Gernsheim ist eine Stadt im hessischen Kreis Groß-Gerau und liegt am Rhein. Als Zusatz trägt Gernsheim den Namenstitel "Schöfferstadt", der ihr 2003 vom Hessischen Innenministerium verliehen wurde. Geographische Lage Gernsheim liegt südwestlich der Stadt Darmstadt direkt am östlichen Rheinufer, südlich des Altrheins bei Stockstadt am Rhein im Rhein-Main-Gebiet. Landschaftlich zählt es zum Hessischen Ried. Nachbargemeinden Gernsheim grenzt im Norden an die Gemeinde Biebesheim und die Stadt Riedstadt (alle Kreis Groß-Gerau), im Osten an die Stadt Pfungstadt und die Gemeinden Bickenbach und Alsbach-Hähnlein (alle Landkreis Darmstadt-Dieburg), im Süden an die Stadt Bensheim und die Gemeinden Einhausen und Groß-Rohrheim (alle Kreis Bergstraße), sowie im Westen an die Gemeinde Hamm am Rhein (Landkreis Alzey-Worms). Stadtgliederung Gernsheim besteht aus den Stadtteilen Allmendfeld, Gernsheim und Klein-Rohrheim. Geschichte Vorläufer der heutigen Stadt Gernsheim war ein römisches Kastell aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Ein 1972 in der Siegfriedstraße ausgegrabener Säulenstumpf stammt noch aus dieser Zeit. Das Kastell wurde spätestens im 3. Jahrhundert verlassen, als die Römer das rechte Rheinufer aufgaben. Nach der Völkerwanderung wurde Gernsheim ein fränkischer Königshof (Ersterwähnung 852 in einer Urkunde Ludwig des Deutschen). 908 gelangte dieser in den Besitz des Klosters Lorsch (Erwähnung im Lorscher Codex) und 1232 unter die Herrschaft von Kurmainz, die bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 währte. So erklärt es sich, dass das Mainzer Rad heute im Wappen erscheint. Stadtrecht bekam Gernsheim 1356 mit einer Urkunde Karls IV.; es wurde befestigt und erhielt ein Wasserschloss als kurfürstliche Residenz. siehe auch Burg Gernsheim
Um 1425 wurde Peter Schöffer, Mitarbeiter Johannes Gutenbergs bei der Erfindung des Buchdrucks, in Gernsheim geboren. Die Stadt Gernsheim, die ihm 1836 auf dem heute nach ihm benannten Platz ein steinernes Denkmal setzte (gehauen von Johann Baptist Scholl aus Darmstadt), feiert den 1503 in Mainz verstorbenen Drucker als größten Sohn der Stadt und nennt sich heute offiziell Schöfferstadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gernsheim durch die Schweden geplündert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde es durch die Truppen Generals Ezéchiel de Mélac 1689 in Brand gesetzt. 1803 kam Gernsheim im Zuge der Zerschlagung des kurfürstlichen Territoriums der Mainzer Erzbischöfe zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (ab 1815 Großherzogtum Hessen).
Im 19. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung geschleift, die Vorstadt erweitert, die Stadt an die Rheinschifffahrt und eine Eisenbahnlinie angeschlossen, und erste Industrieanlagen entstanden. Am 26. März 1945 wurde Gernsheim bei einem amerikanischen Artillerie-Angriff zu 40 % zerstört. Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren ging rasch vonstatten, und Gernsheim nahm eine große Zahl von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf, deren Nachfahren heute noch im Städtischen Museum eine "Ostdeutsche Heimatstube" unterhalten. Eingemeindungen Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 31. Dezember 1971 die beiden bis dahin selbstständigen Gemeinden Allmendfeld am und Klein-Rohrheim auf freiweilliger Basis nach Gernsheim eingegliedert. Allmendfeld wurde 1937 gegründet, Klein-Rohrheim vor ca. 1200 Jahren erstmals schriftlich erwähnt. Partnerstädte
Kultur und Sehenswürdigkeiten Die Bausubstanz des Ortskerns ist heterogen, was sich durch die Kriegszerstörungen erklärt; es dominiert Putz mit Flachdächern. Einzelne historische Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert haben sich in der Magdalenenstraße und in den benachbarten Straßenzügen erhalten, beispielsweise das Haus Zur Krone (Nr. 37) mit entsprechendem Emblem und Inschrift, der Komplex Nr. 64-68 sowie ein Langbau am Peter-Schöffer-Platz (1711) mit Torbogen von 1560 und Sonnenuhr von 1790 (Haus Nr. 71). Pfarrkirche St. Maria Magdalena Die Kirche wurde 1750 durch den Mainzer Baumeister Johann Valentin Thoman erbaut. Stilistisch ist sie der Formensprache Balthasar Neumanns zuzuordnen, der im Umkreis (Heusenstamm, Hofheim) wirkte: Weißer Putz, alternierend mit rotem Sandstein an Lisenen und Portal, dreigliedrige Westfassade mit herauswachsendem dreigeschossigem Turm mit Oculus, Rundbogenfenstern und Zwiebelhaube. Querhaus, Nebenkapellen und Chor wurden 1887 hinzugefügt.
Am 26. März 1945 wurde die Kirche durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstört. Den Wiederaufbau in den Jahren 1947-51 leitete Hugo Becker aus Mainz. Durch Bischof Albert Stohr wurde die neue Kirche am 1. Mai 1951 eingeweiht. In den Jahren 2005/2006 fanden Sanierungsarbeiten statt. Der Hauptaltar des lokalen Baumeisters Andreas Diettmann (1783) mit Skulpturen von Sebastian Pfaff wurde 1953 von Bürstadt, für deren Kirche er geschaffen worden war, nach Gernsheim übernommen. Vor der Kirche steht die Statue des Heiligen Josef, Gernsheims Stadtpatron (restauriert 1979 nach Beschädigung 1945). Rathaus Städtisches Museum Stadthalle Altes Elektrizitätswerk Maria Einsiedel Am Rheinufer, in unmittelbarer Nähe des Hafens und der Fähre nach Hamm am Rhein, befinden sich die Überreste der ehemaligen Rheinbrücke. Sie wurde im März 1945 von der deutschen Wehrmacht vor den von der anderen Rheinseite her heranrückenden Alliierten gesprengt und bisher - trotz mehrerer Anläufe - nicht wieder aufgebaut. Die direkte Verbindung nach Hamm am Rhein wird seither durch eine Fähre ermöglicht. Die Wasserschutzpolizei hat ihr Quartier auf dem Bunker des Brückenschutzes bezogen. Der Bunker ist noch heute Teil der Polizeiwache. Die Brückenreste wirken wie ein Mahnmal gegen den Krieg. Die nächsten Rheinbrücken befinden sich erst in Worms (südliche Richtung) und Mainz (nördliche Richtung). Natur und Sport Durch die Riedlandschaft am Rhein mit Weiden und Schilf führt der Rheinradweg. Der Gernsheimer Stadtwald ist ebenfalls beliebt bei Radfahrern und Joggern; es werden auch naturkundliche Wanderungen organisiert. Der lokale Natur- und Vogelschutzverein hat hier seinen Standort. 1996 wurde ein 18-Loch-Golfplatz auf dem Gelände des aufgegebenen Bruchhofs gebaut; er gehört seit 2006 zum Verbundsystem der Golfanlagen Weiland und wird auf 27-Loch ausgebaut. Einer der bekanntesten Gernsheimer Sportvereine ist die Tanzsportgemeinschaft Blau-Silber, die im Bereich des Garde- und Schautanzsport zu Deutschlands erfolgreichsten Vereinen zählt. Die TSG Blau-Silber ist mehrfacher Hessen-, Deutscher- und Europameister. Das Land Hessen zeichnete den Verein im Jahr 2003 für seine "beispielhafte Vereinsarbeit" mit dem Förderpreis des Landessportbundes aus, dem so genannten Heinz-Lindner-Preis. Regelmäßige Veranstaltungen
Wirtschaft und Infrastruktur Verkehr Schulen
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gernsheim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Das Foto basiert auf dem Bild "Spätgotische Wallfahrtskirche Maria Einsiedel" aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Gabriele Delhey. |