Groß-Gerau ist die Kreisstadt des Kreises Groß-Gerau, liegt im südlichen Rhein-Main-Gebiet in Hessen und übernimmt gegenüber seinem Umland die Funktion eines Mittelzentrums. Geografische Lage Groß-Gerau liegt im Norden des hessischen Rieds in der Oberrheinischen Tiefebene, unweit von Rhein und Main entfernt. Wenige Kilometer südwestlich liegt das größte hessische Naturschutzgebiet der Kühkopf-Knoblochsaue mit der Schwedensäule. Nachbargemeinden Groß-Gerau grenzt im Norden an die Gemeinde Nauheim, im Nordosten an die Stadt Mörfelden-Walldorf, im Osten an die Gemeinde Büttelborn, im Südosten an die Stadt Griesheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg), im Süden an die Stadt Riedstadt, sowie im Westen an die Gemeinde Trebur.
Stadtgliederung Groß-Gerau gliedert sich in die Stadtteile Berkach, Dornberg, Dornheim, Auf Esch, Groß-Gerau und Wallerstädten. Geschichte Schon in der römischen Zeit hatte das heutige Stadtgebiet eine höhere Bedeutung. Ein Kastell im Bereich des Stadtteils "Auf Esch"/ Fasanerie sicherte den Brückenkopf der römischen Provinzhauptstadt Mainz, noch bevor der Limes angelegt und das heutige Südhessen römisch wurde. Die B 44 ist in ihrem Verlauf von der Südspitze der Fasanerie bis Dornheim mit der Römerstraße von Mainz über Groß-Gerau nach Ladenburg identisch; sie lief auf das Südtor des Kastells zu. Mit der Gründung der Civitas Auderiensium gab man das Kastell auf, der Lagervicus blieb als Marktort bestehen. Die räumliche Nähe dieses Vicus zu der später erwähnten mittelalterlichen Wasserburg Dornberg wird kein Zufall sein.
Die Gerauer Mark (das Waldgebiet zwischen Wallerstädten und Messel) wurde 910 in einer Schenkungsurkunde des Mainzer Erzbischofs Hatto I. erstmals urkundlich erwähnt. In der Folgezeit herrschten in der Region die Herren von Dornberg, bei denen es sich möglicherweise um Dienstleute der staufischen Kaiser in der Frankfurter Pfalz handelte (1160 Erwähnung der Wasserburg im Gebiet des heutigen Dornbergs, später Schloss Dornberg). Nach dem Aussterben der Herren von Dornberg traten die aus dem Westerwald und Mittelrheingebiet stammenden Grafen von Katzenelnbogen deren Nachfolge an und erwirkten 1398 für Groß-Gerau die Stadtrechte. Im Jahr 1479 starb Graf Philipp I. der Ältere von Katzenelnbogen ohne männlichen Nachfolger und die Grafschaft fiel an die Landgrafschaft Hessen. 1578 wird mit dem Bau des Rathauses begonnen. Hier tagte das Schöffengericht und die landgräflich eingesetzten Schultheiße. Die Groß-Gerauer Stadtkirche wurde 1634 von kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg in Brand gesteckt. Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt erneuerte 1663 die Stadtrechte gegen eine Zahlung von 24.000 Gulden. Diese Rechte beinhalteten den Wegfall der Frondienste, Erhebung von Markt-Standgeldern, Vertretung im Landtag und das Recht, Juden aus der Stadt zu verjagen. Im 19. Jh. wurde Groß-Gerau Kreisstadt des Kreises Groß-Gerau in der Provinz Starkenburg im Großherzogtum Hessen und es begann auch hier die Industrialisierung. Bedingt durch den Anschluss an die Hessische Ludwigsbahn mit den Strecken Darmstadt-Mainz 1858 und Frankfurt am Main-Mannheim 1879 (Riedbahn) konnte sich ein vielfältiges Gewerbeleben entwickeln. Die Stadt wurde Sitz von Metallverarbeitung (FAGRO), Konservenfabriken (Helvetia), Käsereien (in GG wird der Mainzer Käse hergestellt) und der Zuckerindustrie. Von 1869 bis 1871 war Groß-Gerau das Epizentrum einer Reihe von etwa 2000, meist schwacher, Erdbeben. 1896 wurde der Bau einer Dampfstraßenbahn von Darmstadt über Groß-Gerau nach Oppenheim diskutiert, aber nicht verwirklicht. Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 1. Januar 1977 per Gesetz die Stadt Groß-Gerau und die zuvor selbstständigen Gemeinden Dornheim und Wallerstädten zur neuen Stadt Groß-Gerau zusammen. Bereits am 31. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Berkach nach Groß-Gerau eingegliedert.
Im Juni 1994 war Groß-Gerau als Austragungsort des Hessentags für zehn Tage die "heimliche Hauptstadt" Hessens. In der Gegenwart hat sich die wirtschaftliche Gesamtsituation der Stadt Groß-Gerau sowie insbesondere auch des Landkreises Groß-Gerau verschlechtert. Ein relativ hoher Verschuldungsgrad und die strikte Kontrolle der öffentlichen Haushalte (insbes. Kreis) durch das Regierungspräsidium Darmstadt sind hierfür Beleg. Magistrat und Bürgermeister Der Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau besteht aus dem direkt gewählten Bürgermeister, dem (ehrenamtlichen) ersten Stadtrat und weiteren fünf ehrenamtlichen Stadträten. Am 18. März 2007 wurde Stefan Sauer von der CDU als neuer Bürgermeister der Stadt Groß-Gerau gewählt. Stefan Sauer hat an der Universität Frankfurt am Main Wirtschaftswissenschaften mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann studiert, ist langjähriges Mitglied des Stadtparlamentes und war vor Amtsantritt in einer Bank in Frankfurt am Main auf Managementebene tätig. Ausländerbeirat Die letzte Ausländerbeiratswahl fand am 27. November 2005 statt. Der Ausländerbeirat Groß-Gerau setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen. Anzahl der Sitze; Neue Generation 3, Solidarität 3, Progressive Ausländer Union 1 und Liste für Toleranz und Gerechtigkeit 2. Am 6. Dezember 2009 wurde der Ausländerbeiratsmitglied Ismail Özdogan bei der Plenarsitzung des früheren Bundesausländerbeirates, jetzt Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat, in Saarlouis für die Dauer von zwei Jahren als Stellvertretender Vorsitzender gewählt. Auch ist er seit 15. Februar 2009 Vorstandsmitglied (Stellv. Vorsitzender) in der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen - Landesausländerbeirat (AGAH). Städtepartnerschaften Groß-Gerau ist in einer Ringpartnerschaft mit den Städten Brignoles (Provence, Frankreich, seit 1959), Bruneck (Südtirol, Italien, seit 1959), Tielt (Westflandern, Belgien, seit 1959) und Szamotuły (Woiwodschaft Großpolen, Polen, seit 2000) verbunden. Sehenswürdigkeiten Im Zentrum, speziell in der Mainzer Straße, der Schulstraße und deren Verlängerung Am Sandböhl und dem vorderen Teil der Frankfurter Straße, hat Groß-Gerau eine Reihe liebevoll restaurierter Fachwerkhäuser.
Schulen der Stadt Grundschulen
Weiterführende und sonstige Schulen
Verkehr Groß-Gerau ist sehr verkehrsgünstig gelegen. Hier kreuzen sich die B 42/L 3482 und B 44, die Autobahnanschlussstellen Nord und Süd schaffen über die A 67 Verbindungen in alle Richtungen. Der Flughafen Frankfurt am Main ist über die Autobahn in etwa 15 Minuten zu erreichen. Auch die umliegenden Großstädte sind nahe bei (Darmstadt 11 km, Wiesbaden 23 km, Mainz 18 km und Frankfurt am Main 28 km).
Darüber hinaus ist Groß-Gerau an zwei Eisenbahnstrecken angeschlossen, die sich am östlichen Stadtrand in etwa in rechtem Winkel kreuzen. Dies sind die Rhein-Main-Bahn Mainz–Darmstadt–Aschaffenburg und die Riedbahn Mannheim–Frankfurt. Beide Strecken sind zweigleisig und elektrifiziert. Es existieren insgesamt drei Stationen im Stadtgebiet, namentlich
Zwischen den Bahnstrecken existieren zwei Verbindungskurven in den Relationen Mannheim-Mainz und Mannheim-Darmstadt. Beide spielen vorwiegend im Güterverkehr eine Rolle. Insbesondere besteht zwischen den Bahnhöfen Groß Gerau und Groß Gerau-Dornberg kein Personenverkehr. Die „Falschschreibung“ der Bahnhofsnamen rührt von Unstimmigkeiten unter den Bundesstaaten des Deutschen Reiches hinsichtlich der Anwendung von Rechtschreibregeln her. Ansässige Unternehmen Insgesamt entwickelte sich die Wirtschaft in Groß-Gerau in den letzten Jahren ungünstig. Mehrere Traditionsbetriebe, wie beispielsweise Fagro oder das Werk der Südzucker AG, wurden geschlossen.
Medien Als Tageszeitungen erscheinen das „Groß-Gerauer Echo“ (früher: „Heimatzeitung“), das zur Zeitungsfamilie des Darmstädter Echos gehört, sowie Frankfurter Zeitungen mit Regionalseiten auch für Groß-Gerau. Zusätzlich erscheint auch das lokale Monatsmagazin „Wir“. Religionsgemeinschaften Evangelische Gemeinde Katholische Gemeinde
Muslimische Gemeinde Das Gebetshaus der Muslimischen Gemeinde der IGMG befindet sich in der Sudetenstraße. Das Muslimische Zentrum, das Gebetshaus eines dem türkischen VIKZ nahestehenden Vereins, befindet sich in der Friedhofstraße. Die Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat kaufte im Jahr 1985 das ehemalige Gelände „Märchenland“ im Norden der Stadt und nennt es nun „Nasir Bagh“. Es befindet sich am Ortsausgang an der B 44 in Richtung Mörfelden. Bis 1994 fanden dort die jährlichen Versammlungen (Jalsa Salana) statt. Da der Platz nicht mehr ausreichend Kapazität bieten konnte, fanden sie von 1995 bis 2010 auf dem Mannheimer Maimarktgelände statt. Seit 2011 findet die Jalsa Salana Deutschland jährlich in der Messe Karlsruhe statt. Heute wird das Gelände „Nasir Bagh“ nur noch für regionale Veranstaltungen genutzt.
1992 wurde auf dem Areal die Moschee „Bait ul-Schakur“ („Haus des Würdigen“) gebaut. Es bietet auf zwei Etagen etwa 850 Gläubigen Platz und ist mit 600 m² Gebetsfläche die größte Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland. Die Moschee besitzt zudem ein kuppelhohes Minarett, welches dem Weißen Minarett von Qadian nachempfunden ist. Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Groß-Gerau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. |