Ute Fittkau-Sudbrack 

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Hann. Münden (früher Hannoversch Münden, verkürzt Münden genannt) ist eine Mittelstadt im Landkreis Göttingen, südliches Niedersachsen, an der Grenze zu Hessen.

Urheber Oliver Hess, Proweb Consulting GmbH
Urheber: Oliver Hess,
Proweb Consulting GmbH.

 

In Hann. Münden befindet sich der Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser. Aufgrund der drei Flussnamen reklamiert die Stadt gelegentlich den Beinamen Drei-Flüsse-Stadt für sich. Bekannt ist die Stadt außerdem durch die Grabstätte des Wanderarztes Doktor Eisenbarth, der verstarb, als er in Münden Station machte.

Von der Lage der Stadt im Weserdurchbruchstal soll auch Alexander von Humboldt angetan gewesen sein. Über das oft verwendete Humboldt-Zitat, Münden sei „eine der sieben schönstgelegenen Städte der Welt“, gibt es aber keine schriftlichen Aufzeichnungen.

Die Stadt heißt laut Hauptsatzung Hann. Münden. Dies wurde 2006 letztmalig festgeschrieben und die Stadt wird auch beim Statistischen Bundesamt mit diesem Namen geführt.

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Der ursprüngliche Name der Stadt, Münden, führte schon sehr früh zu Verwechslungen mit dem ähnlich klingenden Minden, das auch an der Weser liegt und früher ebenfalls von der Handelsschifffahrt aufgesucht wurde. Um ein Unterscheidungsmerkmal zu finden, schuf man die Bezeichnungen Hannoversch Münden oder Hannöverisch Münden im Gegensatz zu Preußisch Minden bzw. Minden in Westfalen oder auch Minden/Westfalen.

Urheber Oliver Hess, Proweb Consulting GmbH
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Hannover wurde nicht wegen der Stadt, sondern wegen des Kurfürstentums und späteren Königreichs Hannover als Namensbestandteil gewählt. Dessen Eingliederung nach Preußen und spätere Umgliederungen blieben beim Stadtnamen unberücksichtigt. So hieß die Stadt weiterhin Hannoversch Münden. Goethe und die Brüder Grimm schrieben meist Minden, manchmal mit dem Zusatz Hannöverisch. Nach Münden adressierte Post tauchte regelmäßig in Minden und manchmal auch in München auf.

Der Name Hannoversch Münden passte wegen seiner Länge zum Beispiel nicht auf die Fahrkarten der Hannöverschen Südbahn. Er führte akustisch aufgenommen zu so abstrusen Bezeichnungen wie Hannover-Schmünden oder auch Hannover-Münden, was einen Stadtteil von Hannover vorgaukelte. Auch Hannover bei Münden oder Hannover bei München kamen damals vor.

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Die Abkürzung Hann. Münden (oft fälschlich Hann.-Münden geschrieben, was wieder den Stadtteil vermuten ließe), ist auch für Ortsunkundige verständlich. Bei der Gebietsreform 1971 scheiterte der Versuch, einfach nur Münden durchzusetzen, wie es sich auch umgangssprachlich eingebürgert hatte. Seitdem heißt die Stadt Hann. Münden. Die Einwohner der Stadt nennen sich Mündener, obwohl seit 1971 Hann. Mündener korrekt wäre.

Hann. Münden ist die südlichste Stadt Niedersachsens und liegt am Zusammenfluss von Fulda und Werra zur Weser, der am Tanzwerder durch den Weserstein markiert ist. Sowohl ihre westliche wie auch Teile der östlichen Gemeindegrenze fallen mit der Landesgrenze nach Hessen zusammen.

Die politische Gemeinde liegt mit ihrer Kernstadt und den eingemeindeten Ortschaften im Grund und an den Hängen der drei Flusstäler; einzige Ausnahme ist der nordöstliche Ortsteil Mielenhausen. Das Stadtzentrum, die historische Altstadt, liegt 23 km südwestlich der Kreisstadt Göttingen und 17 km nordöstlich von Kassel in Hessen.

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Auch geographisch liegt die Stadt auf den Nahtstellen von Reinhardswald, Bramwald und Kaufunger Wald. Die beiden erstgenannten Mittelgebirgszüge werden dem Weserbergland, der letztgenannte dem Norden des Osthessischen Berglands zugeordnet. Bramwald und Kaufunger Wald sind ein Teil des Naturparks Münden.

In die landschaftsprägenden Flüsse münden der aus dem Kaufunger Wald kommende Eselsbach beim Floßplatz in die Fulda, der Ilksbach beim Letzten Heller in die Werra, die aus dem Bramwald kommenden Gewässer Schede (gegenüber von Hilwartshausen) und Nieme (bei Bursfelde) in die Weser.

Geografische Daten der Stadt Hann. Münden:
* Tiefster Punkt, Weseranlegestelle Bursfelde: 110 m ü. NN
* Höchster Punkt, Kleiner Steinberg: 542 m ü. NN
* Stadtzentrum, St.-Blasius-Kirche: 123 m ü. NN
* Höchste Wohnbebauung, Am Schäferhof: 275 m ü. NN

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Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Göttingen wurden die Voraussetzungen für einen Zusammenschluss der bisherigen Kreise Münden, Duderstadt und Göttingen zum heutigen Landkreis Göttingen geschaffen.

Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1973 in Kraft. Im Zuge dieser Verwaltungs- und Gebietsreform wurden gleichzeitig die Gemeinden neu geordnet und zu größeren Einheiten zusammengeschlossen. Seit diesem Zeitpunkt setzt sich die Stadt Hann. Münden aus der Kernstadt und insgesamt zehn Ortsteilen zusammen.

* Kernstadt: Altmünden, Blume, Hermannshagen, Innenstadt, Neumünden, Stadtgebiet Über der Bahn (Galgenberg, Vogelsang, Kattenbühl).
* Ortsteile: Bonaforth, Gimte (mit Hilwartshausen), Hedemünden, Hemeln (mit Bursfelde und Glashütte), Laubach, Lippoldshausen, Mielenhausen, Oberode, Volkmarshausen, Wiershausen.

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Nachbargemeinden sind unter anderen Fuldatal, Reinhardshagen, Scheden, Staufenberg und Witzenhausen. Nicht weit entfernte größere Ortschaften sind Dransfeld und Jühnde und im Südwesten liegt die Großstadt Kassel.

Hann. Münden liegt bei der Jahresdurchschnittstemperatur und der Niederschlagsmenge im Durchschnitt der gemäßigten Zone. Im Frühjahr, Herbst und Winter ist Nebel im Tal der Kernstadt recht häufig. Der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlich -1 bis +2 Grad Celsius. Die wärmsten Monate sind im langjährigen Mittel die Monate Juli und August mit je 13 bis 23 °C.

Hann. Münden gehört geologisch und geographisch zum Niedersächsischen Bergland. Die Altstadt mit dem Zusammenfluss von Fulda und Werra liegt in einem Becken vor dem Durchbruch der Weser zwischen Rabanenkopf (Reinhardswald) und Questenberg (Mündener Stadtforst); an dieser Stelle beträgt die Breite des Tales nur 400 m. Das Niedersächsische Bergland ist von seiner Form her ein flaches Gewölbe aus Schichten der Triaszeit. Die Berghöhen und ihre Flanken werden aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper gebildet. An vielen Stellen tritt Basalterguss vulkanischen Ursprungs auf (siehe Kleiner Steinberg), an einigen Stellen wurde Quarzit festgestellt. Das im Mesozoikum entstandende Mündener Buntsandsteingebiet wird im Flussdreieck von Werra und Fulda durch Material aus dem Paläozoikum ergänzt, das über Eder und Fulda ins Mündener Becken geschwemmt wurde.

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800–1200 erste Siedlungen und Gründung
Die Gründung der Stadt ist nicht genau belegt. Die erste urkundliche Erwähnung in einem Dokument von 1183 spricht schon von einer Stadt. Eine Siedlung Gimundi an der Stelle des jetzigen Altmünden wurde schon ungefähr 802 an die Reichsabteien Fulda und Corvey verschenkt. Dort hielt sich Kaiser Heinrich III. im Jahr 1049 auf.

1200–1600 Stapelrecht und Reformation
1247 erhielt Münden das Privileg des Stapelrechts, das der Stadt zu einem großen Aufschwung verhalf. Erst 1823 wurde das Mündener Stapelrecht aufgehoben. Im 16. Jahrhundert war Münden durch den Weserhandel die wichtigste Handelsstadt bis Bremen für Waren vor allem aus Thüringen. Gehandelt und auf der Weser transportiert wurden vor allem Färberwaid, damals ein wichtiges blaues Färbemittel, Glas, Textilien und Flöße mit Holz und Getreide aus Thüringen. Von der Nordsee kamen weseraufwärts Heringe und andere Fische.

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Durch ihre Heirat mit Erich, in dessen Fürstentum Calenberg-Göttingen Münden lag, bekam Elisabeth von Brandenburg Münden als Leibzucht und Herrschaftsgebiet zugesprochen. Elisabeth kam früh mit den Ideen der Reformation in Berührung und holte den Reformator Antonius Corvinus nach Münden. In den Jahren 1540-1545 führte sie als Witwe von Erich und Regentin für ihren unmündigen Sohn in Calenberg-Göttingen noch vor dem Augsburger Religionsfrieden den Protestantismus ein.

1600–1800 Dreißigjähriger Krieg und Absolutismus
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt am 30. Mai 1626 - Blutpfingsten - nach mehrtägigem Beschuss durch die Soldaten Tillys eingenommen und ein Großteil der Bevölkerung umgebracht.

Im Siebenjährigen Kriegs wurde die Stadt in der Zeit zwischen 1757 und 1762 wiederholt von französchischen Truppen besetzt.

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1776 wurden in Münden fast 20.000 hessische Soldaten eingeschifft, die der Landgraf von Hessen-Kassel Friedrich II. an den hannoverschen Kurfürsten und König von Großbritannien, Georg III., vermietet hatte. Sie wurden im Kampf gegen die amerikanischen Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eingesetzt. Die Rückführung der Soldaten fand im November 1783 auch über Münden statt, aber kaum mehr als die Hälfte kam zurück.

1800–1914 Gründerzeit und Industrialisierung
Ein Reihe von für die Stadt wichtigen Firmengründungen fällt ins 19. Jahrhundert. Und bereits 1856 erhielt Münden einen Anschluss an das entstehende Eisenbahnnetz.

1868 gründete der preußische König Wilhelm I. die Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden. 1870 folgte die Eröffnung des Forstbotanischen Gartens. Die Akademie wurde 1922 umbenannt in Forstliche Hochschule und 1939 der Georg-August-Universität Göttingen als Forstwissenschaftliche Fakultät angegliedert; der Umzug der Fakultät erfolgte 1970/1971.

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Von 1885–1972 war das damalige Münden Kreisstadt des Landkreises Münden, der am 1. Januar 1973 im Landkreis Göttingen aufging.

Über Jahrhunderte wurden im Kaufunger Wald unter anderem am Kleinen Steinberg Basalt und Braunkohle abgebaut, die auf der Kohlenstraße und von 1894 bis 1931 über die Steinberg-Drahtseilbahn nach Hann. Münden transportiert wurden.

1933–1945 Zeit des Nationalsozialismus
Am 30. März 1933 wurden Adolf Hitler die Ehrenbürgerrechte der Stadt verliehen. Erst 75 Jahre später, am 27. März 2008, wurde diese Ehrenbürgerschaft durch den Rat der Stadt einstimmig aberkannt.

Im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ inszenierten einige nationalsozialistische Studenten der forstlichen Falkultät am 10. Mai 1933, wie an vielen anderen Orten in Deutschland, eine Bücherverbrennung auf dem Marktplatz.

Am 1. Oktober 1934 wurde Münden wieder Garnisonstadt. Mit der 1935 errichteten Werratalbrücke der Reichsautobahn (heutige A 7) hatte die Stadt für einige Jahre die größte europäische Talbrücke.

Die Novemberpogrome 1938 hatten auch ihre lokale Ausprägung. Am 9. November 1938 wurden in der Mündener Synagoge erhebliche Sachbeschädigungen verübt, die Bundeslade, Gebetbücher- und tücher öffentlich auf dem Tanzwerder verbrannt. 1942 wurden die bis dahin noch verbliebenen jüdischen Mitbürger in KZ verschleppt. Von 126 ist nachgewiesen, dass sie dort ums Leben kamen.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Hann. Münden bis auf wenige Ausnahmen von direkten Kriegsauswirkungen und Kampfhandlungen verschont. Am 17. Mai 1943 erreichte die Stadt eine Flutwelle, die durch Bombardierung der Edertalsperre ausgelöst wurde und beträchtliche Schäden anrichtete, in der Stadt direkt aber keine Todesopfer forderte.

Am 30. und 31. März 1945 fanden zwei Luftangriffe auf Münden statt; 32 Menschen wurden getötet und 50 schwer verletzt. Deutsche Pioniere sprengten am 5. April 1945 kurz vor dem Eintreffen der vorrückenden amerikanischen Truppen bis auf die historische Werrabrücke alle Brücken im Stadtgebiet, insbesondere auch die Werratalbrücke der Reichsautobahn.

Am 6. und 7. April 1945 nahmen amerikanische Truppen der 69. US-Infanterie-Division und des 273. US-Infanterie-Regiments unterstützt vom 777. US-Panzer-Bataillon und vom 661. US-Panzer-Jäger-Bataillon kämpfend die Stadt ein. Beim Kampf um Münden kamen 94 deutsche Soldaten, Volkssturm- und RAD-Angehörige und Zivilisten ums Leben; über die amerikanischen Verluste, die es gegeben hatte, liegen keine Zahlen vor. Entsprechend der alliierten Abmachungen lag die Stadt in der britischen Besatzungszone und am 20. Mai 1945 rückten britische Soldaten ein.

Am 8. Mai 1856 erhielt die Stadt erstmals durch die Hannöversche Südbahn Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Strecke führte von Hannover, Göttingen und Dransfeld nach Hann. Münden; die heutige Verbindung über Eichenberg kam erst 20 Jahre später. Am 23. September 1856 wurde die Hannöversche Südbahn bis Kassel verlängert. Zur Vermeidung einer Linienführung über kurhessisches Gebiet wurde die Strecke ab Göttingen über Dransfeld geführt. Dafür nahm man Steigungen von bis zu 18 Promille in Kauf. Der Streckenabschnitt Göttingen–Dransfeld–Münden, der 1980 stillgelegt und noch bis 1995 als Güteranschlussgleis genutzt wurde, bekam so den Beinamen Dransfelder Rampe.

Diese Hauptstrecke, an der sich heute noch die Streckenkilometrierung bis Kassel orientiert, wurde von Anbeginn zweigleisig gebaut, während die Strecken Hannover–Göttingen und Münden–Kassel zuerst eingleisig waren. Letztere hatte als einzige Bahnstrecke im Königreich Hannover bei Hann. Münden einen Tunnel, was für den König der aussschlaggebende Grund für den Bau bis Hann. Münden gewesen sein soll. Die wahren Gründe des Tunnelbaus waren jedoch die Einsparung von Kosten und der Wunsch, die Strecke möglichst auf gleicher Höhenlage bis Kassel zu führen. So befindet sich auch der Mündener Bahnhof in Hanglage rund 15 Höhenmeter über dem historischen Stadtkern.

1876 nahm die Halle-Kasseler Eisenbahn den Betrieb auf. Über den Knotenbahnhof Eichenberg bestand eine zweite Verbindung nach Göttingen.

Auch die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaute Schnellbahnstrecke Hannover Würzburg führt als Mündener Tunnel und ohne Haltepunkt durch das Stadtgebiet.

Als Garnisonstadt hat Hann. Münden eine Tradition, die bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Besonders prägend und wiederkehrend war die Pioniertradition der Stadt.

Seit 1901 war Hann. Münden mit einigen Unterbrechungen Pioniergarnison. Am 1. Oktober dieses Jahres zog das Hessische Pionier-Bataillon Nr. 11, bis dahin in Mainz-Kastel gelegen, in die neu erbaute Kaserne in Neumünden ein und verblieb, später in Kurhessisches Pionier-Bataillon Nr. 11 umbenannt, bis 1918. In den Kriegsjahren 1914/1918 bildete das Pionier-Ersatzbataillon 11 im Standort insgesamt 21.000 Pioniere für die Kriegsformationen des Bataillons aus. Nach Kriegsende bis 1920 folgte das Reichswehr-Pionierbataillon 11.

Für eine Übergangszeit von 1921 bis 1934 war die ehemalige Pionierkaserne Sitz der Hessisch-Nassauischen Polizeischule.

Von 1934 bis 1945 lag in dem jetzt in Kurhessen-Kaserne umbenannten Areal zunächst das Pionierbataillon 9, aus dem später die Pionierbataillone 29 und 49 hervorgingen, die zudem ab 1936 die auf dem Gimter Feld neu erbaute Gneisenau-Kaserne (heute unter anderem Bildungseinrichtung der Polizei Niedersachsen) nutzten. Während der Kriegsjahre bildeten in den Kasernen Ersatz-Bataillone (zum Beispiel das Pionier-Ersatz-Bataillon 29) Pioniere für den Fronteinsatz aus. Die Mündener Pioniertradition wurde durch die Einnahme der Stadt am 7. April 1945 durch amerikanische Truppen vorerst beendet.

Mit Aufstellung der Bundeswehr zogen wieder Pioniere in die Kurhessenkaserne ein, von 1956 bis 1958 zunächst das Panzer-Pionierbataillon 5, das anschließend in Pionierbataillon 2 (PiBtl 2) umbenannt wurde. Zur Garnison gehörten neben dem PiBtl 2 auch immer selbstständige Kompanien mit unterschiedlichen Bezeichnungen, so zum Beispiel von 1959 bis 1981 die Panzerpionierkompanie 50. Die Bundeswehr blieb bis zur endgültigen Auflösung des PiBtl 2 am 31. März 1993 Hausherr in der Kaserne. Das seither frei zugängliche Kasernengelände wird heute als Wohn- und Gewerbepark Fuldablick bezeichnet und entsprechend genutzt.

Kaum eine andere Institution ist so eng mit dem Namen Hann. Münden verbunden wie die Polizei.

Von 1921 bis 1934 war Hann. Münden zunächst Sitz der Polizeischule der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Die Polizeiausbildung wurde in der ehemaligen Pionierkaserne in Neumünden (spätere Kurhessenkaserne) betrieben.

Mit Befehl der britischen Militärregierung wurde dann 1946 der Umzug der Regionspolizeischule Hannover in die leerstehende Gneisenau-Kaserne angeordnet. Am 28. Mai trafen die Polizeischüler und das Gerät in Hann. Münden ein. Am 11. Juni 1946 begann der erste Anwärterlehrgang an der neuen Polizeischule des späteren Landes Niedersachsen.

Zu Beginn noch unter britischer Aufsicht und Kontrolle entwickelte sich die Schule im Laufe der Zeit zu einer modernen Ausbildungsstätte für die Polizei Niedersachsen. Die Landespolizeischule (LPSN) hatte in den 1970er Jahren ihre höchste Auslastungszahl in der Ausbildung und der Fortbildung von Polizeibeamten. Verpflegungsstärken von 1200 bis 1400 Personen pro Tag waren keine Seltenheit.

Aufgrund höherer Qualitätsanforderungen an den Polizeinachwuchs wurde die LPSN am 30. April 1997 aufgelöst und am 1. Mai 1997 das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (BIP NI) mit Hauptsitz in Hann. Münden eingerichtet. Die bisherige Ausbildung wurde nun in Form eines Studiums an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege durchgeführt.

Am 1. Oktober 2007 erfolgte eine erneute Umorganisation: Die Fakultät Polizei der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege und das Bildungsinstitut der Polizei wurden zur Polizeiakademie Niedersachsen mit Hauptsitz in Nienburg/Weser zusammengeführt. Der Studienort Hann. Münden ist nun eine von zwei Zweigstellen und weiterhin gut ausgelastet.

Die Stadt Hann. Münden unterhält mit folgenden ausländischen Kommunen eine Städtepartnerschaft:
* Suresnes (Frankreich) seit 1970
* Holon (Israel) seit 1988
* Chełmno nad Wisłą, Polen (dt. Kulm an der Weichsel) seit 1990

Der Altkreis Münden unterhielt eine Partnerschaft zum Londoner Stadtteil Hackney, die nach der Kreisreform 1973 vom Landkreis Göttingen weitergeführt wird. Außerdem unterhält Münden freundschaftliche Beziehungen zu den folgenden deutschen Kommunen:
* Berlin-Steglitz seit 1962
* Oberviechtach (Geburtsstadt Doktor Eisenbarths) seit 1978
* Quedlinburg (im Rahmen der Städteunion der Fachwerkstädte) seit 1990

Das Stadtwappen geht auf die Privilegierung der Stadt durch Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg (1247) zurück. Es zeigt in rotem Schild eine silberne Burg mit breitbedachtem, blaugedecktem und goldbekröntem Mittelturm zwischen zwei spitzbedachten, blaugedeckten Seitentürmen; im Torbogen ein roter Schild, darin ein blaubewehrter goldener Löwe (Welfenlöwe); über dem Tor am Mittelturm ein gotisches schwarzes M.

Die Farben der Stadt sind gelb und rot. Die Flagge zeigt die Farben gelb und rot in zwei gleichbreiten Längsstreifen.

Hann. Münden ist reich an restaurierten Fachwerkhäusern (über 700 im historischen Stadtkern) und kann mittelalterliche Kirchen (St. Blasius, St. Ägidien) vorweisen. Auch eindrucksvolle Bauten der so genannten Weserrenaissance bereichern das Bild der Stadt. Zu nennen sind insbesondere das Welfenschloss und das historische Rathaus. Einige Partien der mittelalterlichen Stadtmauer einschließlich der Wehrtürme sind erhalten.

Das auch als Drei-Flüsse-Stadt bezeichnete Hann. Münden erhielt bereits eine Reihe von Auszeichnungen für ihr Stadtbild, etwa die Goldmedaille im Bundeswettbewerb Stadtgestalt und Denkmalschutz im Städtebau. Innerhalb des Gesamtensembles der historischen Altstadt und in dessen Umgebung sind als besondere Bauwerke hervorzuheben:

St. Blasius: Die Blasiuskirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche im Zentrum der Altstadt, Baubeginn Ende des 13. Jahrhunderts. Errichtet auf den Grundmauern einer romanischen Basilika. Über mehrere Bauphasen zog sich der Bau bis 1584 hin, als der mit einer welschen Haube gedeckte Turm fertiggestellt wurde.

Alte Werrabrücke: Die Steinbrücke über die Werra verbindet den Stadtkern mit der Vorstadt Blume. Sie wurde vor 1329 erbaut und ist eine der ältesten Steinbrücken Niedersachsens.

Rathaus: Im Zentrum des Stadtkerns befindet sich das Rathaus, dessen Kern ein gotischer Saalbau aus dem 14. Jahrhundert bildet. In den Jahren 1603 bis 1618 wurde das Gebäude durch den Lemgoer Baumeister Georg Crossmann umgebaut und erhielt seine bis heute erhaltene Schmuckfassade. Vom Mittelalter bis heute diente das Gebäude als Sitz von Stadtrat und (Teilen der) Stadtverwaltung. Die untere Rathaushalle (Koph-Hus) ist mit Wandmalereien geschmückt, die Auszüge aus der Stadtgeschichte zeigen. Die obere Rathaushalle (Hochtiedshusaquo = Hochzeitshaus) wird heute zur Durchführung von Ausstellungen genutzt. An der nördlichen Fassade befindet sich ein Glockenspiel, das täglich um 12:00, 15:00 und 17:00 Uhr einen Figurenumlauf mit Szenen aus dem Leben des weltberühmten Doktors Eisenbarth zeigt.

Welfenschloss: Fertiggestellt wurde das erste Mündener Schloss im Jahr 1501 durch Herzog Erich I. (Calenberg-Göttingen) als gotischer Bau. Es handelte sich um ein Residenzschloss mit Verwaltungssitz. Nach fast vollständiger Vernichtung bei einem Brand im Jahr 1560 baute Herzog Erich II. das Schloss im Stil der frühen Weserrenaissance wieder auf. Später verlor das Welfenschloss mehr und mehr an Bedeutung und wurde nur noch vereinzelt als Aufenthaltsort der Landesherren genutzt. Ein erneuter Brand im Jahr 1849 zerstörte den Südflügel, der anschließend nicht wieder aufgebaut wurde. Erhalten sind im heutigen Welfenschloss, in dem das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Amtsgericht und das Städtische Museum untergebracht sind, zwei Renaissancegemächer mit flächendeckenden Wandmalereien.

Rotunde: Hierbei handelt es sich um ein Tor der historischen Stadtbefestigung, mit dessen Bau im Jahr 1502 unter Herzog Erich I. begonnen und welches im Jahr 1579 unter Erich II. fertiggestellt wurde. Heute befindet sich im Inneren des Gebäudes eine Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege und an der Südseite für die Opfer der Gewalt des Nationalsozialismus.

Historischer Packhof: An der Spitze der Schlagden, die dem Umschlag von Waren auf den Schifffahrtswegen Weser, Werra und Fulda dienten, befinden sich zwei Packhofgebäude. Der Packhof an der Wanfrieder Schlagd ist ein klassizistisches Gebäude, das in den Jahren 1839/1840 errichtet wurde. Es hebt sich durch seine Größe und seine im Vergleich zu den reich verzierten Fachwerkhäusern schlichte Fassade hervor und beherbergt heute Ausstellungsflächen. Im Packhof an der Bremer Schlagd ist ein Hotel untergebracht.

Forstbotanischer Garten: In dem zwar kleinen, aber artenreichen botanischen Garten befinden sich über 700 unterschiedliche Gehölzarten und -formen, die täglich besichtigt werden können.

Weserstein: Auf der Spitze des Tanzwerders, am Zusammenfluss von Werra und Fulda, befindet sich der als Weserstein bezeichnete und mit einem Gedicht versehene Findling.

Tillyschanze: Als Erinnerung an die Belagerung Mündens durch den Feldherrn Tilly im Jahr 1626 wurde im Reinhardswald oberhalb der Stadt ein Aussichtsturm errichtet. Auf Anregung einer Bürgerinitiative wurde der als Tillyschanze bezeichnete Turm in den Jahren 1881–1885 errichtet. Neuere Forschungen belegen zwar, dass Tilly seine Kanonen nicht an dieser Stelle, sondern am Fuldaufer aufgestellt hatte, dennoch lohnt sich wegen des Blicks auf die Altstadt ein Besuch des Aussichtsturms.

Weserliedanlage: Am Hang hoch oben über Hann. Münden und dem Weserstein steht auf der rechten Flussseite der hier beginnenden Weser die Weserliedanlage. Erinnert wird an den Dichter des Weserliedes (Franz von Dingelstedt) und den Komponisten des Liedes (Gustav Pressel). Von der Weserliedanlage bietet sich ein weiter Blick über das Stadtgebiet.

Freilichtbühne: Die Freilichtbühne liegt am Kattenbühl auf dem Tannenkamp mitten im Wald und bietet Raum für etwa 800 Zuschauer. Die Anlage wurde vom Reichsarbeitsdienst erbaut und Pfingsten 1933 eingeweiht. Der örtliche Verein Spielbühne hat die seit Jahrzehnten nur noch sporadisch genutzte Bühne 2005 renoviert und will einen geregelten Spielbetrieb in den Sommermonaten aufnehmen.

Wasserspuren: Das Projekt Wasserspuren ist im Rahmen der EXPO 2000 entstanden und findet Ausdruck in einer offenen Beke in der Ziegelstraße, in Brunnen und einem Wasserspielplatz. Ergänzt werden diese Installationen durch den EXPO-Themenpfad Wasser auf dem Doktorwerder, einer kleinen Insel in der Werra.


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