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Die Stadt Krefeld (bis 1929 auch Crefeld) ist eine kreisfreie Stadt am linken Niederrhein, nordwestlich von Düsseldorf, südwestlich von Duisburg in Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Seidenstoffproduktion des 18. und 19. Jahrhunderts wird sie auch als „Samt- und Seidenstadt“ bezeichnet. Krefeld ist mit 235.860 Einwohnern (Stand: Juni 2009) eine Großstadt mittlerer Größe. Innerhalb des Regierungsbezirks Düsseldorf nimmt sie gegenwärtig der Einwohnerzahl nach den sechsten Platz ein.

Die Stadt besteht in ihren heutigen Grenzen im Wesentlichen seit 1929, als der damalige Stadtkreis Krefeld (Crefeld) mit der Stadt Uerdingen und anderen Gemeinden zur Stadt Krefeld-Uerdingen vereinigt wurde. 1940 wurde diese in Krefeld umbenannt und 1975 nochmals geringfügig vergrößert. In der Landesplanung ist Krefeld als Oberzentrum eingestuft.

Krefeld liegt am westlichen Ufer des Rheins, an der „Krefeld-Kempener Platte“ zur mittleren Niederrheinebene. Das Stadtzentrum liegt etwa sieben Kilometer vom Rheinufer entfernt, doch reicht das Stadtgebiet seit der Eingemeindung Linns bis an den Fluss heran.

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Die Uferlänge auf Krefelder Gebiet beträgt 6,2 Kilometer. Die Breite des Flusses variiert zwischen 320 und 400 Meter. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in Nord-Süd-Richtung 12 Kilometer und in West-Ost-Richtung 13,1 Kilometer. Die Höhenlage der Stadtmitte beträgt 39 m ü. NN. Die höchste natürliche Erhebung im gesamten Stadtgebiet ist mit 63 m ü. NN der Hülser Berg, die höchste Erhebung überhaupt ist der Inrather Berg, eine alte Schuttdeponie aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs mit 87 m ü. NN. Eine weitere Erhebung, die seit 2004 auch von der Allgemeinheit begangen werden kann, ist der Kapuzinerberg (77 m), eine ehemalige Hausmülldeponie.

In Krefeld fallen über das Jahr gesehen durchschnittlich 762 mm Niederschlag. Damit liegt Krefeld über dem Deutschlandmittel von 700 mm. Die Temperatur liegt im Durchschnitt bei 10,3 °C. Im Januar beträgt das Mittel 2,5 °C.

Die Stadt Krefeld liegt im Niederrheinischen Tiefland. Die oberflächennahen Schichten bestehen überwiegend aus Kies- und Sandablagerungen des Eiszeitalters. Die bis zu 30 m mächtigen Schichten setzte der Rhein hier ab. Vor 240.000 Jahren wurden diese Schichten teilweise von den Rändern der Eisschildmassen zu Stauchmoränen aufgepresst.

Der Hülser Berg ist ein Beispiel hierfür. Unter den Kies und Sandschichten befinden sich Meeressande die sich dort im Tertiär (2,4 bis 65 Mio. Jahre vor heute) ablagerten. Sie reichen bis in eine Tiefe von 250 m hinab. Darunter sind Meeresablagerungen (überwiegend aus Sandstein, Tonstein und Kalkstein bestehend) älterer Erdgeschichtlicher Phasen zu finden. Am nördlichen Stadtrand sind in größerer Tiefe auch kohleführende Schichten aus dem Karbon zu finden, die Verbindung zu den Kohlegebieten in Belgien und an der Ruhr haben.

Auf den höhergelegenen Flächen des Krefelder Stadtgebiets findet man überwiegend Parabraunerden und Braunerden. Diese stellen gute Ackerstandorte. Die im westlichen Stadtgebiet gelegene durch Bruchtektonik etwas herausgehobene Kempener Platte hat eine ca. 1 m dicke Deckschicht aus Löss. Diese ist während der letzten Eiszeit hier abgelagert worden. Die daraus entstandenen fruchtbaren Lehmböden werden als Getreide- und Rübenfelder geschätzt. In den Altarmrinnen des Rheins entstand Niedermoortorf, der auch an den Niepkuhlen abgebaut wurde, heute aber keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat.

Zum Ende der letzten Eiszeit hat der Rhein, östlich der Terrassenkante Dießem – Inrath – Hüls sandige bis lehmige Sedimente abgelagert. Durch Grundwassereinfluss entstanden in den tiefergelegenen Bereichen Gleyeböden. Diese Flächen werden wie z. B. der Hülser und Latumer Bruch als Grünland und Wald genutzt. In der überflutungsgefährdeten Rheinaue entstanden aus angeschwemmtem Bodenmaterial fruchtbare Böden.

Das Stadtgebiet Krefelds gliedert sich in die 9 Stadtbezirke: Stadtmitte, West, Nord, Hüls, Süd, Fischeln, Oppum-Linn, Ost und Uerdingen. Jeder Stadtbezirk hat eine eigene Bezirksvertretung und einen Bezirksvorsteher. Die Bezirksvertretung wird von der Bevölkerung des Stadtbezirks bei jeder Kommunalwahl gewählt. Des Weiteren existieren 19 Stadtteile, diese sind in mehrere statistische Bezirke unterteilt. Siehe hierzu Liste der Stadtteile von Krefeld.

Die Stadt Krefeld grenzt im Norden an die Städte Neukirchen-Vluyn und Moers im Kreis Wesel, im Osten und Nordosten an die kreisfreie Stadt Duisburg, im Süden an die Stadt Meerbusch im Rhein-Kreis Neuss sowie im Westen an die Städte Willich, Tönisvorst und Kempen im Kreis Viersen.

1861 hatte Krefeld mehr als 50.000 Einwohner. 1890 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1957 verdoppelte sich diese Zahl auf 200.000. Im Jahre 1994 erreichte die Bevölkerungszahl mit rund 250.000 ihren historischen Höchststand. Am 31. Dezember 2008 lebten in Krefeld nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 236.333 Menschen (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Im 1. Jahrhundert n. Chr. erbauten die Römer am Rhein auf dem Gebiet des heutigen Krefelder Stadtteils Gellep das Kastell Gelduba. An verschiedenen anderen Plätzen im Krefelder Stadtgebiet fanden sich die Überreste römischer Landhäuser sowie einer Tempelanlage.

Im Mittelalter wuchs eine Bauernsiedlung an einem Ort namens „Krinvelde“.

Ob ein „Krähenfeld“ der Namensgeber ist, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Die Trutzburg Krakau lag östlich der Stadtmauern inmitten des heutigen Stadtgebietes. „Krah-Kau“ in der Krefelder Mundart bedeutet Krähenkäfig, so dass Krefeld ebenso ein Krähenfeld sein kann. Die „Hohe Straße“ zwischen Köln und Geldern war eine bedeutende Straße, die ihren Namen „Hochstraße“ bis heute behalten hat. Sie wurde so genannt, weil sie nicht unmittelbar am Rheinufer entlang führte, sondern oberhalb einer Geländekante verlief, wodurch sie vor Überschwemmungen sicher war.

Erstmals wird Krefeld 1105 im Urbar des Kloster Werden erwähnt. Ebenfalls im 12. Jahrhundert begann Otto von Linn nach seiner Rückkehr vom Dritten Kreuzzug die Burg Linn zu einer Festung auszubauen. Um 1200 errichteten die Herren von Rode Haus Rath wahrscheinlich als befestigte Zollstation an der Hohen Straße im heutigen Stadtteil Elfrath. Haus Rath wird erstmals 1246 in einer Urkunde des Grafen von Geldern als Lehen erwähnt.

1361 erhielt das Dorf Krefeld das Recht, einen Jahr- und Wochenmarkt abzuhalten.

Am 1. Oktober 1373 verlieh Kaiser Karl IV. „Crefeld“ die Stadtrechte. Dadurch war der Ort, der zur Grafschaft Moers gehörte, besser vor Übergriffen durch Räuberbanden geschützt. Insbesondere die Herren auf der nahegelegenen Burg Linn betrieben Raubrittertum. Die Burg gehörte damals zur Grafschaft Kleve. Heinrich von Strünkede war Amtmann der Mechthild von Kleve auf der Linner Burg und wurde zu Raubzügen gegen Krefeld ausgeschickt.

Um 1400 wurde zur besseren Verteidigung Krefelds die Burg Krakau etwa 800 Meter östlich der Stadt errichtet. Sie existierte bis ins 17. Jahrhundert, heute sind nur noch ein paar Mauerreste der Wehranlagen an der Bogenstraße übrig. Die älteste Krefelder Kirche, die Dionysiuskirche (heute Alte Kirche), wurde auf einem aus dem 12. Jahrhundert stammenden Bau errichtet und erhielt 1472 einen neuen Turm.

Schon wenige Generationen später breiteten sich die Ideen der Reformation in Europa aus, und 1560 wurde die Grafschaft Moers nach dem Grundsatz cuius regio, eius religio protestantisch. Allerdings gab es in den Wirren der folgenden Jahre weiterhin Katholiken in Krefeld, die katholische Pfarrei wurde erst durch die Neutralitätsvereinbarung von 1607 aufgehoben, und auch danach wurden Katholiken geduldet.

1584 wurde Krefeld im Truchsessischen Krieg völlig zerstört und blieb für zwei Jahrzehnte nahezu unbewohnt. 1594 verschenkte Gräfin Walburga, die Witwe des Grafen Adolf von Neuenahr-Moers, die Herrlichkeit Krefeld an Prinz Moritz von Oranien. Die Grafschaft Moers, und damit auch Krefeld, wurden daraufhin am 4. Juli 1598 von den Generalstaaten und Erzherzog Albrecht VII. von Österreich für neutral erklärt. Die Bedeutung dieser Neutralität für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Krefelds kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie wurde in mehreren Folgeverträgen erneuert und bezog sich auf den Unabhängigkeitskampf der Niederlande, auf den Dreißigjährigen Krieg und auf die Folgezeit.

Das neutrale Krefeld wurde nun zum Zufluchtsort für Mennoniten, die in den benachbarten katholischen Regionen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Es kamen mehr Andersgläubige, als die alteingesessenen Krefelder ertragen wollten. Nicht zuletzt waren diese frommen Menschen oft tüchtige Handwerker und Geschäftsleute und daher waren viele von ihnen schon bald recht wohlhabend. Dies schürte natürlich den Neid und verbreitete damit Unmut unter der sonst eher ärmlichen Krefelder Bevölkerung. 1646 beklagten sich die reformierten Pfarrer Krefelds öffentlich beim Grafen von Moers darüber, dass die Mennoniten in Krefeld Versammlungen abhielten. Aufgrund dieser für Nicht-Mennoniten undurchsichtigen Treffen wurden die Mennoniten der Aufrührerschaft und Verschwörung bezichtigt.

Von größter Bedeutung für Krefeld war die Niederlassung des 1656 aus Radevormwald ausgewiesenen Mennoniten Adolf von der Leyen. Seine Söhne begründeten die Seidenweberei in Krefeld. Von der Leyen war der Stammvater einer ganzen Dynastie von Seidenfabrikanten, unter ihnen die sogenannten Seidenbarone, die Krefeld zu großem Wohlstand verhalfen.

Gedenkstein für die Auswanderer unweit der Dionysiuskirche Der Strom von Glaubensflüchtlingen aller Konfessionen hielt stetig an – es waren mehr, als die Stadt fassen konnte. Die Stadt wurde erst bei der 1. Stadterweiterung von 1693 gezielt vergrößert. Schon bald kam es zu Ausschreitungen und Übergriffen auf die Andersgläubigen. 1683 wanderten daher die ersten 13 Familien auf einem Schiff mit dem Namen „Concord“ nach Amerika aus und gründeten in Pennsylvania die Ortschaft Germantown (eigentlich Deitscheschteddel). Sie waren hauptsächlich Quäker und Mennoniten, welche die in Pennsylvanien vom Gouverneur William Penn zugesicherte absolute Meinungs- und Religionsfreiheit lockte. Heute ist Germantown ein Stadtteil von Philadelphia. Diese 13 Familien waren die ersten Deutschen, die als geschlossene Gruppe nach Amerika auswanderten. Die Deutsche Bundespost nahm 1983 die 300 Jahrfeier „Deutsche in Amerika“, die in Philadelphia und in Krefeld als „Philadelphiade“ gefeiert wurde, zum Anlass eine Sonderbriefmarke herauszugeben.

1702 starb Wilhelm III. von Oranien, und Krefeld fiel daraufhin an Preußen. Die beiden Brüder Friedrich und Heinrich von der Leyen verließen 1731 den elterlichen Betrieb und gründeten ein eigenes Textilunternehmen, welches sich in den nächsten Jahren zu einem Unternehmen mit Weltruf entwickelte und zunehmend Einfluss auf die Verhältnisse der Stadt ausübte. Friedrich war der Repräsentant des Unternehmens, Heinrich ihr Organisator. Die beiden reichen Brüder unterstützten ihre Mennonitengemeinde, indem sie die Prediger bezahlten, ein Armenhaus stifteten und eine neue Kirchenorgel kauften. Dennoch hat der Reichtum der von der Leyens mit ihrem fürstlichen Lebensstil die einstigen Glaubensgedanken wie Frömmigkeit und Bescheidenheit verdrängt. Friedrich Wilhelm I. erkannte bei seinem Besuch in Krefeld 1738:

„Die Mennonisten sind hier keine rechten Mennonisten, sondern Bastarde, sonst aber gute Christen und biedere Leute.“.

Den Von der Leyens machte er dennoch, oder gerade deshalb Zugeständnisse:

„Sie können sich auf mich verlassen, ich werde sie zu jeder Zeit protegieren, daß dero Fabrik und Handlung kein Mensch Tort tun kann.“.

Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wieder durch mehrere Kriege in Mitleidenschaft gezogen (s. Spanischer Erbfolgekrieg, Polnischer Thronfolgekrieg). Der nächste preußische König Friedrich II. erlaubte den Katholiken in Krefeld eine eigene Kirche, die Dionysiuskirche, zu bauen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. August 1754 bei einem schon fortgeschrittenen Bauzustand.

Durch Monopole förderte Friedrich II. in Krefeld die Seidenweberei. Somit entwickelte sich in Krefeld eine stark ausgeprägte Textilindustrie. Diese Situation machte die Stadt Krefeld sehr wohlhabend und sie bekam ihren noch heute gültigen Beinamen „Samt- und Seidenstadt“. Hundert Jahre später war die Hälfte der Krefelder Bevölkerung in der Seidenindustrie beschäftigt. An die vielen Weber der Stadt erinnert heute am Südwall Ecke Ostwall das Seidenweberdenkmal, die Statue eines Seidenwebers mit geschulterter Tuchrolle, von den Krefeldern Meister Ponzelar genannt. Auf dem Bild unter der Statue, im Sockel eingelassen, ist ein für damals typisches Weberhaus dargestellt. Gewebt wurde seinerzeit in Heimarbeit in einer eigens dafür mit einer Webmaschine eingerichteten Webstube eines Weberhauses. Einige dieser typischen Häuser haben die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg und mehrere Stadtmodernisierungen unversehrt überstanden und stehen heute unter Denkmalschutz.

Durch die „Schlacht bei Krefeld“ ging der Name der friedliebenden Stadt in die Kriegsgeschichte ein: Im Siebenjährigen Krieg trafen am 23. Juni 1758 preußische Truppen unter dem Kommando des Prinzen Ferdinand von Braunschweig und ein französisches Heer am südlichen Stadtrand zusammen. Trotz ihrer Übermacht wurden die Franzosen besiegt – ein Gedenkstein am einstigen Schlachtfeld, der Hückelsmay, erinnert heute noch an die über 2.800 Gefallenen, die dort begraben liegen. Friedrich II. besuchte zweimal die Stadt Krefeld: 1751 und 1763. Bei seinem zweiten Besuch verlieh er der Familie von der Leyen Monopolrechte für die Seidenproduktion, so dass aufkommende Konkurrenten gezwungen waren, in das benachbarte Herzogtum Jülich-Berg beziehungsweise das Kurfürstentum Köln abzuwandern. An die 4.000 Bürger arbeiteten bereits für die Von der Leyens, das war etwa die Hälfte aller Einwohner der Stadt. 80 % der produzierten Waren gingen in den Export auch nach Amerika und Russland. Das Portfolio umfasste Seiden- und Samtbänder, Paramenten, Borten, Hals- und Taschentücher und Seidenstrümpfe sowie Tuchware, all dies in exklusiven und erlesenen Qualitäten. Um 1768 liefen allein für die beiden Brüder von der Leyen über 700 Webstühle. Der zweitgrößte Krefelder Seidenfabrikant, das Unternehmen Floh, besaß etwa 100 Seidenwebstühle. Die Webstühle waren stets Eigentum des jeweiligen Fabrikanten und wurden an die angestellten Weber lediglich ausgeliehen. Gewebt wurde meist in Heimarbeit. 1781 vermerkte Friedrich II., König von Preußen:

„Crefeld und die dasigen Manufacturen sehe ich als ein Kleinod an, von welchem die Werber wegbleiben müssen; zeigt Mir daher nur die Regimenter näher an, welche sich dergleichen Exzesse zu Schulden kommen lassen. Ich werde ihnen schon den Weg zur Stadt und ihren Manufacturen zu versperren wissen. Auswärts mögen sie werben, soviel sie wollen, von dergleichen nützlichen Fabriquen sollen sie aber durchaus wegbleiben.“.

Dies bedeutete, dass in Krefeld von nun an keine Rekruten von der Armee angeworben werden durften. Die übliche Methode der Werber bestand darin, abends vor den Kneipen angetrunkenen jungen Männern aufzulauern und ihnen sofort einen Betrag als Vorschuss auf den Sold auszuzahlen. Wer dieses „Handgeld“ annahm, verpflichtete sich quasi umgehend zum Wehrdienst. Während anderenorts ganze Stammbelegschaften in den Krieg zogen, konnte in Krefeld auch in Kriegszeiten mit nahezu gleicher Quantität die gewohnt hohen Qualitäten gefertigt werden. Zudem verfügte man in Krefeld durch diese Protektion über die höchste Dichte an Webermeistern, welche ebensolche meisterlichen Arbeiten ablieferten.

1794 betrug das Betriebsvermögen der Von der Leyens enorme 1.280.000 Taler. Ein Webergeselle verdiente zu der Zeit im Monat etwa 10 Taler, ein Seidenweber das doppelte, Bandweber sogar bis zu 30 Taler. Eine einfache Wohnung kostete 1 Taler Miete pro Monat. Für einen Webstuhl musste man schon 80 Taler bezahlen, ein Roggenbrot von 500 g kostete 4 Deut und der Liter Bier 1 Stüber und 3 Deut. Ein Taler kam 60 Stüber gleich und ein Stüber hatte 8 Deut. Ein Taler von 1770 entspricht heute etwa 25,- Euro.

Der Wohlstand lockte auch Ganoven und Banditen an. Oft wurden die frommen und gutgläubigen Mennoniten zu ihren Opfern. Räuberbanden zogen um Krefeld umher und verbreiteten Angst und Schrecken. Die „Krefelder Bande“ war nur eine von vielen. Der Grefrather Matthias Weber, ob seiner Art des Kampfes vielen besser bekannt als „Der Fetzer“, war seinerzeit wohl das prominenteste und gefürchtetste Mitglied dieser Gruppe.

In den auf die Französische Revolution folgenden Koalitionskriegen wurde Krefeld erstmals am 16. November 1792 durch Revolutionstruppen unter General La Marliére besetzt. Von den Franzosen wurde ein Kriegskontribution in Höhe von 300.000 holländischen Gulden verlangt, die die Stadt Krefeld nicht aufbringen konnte. Zur Sicherung dieser Forderung wurden die Vertreter der wohlhabensten Krefelder Familien als Geiseln genommen. Erst Ende Januar konnte die Forderung beglichen werden. Im Zuge des Herbstfeldzuges von 1794 wurde auch Krefeld, wie das übrige linksrheinische Territorium, von den französischen Revolutionstruppen besetzt. Die Stadt wurde wie das gesamte linksrheinische Gebiet von Frankreich annektiert und 1798 zum Verwaltungssitz eines Arrondissements des Département de la Roer bestimmt. 1801 wird das Département de la Roer französisches Staatsgebiet und Johannes Jakobus Bouget aus Odenkirchen wird Unterpräfekt des Arrondissement de Crévelt. Im Jahr 1802 wird die Gewerbefreiheit nach französischem Recht eingeführt. In dieser Zeit wurde auch gezielt Jagd auf die umherstreunenden Banditen und Räuber gemacht. Mit den meisten wurde kurzer Prozess gemacht. So endete 1803 auch das Leben von Matthias Weber auf einer Guillotine in Köln.

Die Gedanken der Revolution fanden durchaus Zustimmung bei vielen Bürgern, die auch Napoleon Bonaparte 1804 bei seinem Besuch in der Stadt zujubelten. Aus den Aufzeichnungen der Familie von Beckerath geht zum Besuch Napoleons in Krefeld folgendes hervor: „Bonaparte wurde auf dem Felde bei Königshof empfangen. Der Kaiser hatte einen gelblichen Teint, graue Augen, dunkles Haar und seine Züge waren nicht unangenehm. Nachdem der Maire von der Leyen seine Rede abgelesen hatte, nickte er freundlich mit dem Kopf, sah auf seine Uhr und befahl fortzufahren. Er war kaum in der Stadt, so sahen wir ihn mit dem Maire Arm in Arm gehen. Nachdem Bonaparte die Fabriken besehen, ließ er den Gemeinderat zusammenkommen und fragte unter anderem, wie viele Millionäre denn in Crefeld seien.“.

Die Franzosenzeit endete am 14. Januar 1814 – von nun an war Krefeld wieder preußisch.

1816 wurde Krefeld Sitz des Kreises Krefeld, der 1929 im Kreis Kempen-Krefeld aufging. 1828 rebellierten Seidenweber des Unternehmens von der Leyen gegen Lohnkürzungen. Preußische Husaren schlugen die Aufständischen nieder.

Um 1840 wurden die das heutige Stadtbild prägenden Boulevards (Nord-, West-, Süd-, Ostwall) angelegt. Dies wird fälschlicherweise dem Baumeister und Architekten Adolph von Vagedes zugeschrieben. Der wahre Baumeister bleibt jedoch unbekannt. Vagedes indes machte bereits 1819 Pläne für die Erweiterung der Stadt.

1843 wurde Krefeld nach Plänen von Umpfenbach bis zu den heutigen Ringstraßen erweitert. Die Märzrevolution von 1848 war auch in Krefeld spürbar – im Januar 1849 gab es bei Straßenkämpfen sogar ein Todesopfer. Das technische Zeitalter begann in Krefeld 1849 mit Eröffnung der Eisenbahn von Aachen nach Oberhausen (Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft).

1863 kam es zu einem Eklat beim Besuch von König Wilhelm I.. Außer den Mitgliedern des Preußenvereins verweigerten die meisten Krefelder dem König die üblichen Ehrenbezeugungen und blieben einfach zu Hause. Als ihm 1870 ein Denkmal gesetzt werden sollte, verlangte Wilhelm, der die Beleidigung nicht vergessen hatte, es müsse der Stadt den Rücken zukehren. Der Sockel dieses Denkmals ist noch heute im Krefelder Stadtgarten zu sehen. Die Statue selber wurde im Zweiten Weltkrieg für die Rüstung eingeschmolzen.

1872 schied Krefeld aus dem Kreis Krefeld aus und wurde kreisfreie Stadt. Am 17. Juni 1894 starb der Luftfahrtpionier Hermann Lattemann in Krefeld bei einem fatalen Experiment, als er seinen Ballon zum Fallschirm umwandeln wollte.

Am 9. Juni 1902 wurde die 3. Sinfonie Gustav Mahlers in Krefeld unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Elf Tage später jubelten die Krefelder Kaiser Wilhelm II. zu – die Zurückhaltung, die sie seinem Großvater entgegengebracht hatten, war vergessen.

1914 zogen auch Krefelder in den Ersten Weltkrieg – die pazifistischen Privilegien waren schon seit 1794 Geschichte. Nach Kriegsende wurde Krefeld am 6. Dezember 1918 von belgischen Truppen besetzt (bis 31. Januar 1926). Anfangs waren 7500, später bis zu 6000 Soldaten in Krefeld stationiert. Das Deutsche Reich musste ihnen laut Versailler Vertrag angemessene Unterkünfte zur Verfügung stellen. Von 1918 bis 1921 waren über 1220 Quadratmeter in Privathäusern beschlagnahmt, von 1923 bis 1924 etwa 900. 1921 baute man die ersten Wohnhäuser für Offiziere - im seitdem so genannten "belgischen Viertel". Die Belgier zensierten die Tageszeitungen und kappten Verbindungen zum anderen Rheinufer.

Am 22. Oktober 1923 stürmten rheinische Separatisten das Krefelder Rathaus. Es gab Tote und Verletzte; die Aktion blieb ohne politische Folgen.

1929 wurde Krefeld mit Uerdingen, Fischeln, Gellep-Stratum und anderen Gemeinden zum Stadtkreis Krefeld-Uerdingen vereinigt und der Restkreis in Landkreis Kempen-Krefeld umbenannt. Bereits 1907 hatte es eine große Erweiterung des Stadtgebietes gegeben, damals wurden Bockum, Oppum und Verberg eingemeindet.(siehe auch "Kreisreformen in Preußen")

Am 9. November 1938 wurden auch in Krefeld die Synagogen niedergebrannt und Geschäfte jüdischer Kaufleute zerstört. Im Zweiten Weltkrieg wurden am 21. Juni 1943 bei einem britischen Luftangriff im Rahmen der moral-bombing-Strategie große Teile des Ostens der Stadt getroffen, die Innenstadt wurde durch einen von Brandbomben verursachten Feuersturm erheblich zerstört. Wundersamerweise blieb der große Hauptbahnhof bis auf wenige Beschädigungen unversehrt.

Am 3. März 1945 marschierten US-amerikanische Truppen in Krefeld ein und befreiten die Stadt damit von der nationalsozialistischen Herrschaft. Nach Kriegsende sollten die Krefelder Stahlwerke ursprünglich demontiert werden, man konnte dies aber noch abwenden.

In den 1950er Jahren erlebten sie ebenso wie die Textilindustrie einen neuen Aufschwung. 1975 wurde Krefeld durch die Eingemeindung von Hüls erneut vergrößert.

1980 war der Name Krefeld noch einmal Synonym für eine pazifistische Bewegung: Am 16. Oktober 1980 wurde in der Stadt auf einer Konferenz der Friedensbewegung (unter anderem mit Petra Kelly und Gert Bastian) der „Krefelder Appell“ gegen den NATO-Doppelbeschluss formuliert. Bei einem Staatsbesuch des US-Vizepräsidenten George H. W. Bush anlässlich der Philadelphiade in Krefeld am 25. Juni 1983 demonstrierten über 20.000 Menschen, dabei kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen militanten Demonstranten und der Polizei.


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