Lindlar-Wipperfürth, macht allerdings die Gemeinde darauf aufmerksam, das zunächst kein Bus fahren kann weil keiner vorhanden sei. Der Bus fährt ab dem Lindlarer Bahnhof und nimmt die Strecke über Kürten. 1927 wird der Plan der Eisenbahnstrecke Lindlar - Wipperfürth zugunsten der Strecke Bergisch Gladbach - Wipperfürth fallen gelassen.

Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 änderte sich auch Einiges in Lindlar. Da die NSDAP im Lindlarer Rat noch gar nicht vertreten war, wurde am 6. April 1933 ein neuer Gemeinderat eingeführt. Die zwei gewählten Gemeindevertreter der SPD blieben schon der ersten Sitzung fern. Dieser Rat blieb jedoch nur bis zum 4. Mai 1934 im Amt. Von 1934 bis 1945 war Fritz Bergerhoff Bürgermeister von Lindlar. Am 6. August 1935 wurde der Gemeinde Lindlar ihr jetziges Siegel verliehen, weil das Siegel mit dem Preußischen Adler nicht mehr verwendet werden durfte.

Das Siegel ist überliefert vom alten Hohenkeppeler Landgericht, das nach 1700 auf jeden Fall seinen Sitz in Lindlar hatte. 1936 wurden die Straßen in Lindlar laut Beschluss des Rates umbenannt, die Hauptstraße etwa teilweise in "Adolf-Hitler-Straße", die Eichenhofstraße südlich der Kirche wurde teilweise zur "Korbstraße" bzw. "Auf dem Korb" und zur "Horst-Wessel-Straße". Einige dieser Straßenbezeichnungen sind bis heute in Gebrauch, etwa die Namen für die "Kölner Straße", "Schwarzenbachstraße", "Rheinstraße" oder den "Rosenhügel". Im Jahre 1937 wurde nicht nur ein Zeltplatz für die Hitler-Jugend an der Uferstraße, sondern auch ein Lager für den "Reichsarbeitsdienst" im Schloss Heiligenhoven und den "Weiblichen Arbeitsdienst" in Schwarzenbach eingerichtet.

Seit Kriegsbeginn 1939 durften die Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden und abends mussten alle Fenster verdunkelt werden. Während des Krieges befanden sich zwei Kriegsgefangenenlager in Lindlar, eines in Lindlar selbst und eines in Hommerich. Insbesondere das Lager Hommerich gelangte zu einer traurigen Bekanntheit, hier starben 42 von 98 russischen Kriegsgefangenen aufgrund von Misshandlungen und Unterernährung. 1942 wurden die Glocken der Kirchen zu Lindlar, Linde, Hohkeppel und Frielingsdorf zum Einschmelzen abgeliefert. Lediglich die Glocken von Hohkeppel überstanden, gelagert in Hamburg, den Krieg. Auch wurde im selben Jahr das Lindlarer Krankenhaus als Reservelazarett in Anspruch genommen.

Lindlar galt zunächst als relativ sicher vor Luftangriffen. Erst 1944 fielen die ersten Fliegerbomben auf Lindlarer Gebiet, zunächst auf Schmitzhöhe und Schönenborn, dann auf Hausgrund mit zwei Todesopfern und auf Scheel mit einem Todesopfer. Als 1945 der Kriegsschauplatz sich dem Rhein näherte, wurden am 19. März 1945 bei einem Bombenangriff in Engelskirchen auch 5 Lindlarer Bürger getötet. Im April näherte sich die Front dem Gemeindegebiet und es folgten schwere Luftangriffe, bei denen über 13 Menschen den Tod fanden. Seit dem 12. April 1945 standen die Amerikaner in Frielingsdorf und Engelskirchen und erreichten die Grenzen der Bürgermeisterei Lindlar. Es folgte ein starkes Artilleriefeuer auf den Ort, wodurch 4 Lindlarer Bürger starben, auch das Krankenhaus erhielt 25 Volltreffer. Am 13. April gegen 8 Uhr besetzten die Amerikaner schließlich kampflos Lindlar und rückten weiter bis Wipperfürth vor.

Der Zweite Weltkrieg forderte insgesamt ca. 500 Todesopfer innerhalb der Gemeinde Lindlar (sowohl Zivilopfer als auch Gefallene). Am 9. April 1945, etwa acht Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner in Overath, wurden völlig ohne Zusammenhang 10 russische Kriegsgefangene aus Overath von einem Offizier des Volkssturmes in einem Lindlarer Steinbruch zur Sühne für einen Ermordeten Parteimann erschossen. Da die Leichen nur notdürftig mit Schotter bedeckt waren wurden sie alsbald von den Amerikanern gefunden.

Die bereits stark verwesten Leichen wurden ausgegraben und in offenen Särgen auf dem Kirchplatz aufbewahrt. Nun wurden alle Bewohner Lindlars gezwungen an den offenen Särgen vorbeizugehen und die Leichen anzuschauen. Amerikanische Kameraleute filmten dies und ein kurzer Bericht wurde in der amerikanischen Wochenschau gezeigt. Der eigentliche Mörder tauchte unter und konnte nie gefasst werden. Die befreiten russischen Kriegsgefangenen nahmen alsbald selbst Rache und erschossen vier Lindlarer.

Durch den Zustrom von meist protestantischen Flüchtlingen wurde die einzige evangelische Kirche um Umkreis, in Delling, schnell zu klein für die Gläubigen. Seit 1949 wurde es den Protestanten gestattet, in den katholischen Pfarrkirchen zu Lindlar und Frielingsdorf einen evangelischen Gottesdienst abzuhalten. Diese Übergangslösung änderte sich erst 1950 mit der Bildung einer eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde Lindlar. 1954 wurde in Lindlar die evangelische Jubilatekirche und 1965 in Frielingsdorf die evangelische Rogate-Kirche erbaut.

1964 beschloss der Rat der Gemeinde für ab Ostern 1965 die Einrichtung einer einzügigen Realschule für Jungen und Mädchen, außerdem wurde im selben Schuljahr eine Sonderschule eingerichtet. Zum Schuljahrbeginn 1968/69 wurden die alten Volksschulen aufgelöst und in Grund- bzw. Hauptschulen unterteilt. Nun wurden in Lindlar alle evangelischen und katholischen Volksschulen aufgelöst und wie folgt zusammengefasst: Grundschulen in Lindlar, Frielingsdorf, Kapellensüng und Linde, Hauptschulen in Lindlar und Frielingsdorf. Alle Grundschulen mit ausnahme der Lindlarer waren Gemeinschaftsgrundschulen. In der damaligen Gemeinde Hohkeppel befand sich in Schmitzhöhe eine Grund- und Hauptschule.

Anfang der 70er wurde die Winterschule von Lindlar nach Wipperfürth verlegt. 1977 schließlich wurde die Haupt- und Realschule im Schulzentrum am Wilhelm-Breidenbach-Weg untergebracht. Die Hauptschule Frielingsdorf wurde später aufgelöst. Seit 1998 gibt es in Lindlar auch ein Gymnasium, das die Räume der katholischen Grundschule Lindlar bezog. Diese wurde in zwei Grundschulen aufgeteilt. So bestehen heute in Lindlar Grundschulen in Frielingsdorf, Kapellensüng, Linde, Schmitzhöhe, Lindlar-West und Lindlar-Ost, eine Sonder-, Haupt-, und Realschule sowie ein Gymnasium in Lindlar.

Die Bundesbahnstrecke von Lindlar wurde 1966, trotz schärfster Proteste der Gemeindeverwaltung still gelegt, schon 1960 fuhr der letzte Personenzug. Auch die Kleinbahn Marienheide-Engelskirchen wurde 1958 eingestellt. Der Betrieb erfolgte zuletzt auf einem kleinen Stück von Kaiserau bis Engelskirchen. Beide Strecken wurden komplett demontiert.

Im Rahmen der kommunalen Neuordnung am 1. Januar 1975 wurde nicht nur das Amtsgericht Lindlar aufgelöst, sondern auch die Gemeinde Lindlar dem Oberbergischen Kreis zugeschlagen. Die Gemeinde Hohkeppel wurde auf die Gemeinden Overath (vgl. § 10 Nr. 2 Köln-Gesetz), Engelskirchen (vgl. § 13 Abs. 2 Nr. 2 Köln-Gesetz) und Lindlar (vgl. § 14 Abs. 1 Köln-Gesetz) verteilt. Ebenso kamen Teile der Gemeinden Engelskirchen, Gimborn, Olpe und Overath (vgl. § 14 Abs. 2 Köln-Gesetz) hinzu. So gehörte Lindlar seit dem 19. Jahrhundert drei Kreisen an: von 1816-1932 dem Kreis Wipperfürth, von 1932-1974 dem Rheinisch-Bergischen Kreis und von 1975 an dem Oberbergischen. Der Wechsel des Kreises hatte auch auf den Verkehr auswirkungen, so fuhr in Lindlar nicht mehr die Wupsi (KWS Kraftverkehr Wupper-Sieg AG) sondern die OVAG.

„Der Scheffen Sigel zu Keppel“ lautet die Umschrift des Siegels des ehemaligen Gerichtes Keppel zu Lindlar im alten Bergischen Amt Steinbach. Es zeigt im Siegelfeld in einem Barockschild das Wappen: Im oberen Feld den aufsteigenden Bergischen Löwen als Herrschaftswappen, im unteren Feld eine Waage als Symbol der Gerechtigkeit der Schöffen.

Das Siegel ist 3,05 Zentimeter groß und aus einer Urkunde vom 4. Dezember 1781 im Band XV des katholischen Pfarrarchivs in Lindlar überliefert.

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Lindlar 1109, eine Urkunde von 958 erwähnt jedoch bereits Hohkeppel (Kaldenkepelle). Da die Gemeinde Lindlar seinerzeit den größten Teil des Hohkeppeler Landgerichtsbezirks ausmachte, konnte das Schöffensiegel Keppel dem Wappen der Gemeinde zugrunde gelegt werden.

Das Recht zur Führung des Wappens erhielt die Gemeinde am 6. August 1935 durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz.


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Das Foto basiert auf dem Bild "St. Agatha in Kapellensüng" aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons und ist unter unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Frank Vincentz.