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Weinsberg ist eine Stadt im Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg, 4 km östlich von Heilbronn. Sie liegt am Eingang des nach ihr benannten, von der Sulm und ihren Zuflüssen gebildeten Weinsberger Tales zwischen Neckar und Löwensteiner Bergen. Bekannt ist Weinsberg für den Weinbau, der über Jahrhunderte hinweg zentral für die Weinsberger Wirtschaft war und immer noch eine wichtige Rolle spielt. Heute ist die Stadt der Zentralort des Weinsberger Tales mit ausgeprägter Infrastruktur und ein Unterzentrum mit mittelzentralen Funktionen.

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Weinsberg liegt hauptsächlich im bzw. auf den Hängen des Tales des Stadtseebaches (auch Saubach genannt), eines Zuflusses der Sulm. Die Sulm fließt zwar durch Weinsberger Gebiet, aber nicht durch die Stadt selbst, und nur ein kleiner Teil der Stadt liegt am Rand des Sulmtales. Nordwestlich des Stadtkerns erhebt sich der Burgberg mit der Burgruine Weibertreu, westlich davon der Schemelsberg. Beide Berge werden intensiv für den Weinbau genutzt. Im Süden erstrecken sich das Stadtseebachtal und das Brühltal.

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Die Beschreibung des Oberamts Weinsberg von 1861 vermerkt: "Die Lage der Stadt ist im Allgemeinen eine gesunde und sehr milde, gegen Nordwesten durch den Burgberg, an den sie sich anlehnt, gedeckt, gegen Süden den Sonnenstrahlen offen, vor den Nebeln des westlichen Neckarthales durch den dazwischenliegenden Jägerhaus-, Galgen- und Wartberg geschützt."

Weinsberg liegt am Rand der Keuperstufe der Löwensteiner Berge, deren Ausläufer sich bis nach Neckarsulm und Öhringen erstrecken. Der Burgberg und der Schemelsberg sind Zeugenberge, die von Sulm und Stadtseebach vom restlichen Gebirgsstock abgetrennt wurden. Beide haben eine Schicht aus Schilfsandstein, der auch zum Bau u.a. der Burg und der Johanneskirche verwendet wurde.

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Am Burgberg wurde von 1811 bis 1867 Gips abgebaut. Das Loch, das der Gipsabbau im Berg hinterlassen hatte, wurde in den 1950er-Jahren wieder zugeschüttet und in Weinberge der Weinsberger Weinbauschule umgewandelt. Weinsberg besteht aus der Kernstadt und den 1973/75 eingemeindeten Ortschaften Gellmersbach, Grantschen und Wimmental.

Nachbarstädte und -gemeinden Weinsbergs sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen): Heilbronn (Stadtkreis), Erlenbach, Eberstadt, Bretzfeld (Hohenlohekreis), Obersulm, Ellhofen und Lehrensteinsfeld. Bis auf Heilbronn und Bretzfeld gehören alle zum Landkreis Heilbronn. Zusammen mit Eberstadt, Ellhofen und Lehrensteinsfeld bildet Weinsberg den Gemeindeverwaltungsverband "Raum Weinsberg" mit Sitz in Weinsberg.

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Auf Weinsberger Gemarkung wurde im 19. Jahrhundert eine keltische Silbermünze (Typ Kreuzmünze) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Die Münzinschrift "V,O,L,C" kann dem keltischen Stamm der Volcae zugeordnet werden, die damals u. a. in Süddeutschland lebten. Damit ist zu vermuten, dass sich zu dieser Zeit Kelten zumindest zeitweise im Gebiet des heutigen Weinsberg aufgehalten haben.

Die ersten sicher bekannten Siedler auf Weinsberger Gebiet jedoch waren die Römer. Durch das heutige Stadtgebiet verlief im 2. Jahrhundert eine Römerstraße, die von einem ehemaligen Grenzkastell des Neckarlimes bei (Heilbronn-) Böckingen zu einem Grenzkastell des Obergermanischen Limes bei Öhringen führte.

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An dieser Straße wurde unterhalb des späteren Burgberges zwischen 148 und 161 n. Chr. ein römischer Gutshof (villa rustica) errichtet, der bis zur Zerstörung durch Alamannen 234 oder 259/260 bestand. Das Badehauses dieses Gutshofes (in Weinsberg bekannt als Römerbad) wurde 1906 ausgegraben und konserviert, Teile des restlichen Gutshofes 1977. Die Alamannen wurden um 500 von den Franken verdrängt, die im 7. Jahrhundert auf Weinsberger Gemarkung westlich des Weißenhofes, zwischen Erlenbach und Gellmersbach, siedelten.

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778 wurde die Gegend um Weinsberg als Sulmanachgowe (Sulmgau, Hauptort vermutlich Neckarsulm) in einer Schenkungsurkunde Karls des Großen an das Kloster Lorsch erstmals erwähnt. Auf dem heutigen Gebiet der Stadt Weinsberg sind mehrere mittelalterliche Siedlungen (Bodelshofen, Burchardeswiesen, Lyndach u.a.) nachweisbar, die teilweise auch nach der Stadtgründung noch weiterbestanden, dann aber nach und nach aufgegeben wurden.

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Vermutlich um das Jahr 1000 wurde die Burg Weinsberg als Reichsburg auf einem Berg an der Handelsstraße von Heilbronn nach Schwäbisch Hall errichtet. 1140 wurde die Burg von König Konrad III. im Zuge der Auseinandersetzung zwischen Staufern und Welfen belagert und musste sich, nachdem das zu ihrer Befreiung herangeführte Entsatzheer Welfs VI. von den Staufern in einer Schlacht besiegt worden war, schließlich am 21. Dezember 1140 ergeben.

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Den Frauen auf der Burg wurde freier Abzug gewährt unter Mitnahme von dem, was jede tragen könne. Sie trugen ihre Männer herab, denen sie so das Leben retteten, da der König sich an sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber bekannt. Die Burg (heute Ruine) heißt aufgrund dieser Begebenheit Weibertreu.

Die Staufer setzten eine Ministerialenfamilie aus dem Göppinger Raum als Verwalter auf der Burg ein, die sich bald nach ihrem Sitz „von Weinsberg“ (Herren von Weinsberg) nannte und bis 1450 die Burg als Reichslehen innehatte (mit Unterbrechungen im Nutzungsrecht). Es entstand eine Vorburgsiedlung an den Hängen des Burgberges zwischen der Burg und der Kirche (heutige Ev. Johanneskirche), mit deren Bau um 1200 unterhalb der Burg begonnen wurde.

Um 1200 wurde vermutlich auch die Stadt Weinsberg gegründet. Wahrscheinlich war eine an der Handelsstraße gelegene Marktsiedlung zur Versorgung der Burg ihr Vorläufer. 1241 setzt die schriftliche Überlieferung ein mit der Erwähnung der Stadt in einem staufischen Einkünfteverzeichnis, in dem Weinsberg an 29. Stelle aufgeführt ist, ebenbürtig mit Donauwörth, Wiesbaden, Offenburg und Konstanz.

Wann Weinsberg das Stadtrecht erlangte, ist unbekannt. Es muss aber vor 1283 gewesen sein, da in diesem Jahr König Rudolf I. der Stadt Löwenstein das Stadtrecht verleiht nach dem Vorbild des Stadtrechtes, das seine Vorfahren der Stadt Weinsberg verliehen hatten.

Zu Beginn war Weinsberg zur Hälfte Reichsstadt, zur anderen Hälfte im Besitz der auf der Burg Weinsberg residierenden Herren von Weinsberg, die in der Stadt umfangreiche Rechte wie z.B. das Kelterrecht, das Badstubenrecht und das Recht auf die Besetzung des Schultheißenamtes hatten. Diese Rechte und das Beharren der Stadt auf ihrem Status als Reichsstadt, den sie durch Beitritt zu verschiedenen Städtebünden bekräftigte, führten zu zahlreichen Streitereien zwischen Stadt und Herren.

Im frühen 13. Jahrhundert war eine Stadtmauer aus Buckelquadern um die Stadt errichtet worden, die ursprünglich durch Schenkelmauern auch die Burg im Nordwesten mit einschloss. Im Gebiet zwischen diesen Schenkelmauern, unmittelbar unterhalb der Burg, standen Häuser für Priester, Ministeriale und Leibeigene der Herren. Vermutlich im frühen 14. Jahrhundert (vor 1312) zerstörten die Weinsberger Bürger diesen Stadtteil und schlossen die Stadt im Westen gegenüber der Burg ab, wie Urkunden aus dem Jahr 1375 aussagen.

In Ausnutzung der Abwesenheit zweier der drei Burgherren und gegen den Widerstand des dritten errichteten sie eine Mauer zwischen Burg und Stadt mit einem davorliegenden Graben, der als Burgweg heute noch existiert. Die Schenkelmauern wurden vermutlich gleichzeitig abgebrochen. Reste der Stadtmauer existieren noch im Norden und Nordosten des alten Stadtkerns; im Süden ist nur noch ein kleines Stück zu finden.

Drei der Türme – Wolfsturm, Diebsturm (später Geisterturm genannt) und Küh-, Säu- oder Wachturm – sind ebenfalls noch erhalten, vom Wolfsturm in der Nordwestecke der Stadtbefestigung gleich bei der Kirche allerdings nur der Turmstumpf.

Die Streitereien mit den Herren dauerten an. Schließlich, am 22. Mai 1417, belehnte König Sigismund seinen Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg mit der Stadt Weinsberg, die damit vom Status einer Reichsstadt zu einer den Weinsberger Herren unterstellten Landstadt abgewertet worden wäre. Die Stadt suchte Schutz in einem weiteren Städtebund, dem Weinsberger Bund vom 27. November 1420, in dem sich 33 Reichsstädte zum Schutz der Stadt Weinsberg zusammenschlossen.

Weil die Stadt sich weigerte, seine Herrschaft anzuerkennen, und auch die ihm zustehenden Abgaben nicht mehr zahlte, bewirkte Konrad IX. beim königlichen Hofgericht die am 10. Februar 1422 vom König bestätigte Acht über die volljährigen Bürger. Weil diese nichts bewirkte, folgte 1425 die Aberacht. Außerdem verhängte Papst Martin V. 1424 den Kirchenbann über sie.

All das nutzte jedoch nichts, und Konrad griff zu drastischeren Maßnahmen. Er wollte die mit Weinsberg verbündeten schwäbischen Städte schädigen und erwarb zu diesem Zweck (durch Tausch gegen Weikersheim mit Pfalzgraf Otto I. von Pfalz-Mosbach) die Stadt Sinsheim, durch die einer der Hauptwege zur Frankfurter Messe führte, an dem er damit Rechte erwarb.

Im August 1428 überfiel er in Sinsheim zur Messe ziehende Kaufleute und setzte 149 Kaufleute aus 20 mit Weinsberg verbündeten Städten fest, davon allein 37 aus Ulm. Die Frankfurter Messe musste ausfallen. Der König empfand das als persönliche Beleidigung und entzog Konrad seine Gunst.

Die Städte einigten sich zwar im Oktober 1428 in Heidelberg mit Konrad, der König verbot ihnen aber diese Einigung. Erst 1430 kam es zu einem neuerlichen Vergleich der Parteien auf Grundlage der zwei Jahre zuvor in Heidelberg erzielten Einigung, dem der König nun zustimmte. In diesem Vertrag musste Konrad die Stadt Weinsberg als (ungeteilte) Reichsstadt anerkennen. 

Bereits 1440 verlor Weinsberg den Status der Reichsstadt wieder. Der 1596 in Frankfurt am Main erschienenen Schwäbischen Chronik (Paraleipomenos Rerum Sueuicarum Liber) des Tübinger Professors Martin Crusius zufolge soll es einer Schar von Rittern unter Führung von Kunz von Bebenburg und Hans von Urbach gelungen sein, einige Männer in einem großen Weinfass („Trojanisches Fass“) in die Stadt zu schmuggeln, die dann die Tore öffneten und so die Einnahme der Stadt ermöglichten.

Am 16. September 1440 verkauften sie die Stadt für 3.000 Gulden an den Pfalzgrafen bei Rhein. Da Weinsberg die von diesem geforderte Auslöse von 7.966 Gulden nicht aufbringen konnte, wurde die Stadt Teil der Kurpfalz. 1450 kaufte der Pfalzgraf den Herren von Weinsberg die Burg und die ihnen noch verbliebenen Rechte in der Stadt ab und war damit alleiniger Besitzer Weinsbergs.

1504 eroberte Herzog Ulrich von Württemberg im Landshuter Erbfolgekrieg Burg und Stadt Weinsberg nach dreiwöchiger Belagerung. Mit dem Uracher Vertrag von 1512 zwischen der Kurpfalz und Württemberg wurde Weinsberg dann auch offiziell württembergisch. 1520 wurde es wie ganz Württemberg österreichisch (bis 1534).

Im Bauernkrieg wurden am 16. April 1525, Ostersonntag, Burg und Stadt von aufständischen Bauern eingenommen. Der in Weinsberg gefangen genommene Graf Ludwig von Helfenstein, Amtmann von Weinsberg und Obervogt über alle württembergische Bauern, wurde vor den Stadtmauern mitsamt seinen Rittern und Reisigen von den Bauern durch die Spieße gejagt und getötet.

Dieses Weinsberger Blut-Ostern zog die Vergeltung des Schwäbischen Bundes nach sich, der Weinsberg am 21. Mai niederbrennen ließ. Die Stadt verlor ihre Freiheiten und das Stadtrecht, ihre Einkünfte gingen künftig direkt an die Obrigkeit. Die Bürger mussten eine jährliche Buße von 200 Gulden zahlen.

Bis 1534 wurden zudem Sühnegelder für die Hinterbliebenen Helfensteins von den Weinsbergern eingetrieben. Es wurde verboten, die zerstörten Häuser wieder aufzubauen; das Verbot wurde aber noch im selben Jahr wieder aufgehoben. Der Urfehdebrief vom 17. November 1525, der dieses Verbot aufhob, bestimmte auch, dass die gesamte Stadtmauer mitsamt Türmen geschleift werden sollte, was aber nicht geschah. Nach der Rückkehr Ulrichs nach Württemberg 1534 huldigte ihm Weinsberg und nannte sich fortan wieder Stadt, wenngleich ein (neues, württembergisches) Stadtrecht erst 1553 von Herzog Christoph wieder verliehen wurde.

Im Schmalkaldischen Krieg wurde Weinsberg am 21. Dezember 1546 von Kaiser Karl V. ohne Kampfhandlungen eingenommen. In der Folge lagen von November 1549 bis Oktober 1551 spanische Truppen in der Stadt. Danach kehrte für mehrere Jahrzehnte Ruhe ein, die nur durch den Durchzug von Infektionskrankheiten – „Englischer Schweiß“ (sudor anglicus) im Jahre 1529, Pest in den Jahren 1571, 1585, 1597 und 1612 – gestört wurde.

Im Dreißigjährigen Krieg lagen dann mehrfach Soldaten in Weinsberg. Im September 1634 fielen kaiserliche Truppen ein, plünderten die Stadt und ermordeten zehn Menschen. 1625 und 1635 suchte erneut die Pest die Stadt heim, die bis 1640 fast zwei Drittel ihrer Einwohner verlor. Ebenfalls 1635 schenkte Kaiser Ferdinand II. Stadt und Amt Weinsberg dem Grafen Maximilian von und zu Trauttmansdorff, der beide 1646 an Württemberg zurückgab. Aufgrund dieser Episode nennen sich seine Nachfahren bis heute von Trauttmansdorff-Weinsberg.

1649 bis 1742 gehörte Weinsberg (zusammen mit Möckmühl und Neuenstadt am Kocher) hälftig zur Herrschaft Württemberg-Neuenstadt. Während dieser Zeit wurde die Stadt am 19. August 1707 durch einen großen Brand zu zwei Dritteln zerstört und danach innerhalb weniger Jahre wieder aufgebaut, wobei das mittelalterliche Stadtbild mit engen Gassen wegen der Weiterverwendung der für den Weinbau wichtigen Keller weitgehend erhalten blieb – trotz anderer Wünsche der mit dem Wiederaufbau befassten herzoglichen Baumeister, die ihre barocken Ideale der geraden, breiten Straßen als Sichtachsen nur am Marktplatz durchsetzen konnten. 1755 wurde Weinsberg Sitz eines Oberamtes (Oberamt Weinsberg).

1784 wurde mit der Einrichtung eines (offenen) Feuertores beim südlichen Wachturm erstmals eine Bresche in die bis dahin lückenlose Stadtmauer geschlagen. 1803 wurden die noch vorhandenen Teile des Wehrgangs abgebrochen, ab 1805 in einem jahrzehntelangen Prozess nach und nach fast die gesamte restliche Stadtmauer. In zwei Schritten wurde 1811 und 1844/45 die Straße nach Heilbronn am westlichen Stadtausgang auf eine neue, weniger steile Trasse verlegt, wozu weitere Teile der Stadtmauer und auch einige Häuser abgerissen wurden.

1817 setzte in der Stadt eine Auswanderungswelle vor allem nach Nordamerika ein, die bis ins späte 19. Jahrhundert anhielt. Die Gründe waren zum einen wirtschaftlicher Art (z.B. durch Missernten verursachte Not), zum anderen aber auch politischer Natur. Der später berühmte Nationalökonom Friedrich List, damals noch württembergischer Rechnungsrat, wurde im Frühjahr 1817 nach Weinsberg geschickt, um die Gründe der Auswanderungswilligen zu erforschen.

Ihm wurden hauptsächlich Bedrückung durch Feudalrechte (z.B. Fronen) oder persönliche Bedrückung durch willkürlich handelnde Beamte genannt. Lists Bericht an die Regierung in Stuttgart findet seinen Höhepunkt in der Aussage, die Auswanderer „wollen lieber sklaven in Amerika seyn als bürger in Weinsperg.“ Erst Jahrzehnte später, 1892, wird in Weinsberg die letzte Auswanderung nach Nordamerika verzeichnet. Die Industrialisierung und der damit verbundene Wirtschaftsaufschwung verbesserten die Lage der Bürger.

Von 1819 bis zu seinem Tod 1862 lebte der Dichter und Arzt Justinus Kerner in Weinsberg. In seinem 1822 erbauten Haus, dem Kernerhaus, trafen sich oft mit ihm befreundete Dichter wie Ludwig Uhland, Gustav Schwab und Nikolaus Lenau und bescherten Weinsberg so den Ruf, ein „schwäbisches Weimar“ zu sein.

Auch in der Heimat- und Denkmalpflege war Kerner tätig; er verhinderte den weiteren Abbruch der Burgruine und gründete für ihre weitere Instandhaltung zusammen mit 142 Weinsberger Frauen den Frauenverein Weinsberg, der 1824 vom württembergischen König Wilhelm I. mit der Burgruine belehnt wurde, die noch heute im Besitz des Vereins (inzwischen Justinus-Kerner-Verein und Frauenverein Weinsberg) ist.

1860 bis 1862 wurde die Eisenbahnlinie von Heilbronn über Weinsberg nach Schwäbisch Hall (Hohenlohebahn) gebaut, bis 1867 deren Fortsetzung nach Crailsheim. Die Eisenbahn brachte den Fortschritt und mit einiger Verzögerung auch wirtschaftliche Prosperität in die Stadt. 1868 wurde nach jahrelangen Vorbereitungen eine Königliche Weinbauschule in Weinsberg eingerichtet, die unter anderem Namen bis heute besteht.

Das erste Viertel des 20. Jahrhunderts sah die Gründung einiger Firmen, die sich hauptsächlich in zwei neu angelegten Gewerbegebieten in der Nähe des Bahnhofs ansiedelten und Güter wie Ziegel, Tabak, Möbel u.a. produzierten. 1903 wurde etwas außerhalb des Stadtgebietes die neu gebaute Königliche Heilanstalt (für Geisteskranke) eröffnet, die als Klinikum am Weissenhof heute der größte Arbeitgeber in der Stadt ist.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen unternahm es die württembergische Regierung 1923 erneut, die Zahl der Oberämter zu verringern. Auch diese Reform scheiterte und führte zum Rücktritt der Regierung. Die weitere politische Debatte führte schließlich zu einer Mini-Reform, der 1926 als einziges Oberamt das Oberamt Weinsberg zum Opfer fiel, das mit Wirkung vom 1. April gegen den heftigen Protest der Weinsberger aufgelöst und auf die umliegenden Oberämter verteilt wurde. Weinsberg selbst wurde dem Oberamt Heilbronn zugeteilt. Die ehemalige Oberamtsstadt verlor an Bedeutung, die Heilbronn im Gegenzug dazugewann.

Im Zweiten Weltkrieg kam Weinsberg lange Zeit relativ ungeschoren davon und konnte sogar viele Ausgebombte aus dem am 4. Dezember 1944 stark zerstörten Heilbronn aufnehmen. In der Endphase des Krieges, am 12. April 1945, wurde die Stadt dann doch noch durch Artilleriebeschuss und Bombardierung und die daraus resultierenden Brände großteils zerstört. Insgesamt 15 Menschen starben. 330 Häuser brannten ab, auch das Rathaus und mit ihm das Stadtarchiv, das schon bei den Bränden 1525 und 1707 dezimiert worden war. Weitere wichtige Quellen zur Stadtgeschichte gingen verloren.

Im 1937 am damaligen Stadtrand errichteten Landwehrübungslager, das ab 1940 bis Ende März 1945 als Offiziersgefangenenlager (Oflag V A) diente, wurden von den Siegermächten nach Kriegsende ehemalige Zwangsarbeiter und andere „Displaced Persons“ untergebracht. 1953 wurde das Lager umfunktioniert zu einem Landesdurchgangslager für Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten, das noch bis zum 30. November 1972 existierte. Auch Bundespräsident Horst Köhler lebte als Kind für einige Tage hier. Viele Flüchtlinge aus dem Lager ließen sich permanent in Weinsberg nieder und trugen zum Wiederaufbau der Stadt in den späten Vierziger- und den Fünfzigerjahren bei. Bis 1955 war der Wiederaufbau mit 450 Neubauten oder wieder aufgebauten Gebäuden im Wesentlichen abgeschlossen.

In den 1960er- und 1970er-Jahren veränderte der Bau zweier Autobahnen und des Autobahnkreuzes die Stadt in bis dahin ungekanntem Ausmaß. Weinsberg war nun aus allen Himmelsrichtungen bequem und schnell per Automobil zu erreichen, sah sich aber auch zunehmend Verkehrslärm in bislang unbekanntem Ausmaß ausgesetzt, was Lärmschutzmaßnahmen notwendig machte.

Als Auswirkung der baden-württembergischen Kreis- und Gemeindereform schlossen sich am 21. Dezember 1971 Weinsberg, Eberstadt, Ellhofen und Lehrensteinsfeld zum Gemeindeverwaltungsverband „Raum Weinsberg“ mit Sitz in Weinsberg zusammen. 1973 wurde Grantschen, 1975 wurden Gellmersbach und Wimmental nach Weinsberg eingemeindet.


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Das Foto basiert auf dem Bild "Weinsberg, Römerbad" aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Rosenzweig.