Fleischerei Spengler Landwehrhagen / Hann Münden  

 Metzgerei Robert Müller GmbH Hann

Göttingen ist eine Großstadt und traditionsreiche Universitätsstadt im Südosten des Landes Niedersachsen. Die Stadt ist stark durch ihre Bildungs- und Forschungseinrichtungen geprägt.

Nach Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg ist Göttingen die fünftgrößte Stadt und eines der Oberzentren Niedersachsens. Sie ist Kreisstadt und größte Stadt des Landkreises Göttingen. Als bis dahin kreisfreie Stadt wurde sie 1964 durch das vom niedersächsischen Landtag verabschiedete Göttingen-Gesetz in den Landkreis Göttingen integriert. Dadurch wird die Stadt weiterhin den kreisfreien Städten gleichgesetzt, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt.

Göttingen hat seit 1965 mehr als 100.000 Einwohner und ist damit eine Großstadt. Die nächstgelegenen Großstädte sind Kassel (ca. 38 km südwestlich), Hildesheim (ca. 70 km nördlich), Braunschweig (ca. 92 km nordöstlich), Erfurt (ca. 98 km südöstlich), Hannover (ca. 105 km nördlich) und Paderborn (ca. 120 km west-nordwestlich).

Gasthof zur Querenburg Carola Heers Hann. Münden 

 ANZEIGE

Göttingen liegt an der Grenze der „Leine-Ilme-Senke“ zum Göttinger Wald und wird in Süd-Nord-Richtung von der Leine (Aller-Zufluss) durchflossen, der nördliche Stadtteil Weende von der Weende, mehrere nordöstliche Stadtgebiete von der Lutter und mehrere westliche Stadtbereiche von der Grone. Wenige Kilometer weiter nördlich schließt sich der Nörtener Wald an. Am südlichen Stadtrand von Göttingen liegt der vom Wasser der Leine gespeiste Göttinger Kiessee.

Das zu Göttingen gehörende Gebiet liegt auf 138 bis 427,5 m ü. NN westlich der Berge Kleperberg (332 m) und Hainberg (315 m), wobei die Mackenröder Spitze an der Ostgrenze des Göttinger Walds den höchsten Berg Göttingens darstellt. Im Stadtgebiet bzw. westlich der Leine liegen jeweils mit gleichnamigen Stadtvierteln der Hagenberg (auch Kleiner Hagen genannt; 174 m) und ungefähr 2 km südlich davon die sanfte Erhöhung des Egelsbergs. An der westlichen Stadtgrenze erheben sich Knutberg (363 m) und Kuhberg (288 m).

ANZEIGE 

Das direkt westlich des Göttinger Walds befindliche Göttingen liegt zwischen Solling (ca. 34 km nordwestlich), Harz (ca. 60 km nordöstlich), Kaufunger Wald (ca. 27 km süd-südwestlich), Dransfelder Stadtwald (13 km südwestlich) und Bramwald (19 km westlich); die Entfernungen beziehen sich jeweils per Luftlinie gemessen auf die Strecke Göttingen-Innenstadt bis zu den Zentren bzw. Hochlagen der jeweiligen Mittelgebirge.

Das Stadtgebiet Göttingens ist in 18 Stadtbezirke bzw. Stadtteile eingeteilt. Einige Stadtteile sind allein oder mit benachbarten Stadtteilen zusammen Ortschaften im Sinne der Niedersächsischen Gemeindeordnung (NGO). Sie haben einen vom Volk gewählten Ortsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen 9 und 13 Mitglieder hat; deren Vorsitzender ist ein Ortsbürgermeister. 

Die Ortsräte sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung über eine Maßnahme obliegt jedoch dem Rat der Stadt Göttingen. Trotz der Zusammenlegung von ehemals eigenständigen Gemeinden zu Ortschaften sind die Dörfer eigenständig geblieben.

 ANZEIGE

Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Göttingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle zum Landkreis Göttingen: Flecken Bovenden, Waake (Samtgemeinde Radolfshausen), Gleichen, Friedland, Rosdorf, Stadt Dransfeld (Samtgemeinde Dransfeld) und Flecken Adelebsen.

Göttingen geht auf ein Dorf zurück, das sich archäologisch bis ins 7. Jahrhundert nachweisen lässt. Dieses Dorf wurde 953 unter dem Namen Gutingi erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos I. erwähnt – mit der Beurkundung schenkt der Kaiser dem Kloster St. Moritz in Magdeburg Besitz im damaligen Gutingi – und lag am Ostrand des Leinetalgrabens im Umkreis der heutigen St. Albanikirche auf einem Hügel.

Diese Kirche wurde spätestens zu Beginn des 11. Jahrhunderts dem Heiligen Albanus geweiht und ist damit die älteste Kirche Göttingens, auch wenn das heutige Gebäude erst aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammt. Neuere archäologische Funde im Bereich des alten Dorfes weisen auf ein ausgebildetes Handwerk hin und lassen auf weitreichende Handelsbeziehungen schließen. Durch das Dorf floss ein kleiner Bach, die Gote, von der das Dorf seinen Namen bezog („-ing“ = „Bewohner bei“).

Während – abgesehen von den archäologischen Funden – über das Schicksal des Dorfes Gutingi im frühen Mittelalter nicht viel bekannt ist, tritt mit der Pfalz Grona (dt. Grone) zwei Kilometer nordwestlich des Dorfes ein Ort deutlicher aus der Geschichte hervor. Als neu erbaute Burg 915 urkundlich erwähnt, wurde sie später zur Pfalz ausgebaut.

Diese über dem gegenüberliegenden Ufer der Leine auf dem südlichen Sporn des Hagenbergs gelegene Pfalz gilt mit ihren insgesamt 18 bezeugten Königs- und Kaiseraufenthalten zwischen 941 und 1025 als spezifisch ottonische Pfalz mittleren Ranges. Insbesondere für Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde war Grone ein beliebter Aufenthaltsort.

Hierher zog sich Heinrich II, schwer erkrankt, im Sommer 1024 zurück, wo er dann am 13. Juli desselben Jahres verstarb. Die Burg verlor jedoch später ihre Funktion als Pfalz und wurde im 13. Jahrhundert zur Burg der Herren von Grone umgebaut. Zwischen 1323 und 1329 wurde sie von den Bürgern der Stadt Göttingen zerstört. Die Reste wurden 1387 von Herzog Otto III. wegen seiner Fehde mit der Stadt Göttingen abgetragen.

An der zur Furt über die Leine führenden Straße, westlich des Dorfes, entstand im Laufe der Zeit ein Wik (eine kaufmännische Siedlung), die den Ortsnamen weiterführte und später das Stadtrecht erhielt. Das nunmehr so genannte „Alte Dorf“, das der Stadt den Namen gab, war allerdings nicht die eigentliche Keimzelle der neuen Stadt, lag sogar außerhalb der ersten Stadtmauer und ist noch heute als gesonderter Bereich um die Albanikirche und die heutige Lange-Geismar-Straße erkennbar.

Unter welchen Umständen die eigentliche Stadt Göttingen entstand, ist nicht exakt zu bestimmen. Es wird davon ausgegangen, dass Heinrich der Löwe die Stadtgründung initiierte, die wohl in der Zeit zwischen 1150 und 1180/1200 erfolgte. In der Zeit zwischen den Jahren 1201 bis 1208 wird Pfalzgraf Heinrich, der Bruder Ottos IV., als Stadtherr angegeben.

In dieser Zeit wurden bereits von Göttingen aus welfische Besitz- und Herrschaftsrechte wahrgenommen. Auch wurden zu dieser Zeit erstmals Göttinger Bürger (burgenses) erwähnt, was darauf schließen lässt, dass Göttingen bereits auf spezifisch städtische Weise organisiert war. Göttingen war jedoch keine Reichsstadt, sondern den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg unterworfen.

Die landesherrlichen Statthalter hatten ihre Residenz in der Burg, die in der nordöstlichen Ecke der ältesten, vor 1250 errichteten Stadtbefestigung lag, und an die noch heute der Name Burgstraße erinnert. Gleichwohl mussten die Herzöge auch der Stadt gewisse Freiheiten zubilligen und Kompromisse schließen.

Göttingen wurde in der Frühzeit seiner Geschichte als Stadt in Konflikte der Welfen mit ihren Widersachern im südlichen Niedersachsen hineingezogen. Die Auseinandersetzungen in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts waren den politischen Interessen der Göttinger Bürger förderlich, und diese konnten die politisch-militärische Situation geschickt ausnutzen und sich umwerben lassen.

In einer Urkunde aus dem Jahre 1232 bestätigte Herzog Otto das Kind den Göttingern die Rechte, die sie zur Zeit seiner Onkel – also Otto IV. und Pfalzgraf Heinrich – besessen hätten. Dabei wird es sich um solche Privilegien gehandelt haben, die den Handel erleichterten, am Ort wohnende Kaufleute schützten und Befugnisse der Göttinger Selbstverwaltung absteckten.

Auch stellte er in Aussicht, dass die Stadt nicht in fremde Hände gelangen sollte. Es ist davon auszugehen, dass spätestens zu dieser Zeit ein von den Bürgern gestellter Stadtrat und damit ein praktikables Instrument der Selbstverwaltung existierte. Namen von Ratsherren werden erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1247 genannt.

Der von der alten Stadtbefestigung zunächst geschützte Bereich umfasste den Markt, das heutige alte Rathaus, die beiden Hauptkirchen St. Johannis und St. Jacobi, die kleinere St. Nikolai-Kirche, sowie die wichtigsten Verkehrswege Weender, Groner und Rote Straße. Außerhalb dieser Befestigung, vor dem inneren Geismarer Tor, lag noch das alte Dorf, das danach auch „Geismarer altes Dorf“ genannt wurde, mit der Kirche St. Albani. Das Dorf gehörte im Hochmittelalter nur zu Teilen zum welfischen Herrschaftsbereich und konnte deswegen nicht an den städtischen Privilegien und am Schutz durch die Stadtmauer teilhaben.

Geschützt wurde die Stadt zunächst durch Wälle, spätestens Ende des 13. Jahrhunderts dann auch durch Mauern auf den Wällen. Von dieser alten Stadtbefestigung ist heute nur in der Turmstraße der Mauerturm sowie ein Teil der Mauer erhalten. Das damals befestigte Areal umfasste maximal 600 mal 600 m, etwa 25 Hektar, und war damit zwar kleiner als Hannover, jedoch übertraf es die benachbarten welfischen Städte Northeim, Duderstadt und Münden.

Der südlich der Mauern fließende Bach Gote wurde um diese Zeit durch einen Kanal mit der Leine verbunden. Der danach „Leinekanal“ genannte Wasserlauf der Leine führte nunmehr wesentlich mehr Wasser an der Stadt entlang.

Im Zuge der welfischen Erbteilungen erhielt 1286 Herzog Albrecht der Feiste die Herrschaft über Südniedersachsen. Er wählte Göttingen zu seinem Herrschaftssitz und zog in die in der nördlichen Altstadt befindliche Burg, das Ballerhus (auch Bahrhus) ein.

Von diesem wurde außerhalb der Mauern im Westen auf der gegenüberliegenden Seite des Leinekanals eine Neustadt, ein beidseitig bebauter Straßenzug von nur ca. 80 m Länge, noch vor 1300 angelegt.

Albrecht beabsichtigte mit der Neugründung ein Gegengewicht zur wirtschaftlich und politisch schnell wachsenden Stadt zu schaffen, um von diesem Stützpunkt aus seine Macht neu zu festigen. Der Herzog konnte das aufstrebende Göttingen jedoch nicht daran hindern, sich nach Westen weiter auszudehnen, da es dem Göttinger Rat gelang, der Neustadt alle Entwicklungsmöglichkeiten zu verbauen.

Nachdem sich das Projekt schlecht entwickelte, kaufte der Rat der Stadt Göttingen diese unangenehme Konkurrenzgründung im Jahre 1319 für nur 300 Mark auf. Im Süden an die Neustadt wurde zunächst als Pfarrkirche der Neustadt die St. Marien-Kirche errichtet, die im Jahre 1318 mitsamt den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen wurde.

Am Rande der Altstadt wurden zudem im späten 13. Jahrhundert zwei Klöster gegründet. Im östlichen Teil der Altstadt, auf dem Gelände des heutigen Wilhelmsplatzes wurde zunächst ein Franziskanerkloster errichtet. Nach Angaben des späteren Stadtchronisten Franciscus Lubecus sollen sich die Franziskaner bereits seit 1268 dort angesiedelt haben.

Da die Franziskaner als Ausdruck ihrer Armut und Demut keine Schuhe trugen, wurde ihr Orden im Volksmund „Barfüßer“ genannt; daher erhielt die zum Kloster führende Straße auch ihren heutigen Namen „Barfüßerstraße“. Im Jahre 1294 gestattete Albrecht der Feiste den Dominikanern im Papendiek, am Leinekanal gegenüber der Neustadt, ein Kloster zu gründen, als dessen Klosterkirche die 1331 geweihte Paulinerkirche diente.

Auch Juden wurden im späten 13. Jahrhundert in der Stadt angesiedelt. Unter dem Datum des 1. März 1289 erteilten die Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg dem Göttinger Rat die Erlaubnis, den Juden Moses in der Stadt aufzunehmen. Die Juden wohnten hauptsächlich in der Nähe der St. Jacobi-Kirche in der heutigen Jüdenstraße. Auch in Göttingen war die Geschichte der Juden schon im Mittelalter von großem Leid geprägt. Nachdem im Jahre 1369/70 Herzog Otto III. der Stadt das Recht der Gerichtsbarkeit über die Juden abgetreten hat, kam es auch hier immer wieder zu blutigen Pogromen und Vertreibungen. Von 1460 bis 1599 wohnten über 100 Jahre überhaupt keine Juden in Göttingen.

Das 14. und das 15. Jahrhundert bildeten für Göttingen eine Blütezeit wirtschaftlicher Machtentfaltung, von der auch die Werke der Baukunst Zeugnis ablegen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der Neubau der St. Johannis-Kirche als gotische Hallenkirche. Ab 1330 ersetze ein gotischer Bau auch die kleinere St. Nikolai-Kirche. Nach dem Abschluss der Arbeiten an der St. Johannis-Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch mit dem Neubau der St. Jacobi-Kirche begonnen. In den Jahren nach 1366 entstanden auch wesentliche Teile des jetzigen (alten) Rathauses. Die Gestalt des Gebäudes, die man heute noch antreffen kann, erhielt das Gebäude jedoch in Grundzügen erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts.

In den Jahren um 1360 wurde zudem der Befestigungsring um die Stadt neu abgesteckt und umfasste nunmehr auch die Neustadt und das Alte Dorf. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden die vier Stadttore weiter nach außen verlegt und das Gebiet der Stadt wuchs auf ein Areal von etwa 75 ha.

Nach dem Tode Albrecht des Feisten 1318 kam Göttingen über Otto den Milden († 1344) an Herzog Ernst I. († 1367). Das von ihm regierte Fürstentum Göttingen bildete ein Teilfürstentum im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Das Fürstentum Göttingen war allerdings das wirtschaftlich ärmste der welfischen Fürstentümer. Unter Ernsts Nachfolger, Otto III. († 1394), gelang es Göttingen, seinen Status als autonome Stadt weiter zu befestigen. Otto III., auch der „Quade“ (der Bösewicht) genannt, wird als markanter Vertreter des damaligen Rittertums beschrieben, dessen Hass den Städten galt, deren aufblühende Macht ihm ein Dorn im Auge war. Dementsprechend stand seine Herrschaft ununterbrochen im Zeichen von Fehden und außenpolitischen Konflikten. Obwohl die Stadt Göttingen anfangs heftig von ihm bedrängt wurde, gelang es ihm letztlich nicht, die Landesherrschaft weiter auszubauen, wovon die Selbständigkeit Göttingens profitierte. Das vor den Toren der Stadt gelegene herzogliche Landgericht am Leineberg geriet nun unter Göttinger Einfluss und wurde 1375 von Otto an die Stadt verpfändet. Auch gelang es der Stadt, neben der Erlangung der gerichtsherrschaftlichen Rechte, grundherrschaftliche Rechte von Otto zu erwerben. Im April 1387 erreichten die Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und Otto ihren Höhepunkt: Die Göttinger erstürmten die herzogliche Burg innerhalb der Stadtmauern, im Gegenzug verwüstete Otto Dörfer und Ländereien in der Umgebung. Die Bürger konnten jedoch im Juli in einer offenen Feldschlacht unter dem Stadthauptmann Moritz von Uslar zwischen Rosdorf und Grone einen Sieg über die fürstliche Streitmacht erringen. Otto musste danach im August 1387 die Freiheit der Göttinger Güter in der Umgebung anerkennen. Insofern markiert das Jahr 1387 einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte der Stadt. Nach Ottos Tod konnte Göttingen unter dessen Nachfolger Otto Cocles (der Einäugige) seine Autonomie weiter ausbauen, nicht zuletzt, weil mit Otto Cocles das Haus Braunschweig-Göttingen ausstarb und die offene Erbfrage sowie seine vorzeitige Abdankung 1435 zu einer weiteren Destabilisierung der landesherrschaftlichen Macht führten.

Das Verhältnis zur welfischen Landesherrschaft war in der Folgezeit bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch eine ständige und erfolgreiche Zurückdrängung des landesherrlichen Einflusses auf die Stadt gekennzeichnet. Auch wenn Göttingen offiziell keine Freie Reichsstadt war, sondern stets den Braunschweiger Herzögen untertan blieb, so konnte es sich doch eine bedeutende Selbständigkeit erkämpfen und wurde teilweise in Urkunden unter den Reichsstädten geführt und zu besonders wichtigen Reichstagen geladen.

Nach diversen weiteren dynastischen Teilungen und Herrschaftswechseln, die mit dem Tode Otto Cocles’ (1463) einsetzten, erhielt Erich die Herrschaft über das nunmehr zusammengelegte Fürstentum Calenberg-Göttingen. Die Stadt verweigerte zunächst dem neuen Herrscher die Huldigung, woraufhin Erich 1504 bei König Maximilian eine Reichsacht gegen Göttingen erwirkte. Die andauernden Spannungen führten zu einer wirtschaftlichen Schwächung der Stadt, so dass die Stadt letztendlich 1512 die Huldigung leistete. Schon bald darauf zeichnete sich das Verhältnis zwischen Erich und der Stadt durch eine eigenartige Friedfertigkeit aus, die darauf zurückgeführt wird, dass Erich finanziell auf die Stadt angewiesen war.

Grundlage für den politischen und allgemeinen Aufschwung Göttingens im Spätmittelalter war die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Diese beruhte vor allem auf der verkehrsgünstigen Lage im Leinetal an einem alten und wichtigen Nord-Süd-Handelsweg. Dieser begünstigte den heimischen Wirtschaftszweig, die Textilproduktion. Neben den Leinenwebern, die zwar zum inneren Kreis der Göttinger Gilden gehörten, allerdings im sozialen Ansehen am unteren Ende rangierten, siedelten sich in der Neustadt die Wollenweber an. Die dort verarbeitete Wolle kam hauptsächlich aus der Umgebung der Stadt; teilweise standen hier bis zu 3000 Schafe und 1500 Lämmer. Die Wolltücher wurden erfolgreich bis nach Holland und über Lübeck exportiert. Ab 1475 wurde mit der Anwerbung neuer Fachkräfte die heimische Tuchproduktion ausgebaut. Diese sog. neuen Wollenweber brachten neue, bisher nicht angewandte Techniken mit nach Göttingen und festigten die Stellung der Stadt als exportorientierte Tuchmacherstadt für drei Generationen. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als mit den billigen englischen Tüchern kaum noch konkurriert werden konnte, kam es zum Niedergang des Göttinger Tuchmachergewerbes.

Von der guten Verkehrslage zwischen den bedeutenden Handelsstädten Lübeck und Frankfurt am Main profitierten auch die Göttinger Kaufleute. Der Göttinger Markt erreichte überregionale Bedeutung. Viermal im Jahr kamen zum Jahrmarkt fremde Händler in großer Zahl nach Göttingen. Die Kaufleute, die den Fernhandel als Zulieferer für den Göttinger Markt und als Transithändler im überregionalen Geschäft betrieben, besaßen auch in Göttingen die großen Vermögen. Auch der Hanse trat Göttingen bei. Erstmals wurde die Stadt 1351 zum Hansetag geladen. Das Verhältnis zur Hanse blieb jedoch weitgehend distanziert. Als Binnenstadt nutzte Göttingen zwar gerne das funktionierende Wirtschaftsnetz der Hanse, wollte sich aber nicht in die Politik des Gesamtverbandes verwickeln lassen. Zahlendes Mitglied wurde Göttingen erst 1426, und 1572 folgte bereits der endgültige Austritt aus der Hanse.

Das 16. Jahrhundert begann in Göttingen mit wirtschaftlichen Problemen, die schließlich zu Spannungen führten. Zum offenen Konflikt zwischen Handwerksgilden und Rat, der im wesentlichen von der Schicht der Kaufleute gestellt wurde, kam es 1514, als der Rat zur Haushaltssanierung neue Steuern erlassen wollte. Im 6. März 1514 stürmten die Gilden das Rathaus, setzten den Rat kurzerhand gefangen und jagten ihn anschließend aus der Verantwortung. Der Rat konnte zwar mit Hilfe von Herzog Erich I. seine alte Stellung wieder zurückgewinnen, der Konflikt schwelte jedoch weiter und bildete damit den Nährboden für die Einführung der Reformation in Göttingen.

Die Reformation, die infolge von Martin Luthers Thesenanschlag 1517 und dem Reichstag zu Worms im Jahre 1521 nach und nach weite Teile Deutschlands und insbesondere die großen Städte ergriffen hatte, schien jedoch zunächst an Göttingen vorbeizugehen. Selbst als der Bauernkrieg 1524/25 durch Deutschland tobte, blieb es in Göttingen ruhig. Erst 1529, also 12 Jahre nach Luthers Thesenanschlag, kam in Göttingen die Reformation auf. Anlass dazu war zunächst eine Szene ganz mittelalterliche Prägung: eine Bartholomäus-Prozession. Derartige Prozessionen waren in den großen Städten Deutschlands in diesen Zeiten selten geworden. Das alte Kirchenwesen war in Göttingen bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unbestritten. Der Umbruch wurde von den „neuen Wollenwebern“ eingeleitet, jenem Personenkreis also, der erst ab 1475 in Göttingen angesiedelt war, und insofern dem neuen Gedankengut offener gegenüberstand als die Alteingesessenen, also gewissermaßen das progressive Element in der Stadt bildete. Diese „neuen Wollenweber“ hatten eine Gegendemonstration zu der Bartholomäus-Prozession formiert und die Prozession auf der Groner Straße mit Luthers Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ empfangen sowie den Zug mit weiteren christlichen Psalmen und Spottliedern begleitet. Über den religiösen Aspekt hinaus stellten damit die „neuen Wollenweber“ zugleich das in der Stadt bestehende Herrschaftssystem in Frage.

Nunmehr drängten sich die Ereignisse, der vorherigen Verspätung folgte eine überraschende Beschleunigung des Umbruchs: Mit dem ehemaligen Rostocker Dominikaner Mönch Friedrich Hüventhal war jetzt auch ein evangelischer Prediger in der Stadt. Dieser gewann zunehmend an Einfluss, hielt eine öffentliche Predigt auf dem Marktplatz und konnte schließlich nach kontroversen Verhandlungen mit dem Rat gegen den Willen der Paulinermönche in der Paulinerkirche am 24. Oktober 1529 den ersten regulären evangelischen Gottesdienst in Göttingen feiern. Dieser Ort musste gewählt werden, da der Rat der Stadt Göttingen anfangs noch keine Verfügungsgewalt über die Pfarrkirchen in der Stadt hatte. Diese unterstanden der Verfügungsgewalt des Herzogs Erich I. Dieser hing noch dem alten Glauben an und wollte evangelische Predigten in den ihm unterstellten Pfarrkirchen nicht zulassen. Erich I. war bereits 1525 dem Dessauer Bund, einem antiprotestantischen Bündnis norddeutscher Staaten, beigetreten, und sah durch die Einführung der Reformation in der größten Stadt in seinem Fürstentum Calenberg-Göttingen das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn empfindlich gestört. Nachdem die Göttinger mit einem abschließenden Rezeß am 18. November 1529 die Kirchenreform und politische Neuerungen zusammenfassten, reagierte Erich prompt und schroff. Er wandte sich an die Stadt in der harten Form eines Fehdebriefes. Hüventhal, der auch in der reformatorischen Bewegung der Stadt nicht mehr unumstritten war, musste daraufhin die Stadt verlassen. Dies bedeute denn auch nicht das Ende der Reformation in Göttingen, die Göttinger holten den gemäßigteren Prediger Heinrich Winkel aus Braunschweig in die Stadt. Um diese Zeit wurde auch Johann Bruns einer der bestimmenden Köpfe der Göttinger Kirchenpolitik. Schon vorher hatte er als Pfarrer von Grone als einer der ersten in der Region lutherisch gepredigt; später sollte er auch Syndicus der Stadt werden. Nachdem der Rat der Stadt die Pfarrkirchen, in denen nicht lutherisch gepredigt werden durfte, hatte schließen lassen, wurde am Palmsonntag des Jahres 1530 die neu ausgearbeitete Kirchordnung Göttingens, die der Göttinger Reformation den Abschluss gab, verlesen. Die Kirchenordnung wurde sogar Martin Luther zur Korrektur und Absegnung vorgelegt und erschien 1531 in einer Wittenberger Druckerei mit einem zustimmenden Vorwort des Reformators.

Nach dem Abschluss der Reformation durch die neue Kirchenordnung spitzte sich die Situation nochmals zu. Herzog Erich I. erlangte auf dem Landtag zu Moringen die Unterstützung der Stände für die Forderung an die Stadt, zur alten Kirche zurückzukehren. Göttingen seinerseits tat nun einen Schritt in die Reichspolitik hinein und entschloss sich am 31. Mai 1531, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten, einem Zusammenschluss der protestantischen Reichsstände zur Verteidigung ihres Glaubens.

Im April 1533 gelang es der Stadt dann sich mit dem Herzog ins Benehmen zu setzen und in einem Vertrag die Kontroverse auszuräumen. Daran nicht unbeteiligt war Erichs Frau Elisabeth von Brandenburg, die selbst 1538 öffentlich zum evangelischen Glauben übertrat. Nach Erichs Tod im Jahre 1540 übernahm sie die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Erich II. und begann von ihrer Leibzucht Münden aus, im Fürstentum Calenberg-Göttingen die Reformation durchzusetzen. Elisabeth machte den Pfarrer Anton Corvinus aus dem hessischen Witzenhausen zum Superintendenten für das Fürstentum und ließ sich von diesem die Calenberger Kirchenordnung ausarbeiten, die 1542 in Druck ging.

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1548 mussten diese das Augsburger Interim hinnehmen. Wie in vielen Teilen des Reiches fiel dies auch den Göttingern schwer und sie weigerten sich, dieses durchzusetzen. Herzog Erich II. kehrte nach längerer Abwesenheit wieder in sein Fürstentum zurück, trat 1549 zum katholischen Glauben über und begann – sehr zum Leidwesen seiner Mutter – das Interim durchzusetzen. In Göttingen führte dies dazu, dass die Stadt ihren Superintendenten Mörlin, der sich zu harsch gegen das Interim und gegen den Herzog gewandt hatte, entlassen musste. In dieser Entlassung kann ein erster Schritt zur Beseitigung der städtischen Autonomie im Kirchenwesen und in anderen Bereichen der Selbstverwaltung im späten 16. und im 17. Jahrhundert gesehen werden.

Nachdem im Augsburger Reichs- und Religionsfrieden 1555 den Reichsständen das Recht zugesprochen wurde, das Bekenntnis ihrer Untertanen zu bestimmen, versprach Erich II., obwohl er dem katholischen Glauben treu blieb, das Fürstentum bei der Kirchenordnung von 1542 und bei der evangelischen Lehre zu belassen.

Nach dem Tode Erichs II. 1584, der keinen männlichen Nachfolger hinterlassen sollte, fiel das Fürstentum an Herzog Julius von Wolfenbüttel, wodurch das Fürstentum Calenberg-Göttingen wieder an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelangte. Göttingen, das schon 1582 durch den Verlust der umgebenden Leinedörfer an die Herzöge an Einfluss verloren hat, musste neben dem wirtschaftlichen Niedergang, der nunmehr einsetzte, auch 1597, 1611 und zuletzt 1626 mehrere Pestausbrüche verkraften.

Im Jahre 1623 wurde Göttingen erstmals in den seit 1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg einbezogen. Göttingen war von den kämpfenden Heeren umgeben und musste auf Drängen des Landesherren Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vorübergehend eine Garnison aufnehmen. Dessen Bruder Christian, genannt „der tolle Halberstädter“, hatte den niedersächsischen Reichskreis, zu dem auch Göttingen gehörte, mit in den Krieg gezogen. 1625 begann Göttingen mit Genehmigung des Landesherren, die Befestigungsanlagen auszubauen. Diese sollte die Stadt auch brauchen, denn schon im Herbst 1625 belagerte der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein die Stadt und stellte Proviant- und Quartierwünsche. Wallenstein zog allerdings dann weiter und gab sich damit zufrieden, die gesamte Göttinger Kuhherde von ca. 1.000 Stück Vieh als Beute davonzuführen. Göttingen strengte nunmehr seine Verteidigungsvorbereitungen an, doch schon kurz darauf stand Tilly, der Feldherr der katholischen Liga, im Sommer 1626 vor der Stadt, nachdem er kurz zuvor im benachbarten Münden ein Blutbad angerichtet hatte. Tilly ließ Göttingen angeblich fünf Wochen lang beschießen und die Leine durch Harzer Bergleute umleiten, so dass die Stadt Tilly am 3. August 1626 die Tore öffnen musste. Nach dem Siege Tillys in der Schlacht bei Lutter am Barenberge über die dänischen Truppen konnte dieser seine Position in Niedersachsen sichern und Göttingen blieb von kaiserlich-katholischen Truppen besetzt. Göttingen litt sehr unter der Besatzung und den für die Stadt unerträglichen Kontributionslasten, woraufhin ein großer Teil der Bevölkerung die Stadt verließ und bis zu 400 Häuser leer standen. Erst sechs Jahre später sollten sich die Machtverhältnisse ändern und nach dem Sieg der Schweden über Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld 1631 wurde auch Göttingen von schwedischen und weimarischen Truppen unter Wilhelm von Weimar für die evangelische Seite zurückerobert. Göttingen wurde im Herbst des Jahres 1632 zwar nochmals von Pappenheimer Truppen bedroht, anschließend war Göttingen aber fest in der Hand protestantischer Truppen. Dies bedeutete für die Stadt jedoch zunächst keine Besserung der Verhältnisse, die Besatzung lastete weiterhin schwer auf der Zivilbevölkerung

1634 erlosch mit dem Tode Friedrich Ulrichs das Mittlere Haus Braunschweig. Göttingen fiel nach der abermaligen welfischen Erbteilung an Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg, der Hannover zu seiner Residenz wählte. Nach dessen Tod 1641 musste Göttingen unter Herzog Christian Ludwig, die letzte große Belagerung durch Piccolomini ertragen. Anschließend war der Krieg für Göttingen zwar zu Ende, die Stadt hatte aber noch lange Jahre die Last der Garnison und der Kriegskosten zu tragen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich der wirtschaftliche Niedergang der Stadt weiter fort. Der Export von Tuchen und Leinwand war fast völlig zusammengebrochen. Die Einwohnerzahl, die im Jahre 1400 noch 6000 Personen betrug, sank um 1680 auf unter 3000. Dem wirtschaftlichen Niedergang folgte der politische. Die Vorherrschaft der Gilden in Rat und Bürgerschaft wurde abgelöst durch die Herrschaft des Landesherren. Herzog Ernst August erreichte es 1690, dass durch den sog. Stadtrezeß der Rat faktisch in ein fürstliches Verwaltungsorgan umgestaltet wurde. Auch außenpolitisch änderte sich die Situation. Das Fürstentum Braunschweig-Calenberg, zu dem Göttingen seit 1634 gehörte, wurde unter Herzog Ernst August im Jahre 1692 von Kaiser Leopold I. zum Kurfürstentum ernannt. Die nunmehr Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) waren ab 1714 zugleich in Personalunion König von Großbritannien. Ernst Augusts Sohn, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, sollte als Georg I. den englischen Thron besteigen.

Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das sich zu einer territorialen Macht in der Mitte Deutschlands zu entwickeln begann, verfügte bis dahin über keine eigene Universität. Es wurde daher beschlossen, eine Universität neu zu gründen, die der Ausbildung der im Land benötigten Theologen, Juristen und Ärzte dienen sollte. Die kurhannoversche Landesregierung entschied, diese in Göttingen anzulegen. Für Göttingen sprach auch, dass sich in der Stadt bereits seit einiger Zeit ein Gymnasium, das Pädagogium, befand, das als Keimzelle der neuen Universität fungieren konnte. Während der Regierungszeit Georgs II. August von England, der der Universität ihren Namen gab, konnte 1734 der Lehrbetrieb der Georg-August-Universität eröffnet werden. Im Jahre 1737 folgte dann die feierliche Einweihung. Der schnelle Erfolg, den die Neugründung haben sollte, ist nicht zuletzt auf das Engagement des ersten Kurator der Universität, Gerlach Adolph von Münchhausen zurückzuführen. Die Universität brachte neuen Aufschwung in die Stadt und beförderte das Bevölkerungswachstum. Auch durch intensive Bautätigkeit veränderte sich rasch das Gesicht der Stadt. Neue Wohnungen, Gaststätten und Speiselokale wurden eröffnet. Um das kulturelle Angebot der Professoren und Studenten zu verbessern, wurde ein Universitätsreitstall errichtet. Göttingen sollte in der Folgezeit in ganz Europa und in Übersee einen Ruf als Ort der Wissenschaft erhalten, viele berühmte Gelehrte kamen nach Göttingen und wirkten dort. Das hohe Ansehen der Universität beruhte nicht zuletzt auch auf der klugen Anschaffungspolitik der neu gegründeten Universitätsbibliothek. Zudem wurde 1751 die „Königliche Societät der Wissenschaften in Göttingen“, die spätere Akademie der Wissenschaften zu Göttingen gegründet, die auch die Göttingischen Anzeigen von Gelehrten Sachen herausgab, eine schnell international bekannt gewordene Zeitschrift für Informationen über wissenschaftliche Neuerungen.

Der Siebenjährige Krieg sollte für Göttingen zwischen 1757 und 1762 neue Besatzungen bedeuten. Die französische Armee quartierte sich in Göttingen ein, die Universität stellte jedoch ihren Lehrbetrieb nicht ein. Nach dem Krieg wurden in Göttingen die Stadtwälle geschleift, aus dem Stadtwall wurde eine Promenade. Die insofern entmilitarisierte Universitätsstadt konnte sich wieder voll dem Universitätsbetrieb widmen und trat nunmehr in ihre Blütezeit ein.

In den von Napoléon Bonaparte geführten Kriegen wurde das Kurfürstentum Hannover 1803 kampflos von französischen Truppen besetzt. Göttingen selbst blieb aber von Besatzungen und anderen Belastungen verschont. Dies mag auch mit dem hohen Ansehen der Universität zu tun haben. Kurzfristig wurde Hannover 1805 Preußen zugesprochen. Göttingen wurde daraufhin von preußischen Truppen besetzt. Nach dem Frieden von Tilsit im Jahre 1807 verschwand das Kurfürstentum Hannover von der Landkarte. Göttingen wurde Teil des Königreichs Westphalen mit der Residenzstadt Kassel unter Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte. Im Königreich Westphalen sollte Göttingen Hauptstadt des Leine-Departements werden, dass sich zeitweise bis nach Rinteln erstreckte. Göttingen wurde dadurch Sitz mehrerer Behörden und Gerichte mit Zentralfunktion. Die Fremdherrschaft wurde mit der Zeit nicht als bedrückend angesehen. Die Studentenzahlen stabilisierten sich nach einem anfänglichen Rückgang und Göttingen passte sich der französischen Herrschaft an, die bis 1813 dauern sollte. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft in Deutschland sollte das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erhoben werden. Göttingen gehörte ab 1823 zur Landdrostei Hildesheim, der neu gebildeten Zwischenbehörde.

Im Jahr 1807 wurde Carl Friedrich Gauß Leiter der Sternwarte der Universität; er zählt bis heute zu den weltweit angesehensten Mathematikern überhaupt.

Die nunmehr in Deutschland aufkommende Nationalbewegung ging einher mit Forderungen nach politischer Liberalisierung und Demokratisierung. Als im Jahre 1830 die Pariser Julirevolution auch auf Deutschland übergriff, erlebte Göttingen im Januar 1831 die sog. „Göttinger Revolution“. Während das Land Hannover weitgehend ruhig blieb, kam es in Göttingen durch eine Verkettung verschiedener Ursachen zu einem gewaltsamen Ausbruch, in deren Folge unter der Führung des Privatdozenten Johann Ernst Arminius von Rauschenplatt ein Revolutionsrat gebildet und am 8. Januar 1831 der Magistrat der Stadt Göttingen aufgelöst wurde. Vom König wurde eine freie Verfassung für das Königreich Hannover verlangt und der Sturz der Regierung. Die Regierung zeigte sich unnachgiebig und sandte Truppen in größerem Ausmaß auf die Stadt zu. Am 16. Januar mussten die Aufrührer kapitulieren. Die Truppen zogen in die Stadt ein und quartierten sich dort ein. Die Anführer des Aufstandes wurden, soweit sie nicht ins Ausland geflohen waren, zu drakonischen Strafen verurteilt. Erst gegen Anfang März 1831 kehrte in Göttingen wieder Ruhe ein. Die Universität, die von der Regierung am 18. Januar geschlossen wurde, konnte Mitte April wiedereröffnet werden. Als Folge des Aufstandes nahm die Regierung tiefgreifende Veränderungen an der Stadtverfassung vor und ersetzte die alte Stadtverfassung von 1690 durch eine neue. Die jahrhundertealte politische Rolle der Gilden endete und an ihre Stelle traten nunmehr Repräsentanten einer bürgerlichen Honoratiorenschicht.

1837 – 100 Jahre nach Eröffnung der Universität – konnte als Repräsentations- und Verwaltungsgebäude der Universität die Aula eingeweiht werden. Auf dem Platz davor, dem heutigen Wilhelmsplatz, wurde dem damaligen Landesherrn und Stifter, Wilhelm IV., ein Denkmal errichtet. Unter dessen Nachfolger allerdings, König Ernst August I., mit dem die 123-jährige Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover beendet wurde, kam es noch im gleichen Jahr zum Konflikt. Bei seinem Amtsantritt hob dieser die relativ freiheitliche Verfassung, die sein Vorgänger 1833 erlassen hatte, wieder auf, woraufhin sieben Göttingen Professoren Protest einlegten. Am 12. Dezember 1837 entließ Ernst August I. die Professoren und verwies sogar drei von ihnen des Landes. Dieses Ereignis hatte eine enorme Wirkung – nicht nur im Königreich Hannover sondern in ganz Deutschland. Die Göttinger Sieben, wie sie von nun an genannt wurden, galten bald als Märtyrer eines politisch aufmerksamer werdenden Bürgertums. Durch die Protestaktion wurde die Opposition im Königreich aufgerüttelt. Der Widerstand des Bürgertums sollte teilweise Erfolg haben. Mit dem Landesverfassungsgesetz vom 6. August 1840 erhielt Hannover wieder eine konstitutionelle Verfassung, in der jedoch die Rechte der Stände zugunsten des Monarchen stark beschnitten waren. In Göttingen kehrte zwar bald wieder Ruhe ein, die Universität, die ohnehin schon seit den 1820er-Jahren an zurückgehenden Studentenzahlen zu leiden hatte, verlor jedoch nunmehr zusehends an Ansehen.

Nach den Verfassungskämpfen gab es jedoch wenig Entspannung bei den politischen Freiheiten. Versammlungen mussten genehmigt werden, Leihbibliotheken wurden kontrolliert und auch die drei ausgewiesenen Professoren durften bis 1848 nicht zurück nach Göttingen kommen. Die Universitätsangehörigen waren der Ansicht, dass das strenge Polizeiregiment, das in Göttingen herrschte, für die Universität verderblich sei.

Die Märzrevolution von 1848, bei der es in vielen Teilen Deutschlands zu Tumulten und Aufständen kam, blieb in Göttingen ohne größeres Blutvergießen. Es kam nur in der Nacht vom 11. zum 12. März zu einer kleineren Auseinandersetzung zwischen der Polizei und einigen Korpsstudenten. In deren Folge verließen allerdings die Studenten aus Protest geschlossen die Stadt. Da sich das Semester aber ohnehin dem Ende neigte, war dieser Auszug wenig überzeugend. In Göttingen wurden als revolutionäre Institutionen eine Bürgerversammlung und eine Bergerwehr gegründet. Erstere löste sich jedoch schon zum Jahresende auf, da sie mit und an ihrer Politisierung gescheitert war.

Die Zeit nach den Märzunruhen war für Göttingen eine eher ruhige Zeit. Die politischen Bewegungen verhielten sich ruhiger als früher und auch sonst werden die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts als Zeit behäbiger Behaglichkeit beschrieben. Ein Datum von überragender Bedeutung für die Stadtentwicklung war der 31. Juli 1854. An diesem Tage wurde die Eisenbahnstrecke von Alfeld nach Göttingen eröffnet und der Göttinger Bahnhof mit einem prächtigen Fest eingeweiht. Nunmehr machte auch Göttingen einen großen Schritt in die Moderne, die Einwohnerzahlen stiegen an, Wirtschaftsbetriebe siedelten sich in Göttingen an und auch außerhalb des mittelalterlichen Walles entstanden nun neue Wohnviertel.

Das Verhältnis der Stadt zu ihrem Monarchen, nunmehr seit 1851 Georg V., war aber weiterhin ein angespanntes. Königsbesuche in der Stadt waren selten und wenn, dann galten sie der Universität, auf die er allerdings stolz war. Georg misstraute dem Göttinger Bürgertum, das er als Opposition kritisch beobachtete. Zwar wurde in Göttingen keine Revolution gegen den wenig überzeugenden Monarchen geplant, aber als am 22. Juni 1866 preußische Truppen in Göttingen einrückten, und wenig später nach der Schlacht bei Langensalza Hannover an Preußen fiel, gab es in Göttingen keine wesentliche Opposition gegen das Preußischwerden.

Unter preußischer Herrschaft passten sich die Göttinger relativ rasch den neuen Verhältnissen an. Insbesondere entwickelte sich in Göttingen eine Begeisterung für Otto von Bismarck, der von 1832 bis 1833 an der Georgia Augusta immatrikuliert war. Im Göttinger Stadtgebiet wurde neben einem Bismarckturm auf dem Kleperberg, wie es ihn in vielen Städten Deutschlands geben sollte, auch ein Bismarckstein am Klausberg errichtet. In der Stadt Göttingen erzielte die preußischfreundliche Nationalliberale Partei starken Zulauf, während die Welfen-Partei eher im Göttinger Landkreis Erfolge erzielte.

Die Industrialisierung setzte in Göttingen relativ spät ein. Erst ab der Jahrhundertwende kann man von einem Vordringen der industriellen Produktionsweise in Göttingen sprechen. Bedingt durch die Nähe zur Universität, die inzwischen zu einer weltweit geachteten Hochburg der Naturwissenschaften aufgestiegen war, entwickelte sich in Göttingen nunmehr die feinmechanische, optische und elektrotechnische Industrie, die jetzt die Textilwirtschaft als wichtigsten Göttinger Wirtschaftszweig ablöste.

Die Stadtbevölkerung Göttingen begann seit den 1870er-Jahren stark zu wachsen. 1875 zählte Göttingen 17.000 Einwohner, 1900 waren es bereits 30.000. Der Großteil der Bevölkerung lebte damals noch in der Altstadt; lediglich die Angehörigen der Mittel- und Oberklasse, insbesondere die Professoren, setzten sich östlich der Stadt auf den Anhöhen des Hainbergs nieder. Erst um 1895 herum begann die Bevölkerung in den Gebieten außerhalb der Altstadt stärker anzuwachsen. In der Zeit des Kaiserreiches wurde unter den Göttinger Bürgermeistern Merkel und Calsow auch damit begonnen, die unterentwickelten öffentlichen Versorgungseinrichtungen auszubauen und die Stadt zu modernisieren.

Nach fast dreißigjähriger Diskussion entschloss sich die Stadt im April 1914, eine Straßenbahn einzurichten. Am 29. Juni begannen die Bauarbeiten. Schienen waren bereits geliefert, aber nicht eingebaut. Bei Kriegsausbruch am 1. August wurden die Arbeiten eingestellt und nie wieder aufgenommen.[2]

Auch in Göttingen wurde der erste Weltkrieg überwiegend enthusiastisch begrüßt. Selbst zahlreiche Professoren ließen sich von der nationalen Hysterie mitreißen. Schon bald traten aber auch hier Ernüchterungen auf. Die Gewerbebetriebe mussten sich auf die Kriegswirtschaft einstellen und die Lebensmittelversorgung wurde zum Problem. Der Krieg kam Göttingen insofern nahe, als schon ab August 1914 im Ebertal unterhalb des Lohberges ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet wurde, in dem zeitweise bis zu 10.000 Kriegsgefangene untergebracht waren. Als 1918 der Niederlage im ersten Weltkrieg die Novemberrevolution folgte, wurde auch in Göttingen ein Soldaten- und Volksrat gewählt und eine Resolution verabschiedet. Am 10. November wurde durch den Arbeiter Willi Kretschmer auf dem Rathaus sogar die rote Fahne gehisst. Faktisch änderte sich in Göttingen jedoch trotz der Tumulte nicht allzu viel; die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Georg Calsow konnte nahezu ungestört weiterarbeiten.

Die innere Instabilität der Weimarer Republik schlug sich auch in Göttingen nieder. Während des Kapp-Putsches im Frühjahr 1920 wurde auch in Göttingen der Generalstreik beschlossen. Das Militär demonstrierte daraufhin seine Macht und marschierte am 15. März in der Innenstadt auf und sperrte die Straßen ab. In den folgenden unruhigen Jahren der Weimarer Republik sollte die NSDAP in Göttingen schnell Fuß fassen. Bereits 1922 wurde die NSDAP-Ortsgruppe Göttingen gebildet und schon in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre galt Göttingen als Hochburg der Nationalsozialisten, die in Göttingen überdurchschnittlich hohe Wahlerfolge verbuchen konnten. Die NSDAP und allen voran die SA zeigten regelmäßig bei Massenausmärschen Präsenz auf der Straße, wobei Zusammenstöße mit den politischen Gegnern bewusst provoziert wurden. Bereits im März 1930 kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen SA und dem kommunistischen Rotfrontkämpferbund. Schlägereien zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten sollten in der Folge in Göttingen an der Tagesordnung bleiben.

Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 zeigte ebenfalls in Göttingen ihre Folgen. Große Betriebe mussten schließen, die Arbeitslosigkeit stieg an und in Göttingen steigerte sich die Not. Die NSDAP sollte dadurch weiteren Zulauf erhalten. Am 21. Juli 1932 bildete ein Auftritt Hitlers den Höhepunkt im Göttinger Reichstagswahlkampf. 20.000 bis 30.000 Zuhörer fanden sich trotz strömenden Regens zu der Veranstaltung im Kaiser-Wilhelm-Park ein. Bei der anschließenden Wahl am 31. Juli wählten 51 % der Göttinger, also die absolute Mehrheit, die Nationalsozialisten.

Im Gegensatz zur Stadt Göttingen hatten es die Nationalsozialisten in den nach dem Krieg eingemeindeten Stadtteilen wesentlich schwerer Fuß zu fassen. Insbesondere die damals selbstständige Gemeinde Grone sticht heraus. Hier blieben selbst bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 die Sozialdemokraten stärkste Kraft. Grone war einer von nur vier Gemeinden im damaligen Wahlkreis Braunschschweig-Südhannover, in dem die NSDAP bei dieser Wahl nicht stärkste Kraft werden konnte.

Trotzdem ist folgendes in Erinnerung zu bringen und in den jeweiligen Spezialartikeln gut belegt: Im 20. Jahrhundert kam es von Beginn an bis zur nationalsozialistischen Epoche zu einer enormen Blüte der Fächer Mathematik und Physik an der Universität. Mathematiker wie Felix Klein, David Hilbert, Hermann Minkowski, Emmy Noether, Hermann Weyl, Richard Courant und andere sowie Physiker wie Max Born, James Franck und andere setzten Maßstäbe, genossen weltweites Ansehen und verbreiteten den Glanz der Stadt.

Mit Beginn des Nationalsozialismus hatte all das schlagartig ein Ende.

Zwar gingen die Wahlerfolge der NSDAP in Göttingen kurz vor der Machtergreifung noch leicht zurück. Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde in Göttingen am nächsten Tag aber mit einem großen Fackelzug gefeiert, an dem mehr als 2.000 uniformierte Angehörige von SA, SS und Hitler-Jugend teilnahmen. Auch die Machtübernahme in Göttingen verlief ohne Zwischenfälle. Nach der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar ging die Göttinger Polizei gezielt gegen die Kommunisten in Göttingen vor, und bereits am 5. März konnte die SA auf dem Rathaus ungehindert die Hakenkreuzflagge hissen. Die SA schlug am 28. März 1933 in Göttingen die Schaufenster jüdischer Geschäfte ein und griff jüdische Mitbürger tätlich an. Nicht weit von Göttingen, in Moringen (Landkreis Northeim), wurde schon 1933 ein Konzentrationslager eingerichtet, das ab 1940 als Jugendkonzentrationslager diente.

Die systematische Verdrängung der Menschen jüdischer Abstammung aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft sollte ferner für die Universität insbesondere im Bereich der Mathematik und Physik zu einem Aderlass werden, von dem sich die Naturwissenschaften in Göttingen und auch in ganz Deutschland nie voll erholt haben.

Zugleich kam es langfristig zu einer nicht gleich sichtbaren Verarmung des Geisteslebens in der Stadt. Im Gefolge der Bücherverbrennung, bei der die deutschen Studenten in vielen Universitätsstädten Bücher als „undeutsch“ bezeichneter Autoren öffentlich verbrannten, wurde das aber schon bald spürbar. Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurde vom Rektor der Georg-August-Universität, Friedrich Neumann eröffnet. Nach einer Feuerrede des Germanisten Gerhard Fricke zogen die studentischen Gruppen und Korporationen in einem Fackelzug vom Weender Tor zum Adolf-Hitler-Platz, dem heutigen Albaniplatz. Dort hielt der „Führer der Studentenschaft“, Heinz Wolff, vor dem Scheiterhaufen mit einem „Lenin“-Schild auf der Spitze, eine kurze Rede über den „undeutschen Geist“. Nach dem Singen des Lieds „Flamme empor“ und des Horst-Wessel-Lieds löste sich die Menge auf.

In der „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Göttinger Synagoge in der Maschstraße, die schon bei den Übergriffen im März 1933 erstmals verwüstet worden war, vom Nazi-Pöbel verbrannt. Von den vor 1933 fast 500 jüdischen Einwohnern lebten 1938 noch an die 220 in der Stadt. Diese wurden nunmehr fast ausnahmslos Opfer der Angriffe von SA und SS. Die letzten 140 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Göttingen wurden 1942 in die Vernichtungslager deportiert.

Bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg kam Göttingen vergleichsweise glimpflich davon. Ab Juli 1944 erlebte Göttingen zwar einige Luftangriffe, diese galten aber vorwiegend dem Bahnhof. Die historische Altstadt blieb weitgehend unzerstört. Insgesamt waren ca. 120 Tote zu beklagen, also vergleichsweise wenig. Die Nachbarstädte Kassel, Hannover und Braunschweig mussten allerdings die volle Wucht der alliierten Bombenangriffe erleben. Göttingen wurde mit Bombenflüchtlingen überfüllt. Auch wegen der gut ausgestatteten Krankenhäuser wurde Göttingen im Laufe des Krieges zur Lazarettstadt, in der sich bei Kriegsende drei- bis viertausend verwundete Soldaten befanden. Auch mit Rücksicht darauf hatte Göttingen das Glück, dass die Stadt vor den anrückenden amerikanischen Truppen von allen Kampfeinheiten verlassen wurde und so ohne Kampfhandlungen am 8. April 1945 eingenommen werden konnte.

Göttingen wurde nach dem Krieg der britischen Besatzungszone zugeschlagen und die amerikanischen Einheiten wurden durch britische abgelöst. Göttingen lag nunmehr in einem Zonendreieck: Das benachbarte Thüringen gehörte zur sowjetischen Besatzungszone, Kassel im Süden zur amerikanischen. Aufgrund dieser Lage und da Göttingen weitgehend intakt den Krieg überstanden hatte, wurde Göttingen Anlaufstelle für viele Interzonenwanderer- und Flüchtlinge. Auch konnte die Göttinger Universität als erste in Deutschland (kurz vor Heidelberg) zum Wintersemester 1945/46 den Lehrbetrieb wieder aufnehmen.

Aufgrund der Kriegs- und Nachkriegswirren nahm die Bevölkerung der Stadt schlagartig zu. Während 1939 in Göttingen noch knapp 50.000 Einwohner lebten, waren es 1949 schon 80.000. Göttingen gehörte in dieser Zeit zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands. Dies lag auch daran, dass die Stadt nicht schon während des Industrialisierungsprozesses im 19. Jahrhundert wie andere Städte durch Eingemeindungen ausgeweitet worden war. In den ersten Nachkriegsjahren wurde vorrangig die Weststadt bebaut.

Am 12. April 1957 kam es erneut zu einer „Göttinger Erklärung“: 18 deutsche Atom- und Kernphysiker, darunter Nobelpreisträger wie Max Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg und Max von Laue warnten unter der Federführung von Carl Friedrich von Weizsäcker vor der Ausrüstung der Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen, wie sie damals vom Kanzler der jungen Bundesrepublik, Konrad Adenauer, ins Gespräch gebracht wurde. Die Initiative der „Göttinger 18“, die sich selbst in der Nachfolge der oben erwähnten „Göttinger 7“ sahen, war von Erfolg gekrönt, denn Adenauers Vorstellungen waren von diesem Zeitpunkt an hinfällig.

Eingemeindungen und Industrialisierung wurden durch das Göttingen-Gesetz vom 26. Juni 1964 nachgeholt. Dieses Gesetz, das heute noch in Kraft ist, stellt ein kommunalpolitisches Unikum dar. Einerseits wurden die Gemeinden Geismar, Grone, Nikolausberg und Weende in die Stadt eingegliedert. Andererseits wurde die Stadt Göttingen in den Landkreis Göttingen eingegliedert. Dennoch erhielt Göttingen eine Sonderstellung im Kreis, da für die Stadt weiterhin die Vorschriften für kreisfreie Städte anwendbar sind, soweit nicht landesrechtlich etwas anderes bestimmt ist. Göttingens Stadtgebiet wurde durch die Eingliederungen auf 7371 ha mehr als verdoppelt, die Einwohnerzahl erhöhte sich um 31 % von 83.000 auf 109.000. Parallel dazu entstanden in den eingemeindeten Außenbezirken große Neubaugebiete und neue Stadtteile.

Die Weichen für eine Entwicklung zu einer modernen Großstadt waren nunmehr gestellt. Größere Planungsvorhaben in den 1970er-Jahren wollten zwar das Gepräge der alten Universitätsstadt erhalten, Göttingen sollte aber auch nach dem Raumordnungsplan als Oberzentrum für den gesamten südniedersächsischen Raum fungieren. Auch die Altstadt sollte saniert werden.

Einschneidendster Schritt hierbei war der 1968 erfolgte Abriss des 1735 errichteten universitären Reitstalls in der Weender Straße, der von heftigen Bürger- und Studentenprotesten begleitet wurde. Auch wurden zwischen 1966 und 1975 die innerstädtischen Straßen weitgehend zu Fußgängerzonen ausgebaut und die Verwaltung konnte 1978 ihr neues Rathaus beziehen, für das ursprünglich der Reitstall weichen musste, das dann aber an ganz anderer Stelle südöstlich der Altstadt gebaut wurde. Statt des Rathauses entstanden im Reitstallviertel ein Kaufhaus und ein kurzlebiges Stadtbad (nach langem Leerstand ca. 2004 abgerissen).

Wie die Stadt, modernisierte sich auch die wachsende Universität. Die Studentenzahlen stiegen von 4680 im Wintersemester 1945/46 auf 30.000 Anfang der 1990er-Jahre; erst anschließend wurden sie wieder rückläufig. Ab 1964 entstand der heutige Campus und das geisteswissenschaftliche Zentrum auf dem Gebiet des ehemaligen Universitätssportzentrums nördlich der Altstadt. Zwischen Weende und Nikolausberg wurde die Nord-Uni aufgebaut, wo sich heute ein Großteil der naturwissenschaftlichen Einrichtungen befindet. Ab 1973 wurde zudem mit dem Bau eines neuen Universitätsklinikums begonnen. 1993 wurde schließlich der architektonisch anspruchsvolle Neubau der Staats- und Universitätsbibliothek auf dem Campus eröffnet.

Mit der Grenzöffnung 1989 und dem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer 1990 verlor Göttingen seine Randlage und liegt nunmehr verkehrsgünstig mitten in Deutschland. Der Wandel war jedoch damit verbunden, dass die Bundeswehr 1993 ihren Standort in Göttingen aufgab und so nicht nur die traditionsreiche Geschichte der Stadt als Garnisonsstadt ein Ende fand (siehe z.B. 2. Kurhessisches Infanterie-Regiment Nr. 82), sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor verschwand.

Die im Jahre 1968 auch in Göttingen aufgetretenen Studentenunruhen gingen hier nicht so schnell zu Ende wie anderswo. Noch Anfang der 1990er-Jahre geriet Göttingen wegen der sogenannten „Scherbendemos“ der Autonomen Antifa sowie der spektakulären Bündnisdemonstrationen gegen Rechtsextremismus unter Beteiligung des linksradikalen schwarzen Blockes, dessen Teilnehmer vermummt an der Spitze der bis ins bürgerliche Spektrum reichenden Demonstrationen auftraten, in die Schlagzeilen. Seit 1990 fast konstant bis heute gibt es aus dieser linksradikalen Bewegung zahlreiche Aktionen, welche ein bundesweites Medienecho auf sich ziehen.

Das entschlossene Vorgehen weiter Teile der Göttinger Bevölkerung gegen rechtsradikale Demonstrationen, häufig in Form von Bündnissen, an welchen sich kirchliche Gruppen sowie Gewerkschaften und auch autonome Gruppen aus dem linksradikalen Spektrum Göttingens beteiligen, hat mit dazu beigetragen, dass der Rechtsextremismus in Göttingen selbst wenig bis gar keinen Boden gewinnen konnte. Trotzdem finden regelmäßig NPD-Demonstrationen, Naziaufmärsche und -kundgebungen mit Teilnehmern aus ganz Deutschland statt, die regelmäßig viele Gegendemonstranten dazu bringen sich aktiv gegen Rechtsextremismus zu positionieren. Aufgrund dessen müssen die Rechtsextremen und die Gegendemonstranten von einem hohen Polizeiaufgebot getrennt werden.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Göttingen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike" verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen beschrieben.
In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Das Foto basiert auf dem Bild "Deutsches Theater" aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Times.