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Wiehl ist eine Stadt im Oberbergischen Kreis im Regierungsbezirk Köln in Nordrhein-Westfalen.

Wiehl liegt in Luftlinie etwa 41 km östlich von Köln. An die Stadt grenzen die Nachbargemeinden Reichshof, Waldbröl, Nümbrecht, Much, Engelskirchen und Gummersbach. Zwischen der Autobahn A4 und Wiehl liegt das mit etwa 81 ha größte Gewerbegebiet Wiehls: Wiehl-Bomig. Der gleichnamige Fluss Wiehl fließt durch Wiehl in Ost-West-Richtung.

Als Grundlage des heutigen Wiehler Wappens diente das Wappen der Herrschaft Homburg der Fürsten von Sayn-Wittgenstein. Offizielle Beschreibung: "In Rot eine silberne ( weiße ) Torburg mit einem hohen dreifenstigen Zinnentrum auf der rechten und einem niedrigen zweifenstrigen Zinnenturm mit blauer Kuppel auf der linken Seite. Das spitzgieblige Torhaus trägt ein Fenster über roter, mit goldenem ( gelbem ) Fallgitter ausgefüllter Türöffnung.

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Es besteht aus einer zweitürmigen Burg mit offenem Tor und Fallgitter.Über dem niedrigen Turm schwebt ein silbernes ( weißes ) Johanniterkreuz. Dieses Kreuz soll daran erinnern, dass der Johanniter-Orden die Kirche in Drabenderhöhe und die dazu gehörigen Gebäude stiftete. Die Wappenanordnung wurde am 1. Juli 1969 beim Zusammenschluss der Gemeinden Wiehl und Bielstein aus dem Bielsteiner Wappen übernommen, durch das Kreuz ergänzt und am 17. April 1972 genehmigt.

Mittelalter - bis etwa 1700
1131: Wiehl wird erstmals urkundlich erwähnt, und zwar in der "Päpstlichen Besitzbestätigung für das Bonner St. Cassiusstift, das in Wila einen Hof und den Kirchenzenten besaß". Die Schreibweise der Erstnennung war Wila.

1250: Der Ritter (oder Graf) Adolf von Wyle trägt seine Herrschaft von Bieberstein bis zur Wiehlmündung dem Grafen von Berg zum Lehen an; er wird dessen Erztruchseß (Haushofmeister) und erster Bergischer Vogt zu Windeck. Bereits im 11. Jahrhundert werden Ritter zu Wyle genannt.

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1385: Die Grafen von Sayn beziehungsweise von Sayn-Wittgenstein bemühen sich durch Zukauf der Vogtei Wiehl um den Ausbau ihrer kleinen oberbergischen Herrschaft Homburg.
Ein Vogteigericht in Wiehl hatte schon seit dem hohen Mittelalter Bedeutung. Das in der Neuzeit daraus hervorgegangene Amtsgericht bestand bis zur kommunalen Gebietsreform 1969.

1528: Hermann im Seiffen und der Ferber vom Ol (Siefen und Ohl sind alte Wiehler Ortsteile) haben ohne vorwissen und zulassung der herren zu Homburg einen hammerdeich in die Wiel gebaut, den der saynische Amtmann hat wegreißen lassen. Ein Hinweis auf die frühe Eisenverarbeitung mit wassergetriebenem Hammer, wahrscheinlich am Ohlerhammer, dem heutigen Standort der Bergischen Achsenfabrik.

1531: Bertram Hase, Kaplan zu Wiehl, beklagt sich bei der Homburger Herrschaft, dass ihn die Leute des gräflichen Amtmanns Quad zu Isengarten drangsaliert und kujoniert, sogar sein Pferd nach Homburg verschleppt haben. Soweit festgestellt, ist die Beschwerde das erste schriftliche Zeugnis von einem Geistlichen in Wiehl.

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1540 wird Mathias Lindenstock vom Cassiusstift zu Bonn zum Pfarrer bestellt, offenkundig also ein katholischer Geistlicher, der auch nach Einführung der Reformation durch den Homburger Herren die Annahme der neuen Lehre verweigerte.

1537 verurteilt der bergische Amtmann von Windeck einen Untertanen wegen Ehebruchs und lässt ihm durch den Schultheiß Aiff (Adolf) an der Wiell den Schandtstein um den Halß hangen, den der Missetäter um den Kirchhof tragen musste (dies war eine so genannte Ehrenstrafe).

1577 lässt sich der bergische Schultheiß Johann Dick von den Ältesten berichten, was von Bergischen und anderer Herren Leute sich an Toitschlegen, Diberej und anderen derglichen Mißthaten und pinlichen (peinlichen) Halßstraflichen Sachen zugedraigen habe. Von Verfolgungen und Bestrafungen der Wiedertäufer ist aus dem Bergischen und Homburgischen einiges überliefert, für Wiehl selbst sind Dokumente nicht festgestellt.

1553 und in den folgenden Jahrzehnten berichten die bergischen Schultheissen über eine rege Bergbautätigkeit und die Erträgnisse der Eisen- und Bleierzgruben im Bereich der dreiherrigen Vogtei Wiehl wie im Homburgischen Umland. Sie vermelden Ungereimtheiten bei der Abführung und Aufteilung des Zollsteins (Bergzehnt), der dem Herzog von Berg einesteils, zum anderen den beiden Herren über Homburg, denen von Sayn bzw. von Wittgenstein jeweils zu einem Drittel zukommen müsse.

1560: Erster evangelischer Pfarrer zu Wiehl wird Wymar Fischer. Nach Teilung in zwei Pfarrbezirke im Jahr 1568 wird Georg Hollmann vom Homburger Landesherren als Pfarrer nach Wiehl berufen. Zuvor war der in Wiehl geborene Hollmann an seinem Wohnort Bergneustadt trotz Widerstands der Bürgerschaft vom (altgläubigen) bergischen Amtmann aus dem Vikariat entfernt worden, weil er sich ganz und gar sektiarisch und widerwärtig zeige. Auch in Gummersbach wurde aus gleichem Grund seine Anstellung als Vikar unterbunden. Pfarrer Hollmann mit Familie ernährten sich - wie die Vorgänger und Nachfolger - von den Erträgnissen des Kirchengutes Pfaffenberg.

1563 wird zunächst eine lutherische, 1605 dann die reformierte Kirchenordnung eingeführt.
1580: In den Futterhaferzetteln der Herrschaft Homburg werden für das Dorff Wiel zusammen mit heute einbezogenen Ortsteilen wie Zirre, Zaun, Bruch, Ohl, Puhl, Wülfringhausen insgesamt 41 abgabepflichtige Haushaltungen (Feuerstätten) gezählt, darunter 21 Saynische und je 10 Wittgensteinische und Bergische Untertanen.

1595: Die wohl älteste "Sportnachricht" aus dem Oberbergischen ist aus Wiehl überliefert: Es sey ein spielplatz daselbs, uf welchem etliche under der Predigt ball schlagen und sonst spielen. Während des Gottesdienstes wird also eine Art Schlagball gespielt, worüber der Senior (Kirchenälteste) Joh. Schmidt bei einigen auf Schloss Homburg versammelten Pastoren Klage führt. Folge ist ein ernstlicher Tadel mit der Mahnung an die Wiehler zu pflichtgemäßem Kirchenbesuch. (Ein Bericht dazu findet sich im Fürstlichen Archiv Berleburg. H 57.)

1604: Durch den Siegburger Vergleich finden die Scharmützel um die Herrschaft Homburgs ein Ende. Der Zwergstaat Homburg, im wesentlichen die Kirchspiele Wiehl und Nümbrecht umfassend, wird in seinem Bestand gesichert.

1618 hatte der Dreißigjährige Krieg begonnen. Schon bald ist auch die Bevölkerung im Kirspel Wiell (Kirchspiel Wiehl) mit seinen Orten den Grausamkeiten und Gewalttaten des kaiserlich-katholischen Kriegsvolks wehrlos ausgesetzt.

Aus dem Jahr 1628 sind die Bruchten zue Wiel überliefert. Das Wort "Brüchten" gehört zum Zeitwort brechen, das Recht brechen. Im landesherrlichen Brüchtenverhör wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein durchweg geringe Vergehen geahndet.

Besonders häufige Fälle waren: Kartenspielen an Sonn- und Feiertagen, Beleidigungen, Zank- und Schimpf, Schlägereien, Körperverletzungen, Ungehorsam auf der Wache, beim Verhör, vorehelicher und unehelicher Geschlechtsverkehr, Fischen und Verkauf von Waren während des Gottesdienstes, Heiraten "außerhalb Landes", d.h. in einen benachbarten Kleinstaat ohne landesherrliche Genehmigung, Diebstahl von Holz, Früchten, Heu, polizeiwidrige Kindtaufsfeiern (Kindbetten) und Hochzeiten (Gebehochzeiten).

Außer Geldstrafen gab es noch den "Stock", d.h. Fesselung vom Armen und Beinen im Klotz, Block sowie Einsperren in den Turm. Mit dem Tode bedrohte schwere Verbrechen wie Mord, Totschlag, aber auch Ehebruch und Landflucht (!) wurden von Gerichten höherer Ordnung geahndet. (Urschrift der Bruchten im Archiv des Fürstl. Hauses zu Berleburg)
1650 Bau der Mühlenbrücke über die Wiehl.

1696 Gründung einer Lateinschule (schola latinitatis ) auf Anordnung des Homburger Grafen Wilhelm Friedrich. Wie lange diese höhere Schulabteilung Bestand hatte, lässt sich nicht sagen. Die über Jahrhunderte verschollene Steintafel mit dem lateinischen Gründungstext befindet sich heute im Gymnasium.

1699 Ein von dem Richter und damaligen gräflichen Rat aus Wiehl Henrich Büttinghausen angeführter Aufstand der Bauern gegen die herrschaftliche Bedrückung durch Abgaben und Frondienste wird militärisch niedergeschlagen.

Neuzeit - ca. 1700 bis 1945
Die Wälder um Wiehl herum boten im 18. Jahrhundert ein trostloses Bild. Sie waren bis auf die Höhenkämme zurückgedrängt, ausgebeutet und abgeholzt für Hausbrand, Lohschälen (für die Gerberei) und den enorm gestiegenen Holzkohlebedarf zur Eisengewinnung.

Erst nach Einsatz von Steinkohle in der 2. Jahrhunderthälfte verlor die Holzkohlemeilerei an Bedeutung. Gemessen am heutigen Waldreichtum der Gegend belegen alte Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert mancherorts die einst durch Raubbau verursachte Armut an bewaldeten Flächen.

1813 war auch Wiehl Schauplatz einer Rebellion gegen die napoleonische Herrschaft, die das ganze Bergische Land erfasste. Dieser sogenannte Aufstand der Speckrussen wurde von den Franzosen rasch niedergeworfen.

Prinz Carl, ein gewisser Carl Schmidt aus Kehlinghausen war Anführer der Marodeure gewesen; ihren Namen erhielten sie im Volksmund, weil sie es hauptsächlich auf Würste, Schinken und Speck abgesehen hatten. 1815: Durch den Wiener Kongress wurde die Herrschaft Homburg und damit auch Wiehl dem Königreich Preußen zugeordnet. Zuvor, noch während der Franzosenzeit, waren die Gemeinden Wiehl und Drabenderhöhe/Bielstein etwa in den Abmessungen der jeweiligen Kirchspiele gebildet worden.

1850: Zur Neugründung einer höheren Schule als privat finanzierte und in Privaträumen untergebrachte Rektoratschule gibt es zahlreiche schriftliche Zeugnisse. Nach Unterbrechungen und neuerlichen Bemühungen ging diese Privatschule wegen fehlender Mittel und aus Mangel an Lehrkräften und Schülern schließlich in den 1870er Jahren wieder ein.

1850: In den folgenden Jahren wird die Wiehltalstraße ausgebaut, die erste leistungsfähige Verkehrsanbindung in das Umland.
1860: Am Ohler Hammer werden Achsen und etwas später Patentachsen geschmiedet.
1870: Um diese Zeit suchen viele Männer Broterwerb durch saisonale Wanderarbeit als Maurer und Pflasterer in den Städten, bevorzugt im Wuppertal (so genannte. Sachsengängerei).

1879: Der Bürgermeister im Vierteljahresbericht: "Öffentliche Stimmung im allgemeinen und mit Bezug auf die kirchlichen und kirchen-politischen Angelegenheiten: Die öffentliche Stimmung ist recht patriotisch, nur erscheint sie gedrückt im Bezug auf die hohen Steuern, die aufgebracht werden müssen. Der Culturkampf ist hier bedeutungslos. Polizeiverhältnisse: Auch hierüber ist nichts Besonderes zu berichten. Die herumziehenden Handwerksburschen haben sich auf ein Minimum reducirt."
1895: Etwa Mitte des Jahrzehnts wird an der Mühle (Müller Soest) Elektrizität erzeugt, womit auch einige benachbarte Gemeindeorte (Wülfringhausen, Alpe, Morkepütz) versorgt werden können.

1897: Der Anschluss an das Eisenbahnnetz (Oberberg) gibt Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung im gesamten Wiehltal.
1898 ist das Gründungsjahr der bis heute im Familienbesitz befindlichen Bergischen Patentachsenfabrik Wiehl (BPW), dem größten Industriewerk und Arbeitgeber im Wiehltal. Es ist das führende Unternehmen für die Herstellung gezogener (nicht angetriebener) Achsen und besitzt zahlreiche Niederlassungen weltweit.

1901 kommt es hauptsächlich auf Betreiben des Bielsteiner Bürgermeisters Heinrich Brindöpke zur Gründung der Vereinigten Sparkasse der Homburgischen Gemeinden (Wiehl, Bielstein, Nümbrecht, Marienberghausen) mit Sitz in Wiehl.

1904 berichtet der Bürgermeister zum Schulwesen: "Der Schulbesuch war ein ziemlich regelmäßiger. Infolge Lehrermangel mußte an den Schulen Büttinghausen, Oberwiehl, Marienhagen, Neudieringhausen u. an der 2. Klasse Wiehl halbtags unterríchtet erteilt werden". Und weiter: "Der Gemeinderat hat beschlossen, die Gehälter der Lehrer folgendermaßen aufzubessern: Definitiv angestellte Lehrer erhalten 1.350 M; dto. Lehrerinnen 1.050 M. Die Alterszulagen werden für die Lehrer auf 150 M und für die Lehrerinnen auf 100 M erhöht".

Zur wirtschaftlichen Lage 1906 aus dem Bericht des Bürgermeisters: "Die Berg. Patentachsenfabrik beschäftigt gegenwärtig bei 10-stündiger Arbeitsdauer 49 Arbeiter, welche je nach Leistung bei Accordpreisen 3,50 - 6 Mark täglich verdienen. Sie hat genügend Aufträge, sodass die Anlage zur Zeit ganz ausgenutzt werden kann und ist auch imstande, die Producte im Inlande unterzubringen. Die Firma Gebrüder Bion, welche hier einen kleinen Eisenhammer (6 Arbeiter) besitzen, klagt, dass sie Mühe hätte, bei den gestiegenen Preisen der Rohproducte die Fabrikate zu entsprechenden Preisen unterzubringen.

Der Betrieb hat überhaupt mit der Konkurrenz der Großbetriebe, welchen alle möglichen technischen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, zu kämpfen. In der Steinindustrie, dem für die hiesigen Gegenden bedeutendsten Industriezweige, ist die Nachfrage nach Pflastersteinen stärker geworden, der Absatz ist rege und die Preise für die Fertigwaren sind etwas gestiegen. Dementsprechend sind auch die Arbeitslöhne erhöht worden. Letzterer schwankt zwischen 3,50 und 10 M pro Tag. In den Steinbruchbetrieben hiesiger Gemeinde werden jetzt etwa 500 bis 550 Arbeiter beschäftigt".

1908 notiert er: "Aussicht auf Besserung der Lage ist noch nicht vorhanden. Besonders hat die Steinindustrie im letzten halben Jahre einen wesentlichen Rückgang zu verzeichnen. Die Einfuhr der schwedischen Steine hat den Absatz der Grauwacke sehr beeinträchtigt. Die Nachfrage nach Pflastersteinen ist sehr gering. Die Produktion übersteigt den Absatz und die Vorräte aus dem Winter liegen größtenteils noch in den Betrieben. Die Arbeiterzahl mußte deshalb auf das notwendigste beschränkt und die Löhne reduziert werden".

1905 Nach langer Pause erhält Wiehl wieder eine weiterführende Bildungsstätte. Die Realschule (gehobene Volksschule, Mittelschule) entsteht auf Betreiben einflussreicher, gebildeter Bürgerkreise mit wohlwollender, wenn auch finanziell bescheidener Unterstützung des Gemeinderates.
1909 erfolgt der Neubau der Rektoratschule (der späteren Realschule). Sie wird vom Gemeinderat beschlossen. Mit Gründung des Gymnasiums ist die Realschule 1971 in das Schulzentrum Bielstein umgezogen.

1939: Aus provisorischen Unterbringungen übersiedelt die Gemeindeverwaltung in das neu erbaute Rathaus; es ist zum ortsbildprägenden Gebäude geworden (heutiger Altbautrakt).

Angehörige der Gestapo (Geheime Staatspolizei) haben sich kurz vor Kriegsende nach Wiehl abgesetzt und in der Tropfsteinhöhle Unterschlupf gesucht. Aus Furcht vor Fliegerangriffen nimmt die Bevölkerung ihr Verschwinden bei Nacht und Nebel mit Erleichterung zur Kenntnis.

1945: Am Mittag des 11. April besetzen die US-Amerikaner den Ort. Auf dem letzten großen Feldzug im Westen Deutschlands zur Aufspaltung des so genannten Ruhrkessels sind sie von der Sieg her kommend im Eiltempo vorgerückt. Nur noch in Drabenderhöhe werden sie vorübergehend aufgehalten. In den voraufgegangenen Tagen lag Wiehl unter Artilleriebeschuss, Häuser sind zerstört oder schwer beschädigt. Der Kirchturm wurde abgeschossen; beim späteren Wiederaufbau fiel die Spitze um einige Meter niedriger aus.

Jüngste Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg
1948 war das Gründungsjahr der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Wiehl e.G.. Rasch wird sie zum unverzichtbaren Instrument bei der Linderung prekärer Wohnungsnot in den Nachkriegsjahrzehnten, eine Folge der Vernichtung von Wohnraum in den zerbombten Städten und die Aufnahme vieler Heimatvertriebener aus den ehemals deutschen Ostgebieten.

Nicht nur der Bau preiswerter Sozialwohnungen, auch die Betreuung zahlloser Eigenheimbauten zählte zu den Aufgabenschwerpunkten. Heute stehen bei der Genossenschaft allein über 460 Wohnungen in 83 Häusern zur Verfügung. Sie sind durch umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsprogramme auf zeitgemäße Wohnstandards gebracht worden.

1951: Die katholische Kirche an der Ennenfeldstraße wird im Beisein des Kölner Erzbischofs Kardinal Frings eingeweiht.
1964: Die Landesgartenschau wird in der Wiehltalaue ausgerichtet - am jetzigen Ort des Wiehltal-Stadions.
Max Deubel und Emil Hörner aus Wiehl werden zum vierten Mal Weltmeister im Motorrad-Gespannfahren, danach werden sie noch zweimal Vizeweltmeister.

1965: Ab Mitte der 1960er Jahre bringen Planung und der schrittweise Ausbau der Autobahn Köln-Olpe (A 4) kräftige Wachstumsimpulse für die Stadt. Mit der Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen um das Bomiger Verkehrskreuz wird eine nachhaltige Stärkung der Wirtschaftskraft und damit die Konsolidierung der kommunalen Finanzkraft eingeleitet.

Zeitgleich setzt die Erschließung und Bebauung aufnahmefähiger Wohnsiedlungsgebiete (Sonnenhang u.a.). Daraus folgt ein rascher Bevölkerungszuwachs.

Das zuvor verfolgte Ziel, Wiehl als staatlich anerkannter Luftkurort zu platzieren, wird zur Vermeidung von Zielkonflikten schließlich zugunsten der industriell-gewerblichen Wirtschaftsausrichtung preisgegeben.

Im gleichen Jahr letzte große Überschwemmungen vor dem Bau der Wiehltalsperre. 1965: Der Personenverkehr auf der Wiehltalschiene wird eingestellt. Der Güterverkehr bleibt vorläufig erhalten, wird aber auch schrittweise auf die Aggertalbahn verlagert.

1968 Gründung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts 1971 (auf dem Gelände der alten Realschule) wird der Lehrbetrieb 1969 in Räumen der Grundschule mit 78 Schülern in 2 Klassen aufgenommen.

1971: Die Ortsumgehungsstraße wird freigegeben. Ohne diese leistungsfähige Umgehung würde der Ortskern von Wiehl heute im Durchgangsverkehr ersticken.
Unter der das Wiehltal überspannenden Brücke wird auf brachliegenden Wiesen der Wiehlpark mit Grün- und Wasserflächen für Spiel, Sport und Freizeit angelegt.

1971: Wiehl erhält Stadtrechte.
1975: Die Wiehltalhalle als Aula des Gymnasiums entsteht; sie bietet auch Raum für außerschulische Veranstaltungen, zum Beispiel für kulturelle und gesellschaftliche Anlässe.
Das zu klein gewordene Rathaus wird um einen modernen Anbau an der Bahnhofstraße erweitert. Das dort stehende, im Krieg ausgebrannte und danach wiederhergestellte Bürgermeisterhaus muss dem Anbau weichen.

1976: Die Eissporthalle mit neuer Freibadanlage werden als Großversuchsanlage zur Nutzung von Solarenergie fertiggestellt. Die Eissportabteilung wird gegründet.
1981: Das Jubiläum 850 Jahre Wiehl wird festlich begangen.
Sparkassenneubau an der Hauptstraße. Der Altbau und das zuvor als Ausweichquartier für die Stadtverwaltung dienende Amtsgerichtsgebäude werden abgebrochen.

1983: Neubau der Raiffeisenbank an der Bahnhofstraße, heute Volksbank Oberberg eG.
1984: Durch weitere Geschäfts- und Wohneinheiten entwickelt sich der Weiherplatz , im ersten Abschnitt 1977 begonnen, schrittweise zum neuen Geschäftszentrum mit Anziehungskraft über Wiehl hinaus.
1986: Der erste Wochenmarkt in Wiehl findet großes Käuferinteresse.

1987: Der Zuzug von Aussiedlern wie auch von Asylbewerbern wird stärker. Die Stadt ist gezwungen, für spätere verkehrliche oder ortsbauliche Sanierungspläne vorgesehene Gebäude in Wiehl, Bielstein und anderen Ortschaften anzukaufen und für die Unterbringung herzurichten.
1988: Das erste Wiehler Stadtfest lockt über 15.000 Besucher an.

Bau der so genannten Querspange zur Verknüpfung der Hauptstraße mit der Ortsumgehung. Sie ist von großer Bedeutung für die Entlastung der Ortsdurchfahrten von Wiehl und Oberwiehl und erschließt zugleich Freiflächen zur Standortsicherung und Ausdehnung der Bergischen Achsenfabrik.
Zum Bau der neuen Friedhofstraße wird der Wall zum alten Steinbruch Eichhardt durchbrochen. Eine leistungsfähige Verkehrsader für das stark wachsende Wohngebiet Sonnenhang, für den geplanten zweiten Sportplatz sowie die moderne Feuerwache entsteht.

1989: Umbau der Verkehrsführung im Ortskern. Die den Verkehrsfluss hemmenden Ampeln an Rathaus-Kreuzung verschwinden. Der Weiherplatz wird über die neugeführte Wülfringhauser Straße angebunden.
1990: Im Januar und Februar toben bisher nicht gekannte orkanartige Stürme über das Land und richten vor allem in den Wäldern große Schäden an.

Der Sportplatz Eichhardt folgt nach langer Standortsuche und Finanzierungsproblemen als Ersatz für den zuvor aufgegebenen Fußballplatz am Ort der heutigen Eissporthalle. Erstmals finden die Internationalen Wiehler Jazztage statt.
1991: Die ärztliche Versorgung ist durch eine weitere Niederlassung von Fachärzten nach und nach bedarfsgerecht abgerundet worden.1995: Die Stromversorgung Aggertal GmbH Aggerstrom übernimmt die Energielieferung für Wiehl, Gummersbach, Bergneustadt, Engelskirchen und Overath. Das Beteiligungsunternehmen der Kommunen mit GEW Rheinenergie tritt an die Stelle des RWE.
1998: An der Homburger Straße entsteht das Johanniter-Haus an Stelle alter Postgaragen. Es beherbergt neben Eigentums- und Mieteinheiten für betreutes Wohnen Räume des Seniorentreffs OASe, Diakonie- und Sozialstation mit ambulanten und stationären Tagespflegediensten.

1999 übernimmt Wiehl als mittlere kreisangehörige Stadt (mit über 25.000 Einwohnern) neue Funktionen der örtlichen Bauaufsicht und der Baugenehmigungsbehörde sowie eigenem Jugendamt.
2001: Am 3. Mai wird das Wiehltal (ebenso das Aggertal) von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Nach nur einstündigem sintflutartigem Regenfall treten die Wiehl und der sonst friedlich plätschernde Alpebach über die Ufer. Nie zuvor in solchem Ausmaß gekannte Überschwemmungen verursachen große Schäden an Straßen, Gebäuden und Fahrzeugen. Die primär als Trinkwasser-Reservoir am Oberlauf der Wiehl angestaute Wiehltalsperre ist nur in räumlich begrenztem Umfang für den Hochwasserschutz tauglich.

2004 ereignet sich auf der Wiehltalbrücke ein schwerer Unfall, bei dem ein mit 32.000 Litern beladerener Tanklaster die Leitplanken durchbrach, die Brücke hinabstürtze und explodierte. Als Folge belastete der Durchgangsverkehr der A4 das Stadtgebiet von Wiehl stark.
2004: Nach langer Planungsphase, Sicherung der Grundstücksflächen und Freilegung der Trasse beginnt die Realisierung einer zentralen Anbindung des Ortskerns an die Umgehungsstraße (Kreisverkehrsplatz, 2005 fertiggestellt) und damit die städtebauliche Neustrukturierung des Areals südlich der Gleisanlagen.
Nach Abbruch alter Gebäude einer Bauunternehmung wird mit dem Neubau eines vergrößerten Verbrauchermarkts begonnen. Die Eröffnung ist für März 2006 fest eingeplant.

Die evangelische Kirche im Herzen Wiehls ist die größte der Wiehler Kirchen, ein Vorgängerbau wurde schon um 700 errichtet. Im Oberdorf steht ein unter Denkmalschutz stehendes und restauriertes Fachwerk-Ensemble. Der Bismarckturm ist ein Aussichtsturm, der zur Kaiserzeit 1909 erbaut wurde. Er ist 16,8 Meter hoch, hat einen regelmäßigen sechseckigen Grundriss und wurde aus Grauwacke erbaut.

Über den kleinen Fluss Wiehl führt am Rande des alten Ortskerns die aus Bruchsteinen errichtete "Mühlenbrücke", welche 1650 erbaut und 1980 renoviert wurde. Im Stadtteil Marienhagen steht eine der so genannten Bunten Kerken, eine Kirche mit mittelalterlichen Deckenmalereien. Unter Denkmalschutz steht auch die Wiehltalbahn.

Ein Kriegerdenkmal mit einem Soldatenstandbild steht am Rande des Stadtparks unterhalb der Kirche. In die Mauer sind Gedenktafeln eingelassen, die die Namen der gefallenen Soldaten aufführen. Außerdem wurde ein Textauszug aus einer Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker angebracht.

Das Museum "Achse, Rad und Wagen" in Wieh-Ohlerhammer stellt auf einer über 1.000 m² großen Ausstellungsfläche die 5.500-jährige Geschichte des Fahrzeugbaus dar. Im idyllisch gelegenen Bauernmuseum im Monsau werden alte landwirtschaftliche Geräte und Maschinen ausgestellt. Ein weiteres Museum befindet sich im Ortsteil Drabenderhöhe. Das Siebenbürger Heimatstube im Kulturhaus stellt unter anderem Trachten und Hausrat aus und vermittelt Einblicke in die bis heute gepflegten Sitten und Bräuche der über 800 Jahre alten Tradition und Kultur im Siebenbürger Land.


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Das Foto basiert auf dem Bild "Das Rathaus Wiehl von 1939" aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und ist unter unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist --Quoth.